Sonja Koller Perfekte Kombination aus Wandern und Skifahren: Meine erste Skitour in Hintersee
Obwohl ich seit mittlerweile über einer Stunde bergauf und mit Rucksack auf den Schultern durch einen Schneesturm stapfe, grinse ich. Denn jeder Meter, den ich nach oben zurücklege, bedeutet nachher mehr Spaß beim Herunterfahren. Ich hatte gehofft, dass Skitouren ein cooles Winterabenteuer sind, aber dass die Kombination aus Sport und meditativem Gehen so toll ist, hätte ich nicht gedacht.
Ich liebe Wandern und ich liebe es, mit Skiern die Pisten runter zu sausen. Am liebsten habe ich es dabei natürlich, wenn ich niemandem ausweichen muss und den Puderzucker ganz für mich alleine habe. Perfekt, dass Skitouren meine beiden Leidenschaften kombinieren. Also habe ich mir einen Ort gesucht, an dem ich mich als Anfänger*in sicher ausprobieren kann: Hintersee im Salzburger Land in Österreich.
Ausprobieren auf dem Skitourenlehrpfad in Hintersee
Für meinen ersten Versuch ist der Skitourenlehrpfad auf dem Anzenberg perfekt. Dabei wandere ich entlang einer teilpräparierten Piste in einem ehemaligen Skigebiet. Um den Weg hinunter muss ich mich also nicht sorgen, der wird regelmäßig kontrolliert und instand gehalten. Aber erstmal gilt es, 740 Höhenmeter und drei Kilometer zu überwinden. Ich komme schnell in einen Flow und finde es gar nicht so schweißtreibend, wie erwartet, eine ganze Skipiste raufzugehen. Falls es dir zu anstrengend wird, kannst du bei einer Skitour aber auch jederzeit einfach umdrehen und runterfahren.
Die erste Skitour alleine zu gehen, ist übrigens keine gute Idee. Nicht nur, weil der Sport durchaus gefährlich sein kann, sondern auch, weil es bestimmt etwas braucht, bis du das Material und alle wichtigen Handgriffe verstanden hast. Ich bin froh, dass ich mit Hari vom Hagen Ski Test Zentrum in der Nähe des Hotels DAS HINTERSEE unterwegs bin. Hier kannst du dir Tourenski ausleihen und dich regelmäßig Gruppen anschließen, um gemeinsam Touren zu gehen.
Der Unterschied zum Wandern und Alpin-Skifahren
Der größte Unterschied zum Alpin-Ski, also den normalen Skiern, sind die Felle, die du unter deinen Tourenski schnallst, um beim Hinaufgehen nicht zu rutschen. Außerdem hebst du deine Beine nicht wie beim Wandern, sondern slidest wie auf einem von dir selbst betriebenen Förderband den Berg hinauf. Wer schon mal Langlaufen probiert hat, ist hier klar im Vorteil. Die Skitour-Schuhe sehen zwar auf den ersten Blick wie normale Skischuhe aus, haben aber noch viel mehr Funktionen: Beim Wandern sind sie etwas lockerer, damit du deine Ferse immer wieder entspannt haben und senken kannst. Über der Bindung des Skis ist dann außerdem ein Stopper eingebaut, der verhindert, dass dein Skischuh ständig in die Bindung hineinrutscht und davon festgehalten wird.
Oben angekommen ziehst du das Fell, das an die Unterseite des Skis geklebt ist, ab und legst beim Skischuh einen Schalter vom „Hike“- in den „Ski“-Modus um. So liegt der Schuh deutlich enger an. Dann noch ein paar Handgriffe an der Bindung, die den Stopper deaktivieren und den Skischuh noch etwas fester in die Bindung einrasten lassen. Ich habe den Umbau zwar in wenigen Handgriffen erledigt, bin aber froh, dass Hari die Einstellungen nochmal kontrolliert, denn alleine hätte ich den Überblick verloren.
Wichtig zu wissen
Warum ich nicht einfach überall, wo Schnee liegt, auf den Berg hinaufgehen und dann wieder hinunterfahren kann? Beim Skitourengehen solltest du immer die Lawinengefahr im Auge haben und nur in Gebieten unterwegs sein, