Sarajevo – 11 Tipps für die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina

von Sarah Kessler

Eins nehme ich mal vorweg: Wenn du die bosnische Hauptstadt Sarajevo bisher noch nicht auf deinem Plan hast, ist die Zeit gekommen, eben diesen zu ändern. Denn Sarajevo sprudelt nur so vor Leben. Vielleicht, weil die Sarajlije (so nennt man die Einwohner*innen Sarajevos) eben dieses Leben historisch viel zu oft fürchten mussten. Denn Sarajevo kann man nicht ohne das Wort „Krieg“ denken und erleben. Internationale Bekanntheit erlangte die Stadt, als hier durch die Ermordung des Thronfolgers Österreich-Ungarns, Franz Ferdinand, und seiner Gemahlin Sophie Chotek der erste Weltkrieg ausgelöst wurde. Wenige Jahrzehnte später wurde die Stadt Schauplatz eines so schrecklichen Krieges, für den jedes Wort verharmlosend klingt: Während Sarajevos fast vierjähriger Belagerung im Bosnienkrieg von 1992 bis 1996, starben über 11.000 Sarajlije. Die Spuren sind auch heute im Stadtbild nicht zu übersehen. Doch zwischen mit Einschusslöchern übersäten Häuserfronten pulsiert das Leben. Ganz besonders zum jährlichen Filmfest verwandelt sich die knapp 300.000 Einwohner*innen starke Stadt zur Metropole. Aber das bunte Sarajevo ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Damit du vor Ort uneingeschränkt die Atmosphäre genießen kannst und keine Zeit mit dem Lesen von Reiseführern vergeuden musst, versorge ich dich hier mit 11 Tipps für deine neue Lieblingsstadt. 

Sarajevo – Gut zu wissen

Meine Tipps für Sarajevo

Sarajevo
© Sarah Kessler

1
Reise in Sekundenschnelle zwischen zwei Welten hin und her

"Meeting of Cultures", dieser Schriftzug markiert die Grenze der historischen Stadtkerne Sarajevos und bildet den perfekten Ausgangspunkt, um die Atomsphäre der Stadt auf sich wirken zu lassen. Hier stehst du an der Grenze zwischen der „alten“ Altstadt, dem osmanisch geprägten Teil der Stadt, und der „neueren“ Altstadt, die in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gebaut wurde. Schaust du in die eine Richtung, fühlt es sich an, als blicktest du in einen Istanbuler Vorort. Nach einer 180 Gradwendung um die eigene Achse, schaust du plötzlich in prächtige Gebäude. Hier kannst du das vielfältige und rege Treiben der Stadt zwischen Basar- und Kaffeehausatmosphäre auf dich wirken lassen.

ewige flamme sarajevo
© Sarah Kessler | © Charlott Tornow

2
Bestaune die Kraft der ewigen Flamme

"Die ewige Flamme" ist eine Gedenkstätte für die militärischen und zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs in Sarajevo. Das Denkmal steht am Ende der Einkaufsstraße und strahlt besonders in der Dunkelheit eine magische Atmosphäre aus. Schnapp die einen bosnischen coffee to go, schau in die Flammen und beobachte das rege Treiben.

Concept Store & Bar Kutcha, Sarajevo
© Sarah Kessler

3
Shoppe in versteckten Concept Stores

Hier liegen die schönsten Cafés und die kreativsten Concept Stores versteckt: hinter unscheinbaren Fassaden. Denn noch immer sind viele Häuser in Sarajevo von außen kriegsgezeichnet und geben wenige Anhaltspunkte für die gemütlichen Ruheoasen, die sich häufig dahinter verbergen. Um die Hemmungen beim munteren Anklopfen zu senken, ist hier eine erste Anlaufstelle – der wundervolle und gemütliche Concept Store & Bar Kutcha.

Sarajevo
© Sarah Kessler | Charlott Tornow

4
Besuche alle vier historischen Gotteshäuser von Sarajevo

Nicht umsonst wird Sarajevo auch das "Jerusalem Europas" genannt. Durch seine bewegte Geschichte und die wechselnden Herrschaften, zählte die bosnische Hauptstadt bereits in ihrer historischen Altstadt Gotteshäuser von vier verschiedenen Religionen: eine Moschee, eine Synagoge, eine orthodoxe Kathedrale und schließlich die katholische Kathedrale. Letztere wurde von dem Architekten Josip Vancaš entworfen, der bei der Planung gänzlich freie Hand erhielt. Doch er legte Wert darauf, die Höhe der übrigen Gotteshäuser nicht zu übersteigen, denn er war der Meinung, dass man in Sarajevo bisher so gut auf Augenhöhe miteinander gelebt hätte, dass er nun nicht die anderen Religionen sinnbildlich überragen wollte. Davon können sich gerne andere Städte eine Scheibe abschneiden! 

Fabrika Coffee, Sarajevo
© Sarah Kessler

5
Wähle deinen Blend bei Fabrika Coffee

Du willst eine Auswahl wie auf einer Weinkarte – nur für Kaffee? Dieser Traum geht bei der Fabrika Coffee im osmanischen Teil von Sarajevo in Erfüllung. Alle Bohnen werden in der bosnischen Stadt Banja Luka geröstet und die Blends von wahren Meister*innen kreiert. Lieber mehr Robusta oder darf es doch ein Arabica-Kaffee sein? Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei – nicht umsonst ist Bosnien und Herzegowina für seinen Kaffee bekannt. Ganz nebenbei verleiht das schwarze Lebenselixier gleich Energie für die weiteren Entdeckungstouren.

Festina Lente, Sarajevo
© Sarah Kessler

6
Überquere die Fußgängerbrücke Festina Lente und gucke kostenlose Kunst an

Die Fußgängerbrücke Festina Lente führt über die Miljacka zur Akademie der Schönen Künste (übrigens auch ein besonders schöner Bau) und wurde von drei Student*innen der Kunstakademie von Sarajevo entworfen. Die Stahlbrücke verläuft in einer Schleife und eine Inschrift an beiden Eingängen der Brücke verrät die Intention dahinter: "Festina Lente" ist lateinisch für "Eile mit Weile". Der Aufruf, einen Gang zurückzuschalten, sollte direkt an Ort und Stelle befolgt werden. Denn nicht selten findet sich eine kostenlose und geniale Kunstausstellung aktueller Werke von Studierenden im Foyer der Akademie.

Rathaus Sarajevo
© Sarah Kessler

7
Bestaune Sarajevos schönstes Gebäude, das alte Rathaus

Erst 2014 konnten die aufwendigen Restaurierungsarbeiten an dem alten Rathaus von Sarajevo beendet werden, um die Kriegsschäden zu beseitigen. Aber die Mühe war jede Sekunde wert. Das Prachtgebäude liegt direkt am osmanischen Teil der Stadt und ist absolutes Pflichtprogramm bei einem Besuch. Du kannst danach hervorragend über den Basar schlendern oder dich bei einer Portion Ćevapčići stärken.

LisicaLisica, Sarajevo
© Sarah Kessler

8
Decke dich bei LisicaLisica mit geschmiedeten Andenken ein

Die Schmiedekunst hat in Sarajevo lange Tradition. Im osmanischen Teil der Altstadt ist diese als einziges Traditionshandwerk auch noch immer in einer eigenen Gasse vertreten. Allerdings finden sich dort überwiegend die gleichen Tourifallen-Angebote. Wahre Schmiedekunst gibt es bei LisicaLisica. Ein Geschwisterpaar hat die Werkstatt des Vaters übernommen und interpretiert das Handwerk neu. So sind moderne Designs entstanden, die jedes Handwerksherz höherschlagen lassen. Von filigranem Schmuck über Schalen bis hin zu Garderoben und Lampen ist alles dabei.

Sarajevo
© Sarah Kessler

9
Laufe durch die alte Bobbahn von Sarajevo

1984 fanden in Sarajevo die Olympischen Winterspiele statt. Eigens dafür wurde eine Bobbahn auf dem Hausberg, dem Trebević, gebaut. Im Krieg wurde die Bahn von den Serb*innen als Schützengraben missbraucht – denn von dem Berg konnte die Stadt hervorragend bombardiert werden. Heute gilt die Bahn als Lost Place und ist mit Graffitis übersät. Am besten fährt man mit der Gondelbahn (kann aus dem Zentrum gut zu Fuß erreicht werden) auf den Trebević, genießt die Aussicht auf das im Kessel liegende Sarajevo und schlendert dann durch die alte Bobbahn. Neben der historischen Bedeutung des Ortes kannst du hier im Grünen etwas Ruhe genießen und deine Batterien aufladen. 

Dveri, Sarajevo
© Sarah Kessler

10
Schlemme bei Dveri regionale, bosnische Spezialitäten

Essen kann man an so vielen Orten in Sarajevo ganz wunderbar. Wenn es aber etwas Besonderes sein soll, dann ist Dveri der place to be. Das kleine Lokal liegt in einer Seitenstraße der Bašćaršija, dem historischen Zentrum. Es besticht mit seinem einzigartigem Flair: Kletterpflanzen ranken von der Decke hinab und verwandeln den zweigeteilten Raum in eine gemütliche, rustikale Stube, die zum Verweilen einlädt. Angeboten werden regionale Spezialitäten und die ausgewählte Weinkarte lässt keine Wünsche offen. Unbedingt vorab reservieren!

Galerija 11/07/95
© Galerija 11/07/95

11
Lerne über den Völkermord von Srebrenica in der Galerija 11/07/95

Der Balkankrieg im Besonderen, aber vor allem der Völkermord in Srebrenica haben sich in das Gedächtnis der bosnischen Bevölkerung eingebrannt. Am 11.07.1995 wurden 8372 muslimische Zivilist*innen von Soldaten der Republika Srpska, unter dem Kommando von General Ratko Mladić, ermordet und in Massengräbern verscharrt. Die Galerija 11/07/95, die erste Gedenkgalerie in Bosnien und Herzegowina, arbeitet dieses Erlebnis mit Bild-, Video- und Tonaufnahmen für Besucher*innen so lebhaft auf, dass man noch Tage nach dem Besuch nicht ganz fassen kann, was damals passiert ist.

Rundreise durch den Balkan

11 Tipps für Albanien
Albanien ist reich an Geschichte, Kultur, atemberaubenden Naturorten und wunderschönen Landschaften, Heimat des letzten Wildflusses Europas und aufgeschlossener, gastfreundlicher Menschen.
Weiterlesen
11 Tipps für Montenegro
Unberührte Natur mit mächtigen Bergen im Hinterland, charmante Kleinstädte und schöne Strandabschnitte an der Küste – das Land der „Schwarzen Berge“ ist ein abwechslungsreiches Ziel für Naturliebhaber*innen.
Weiterlesen
Zurück zur Startseite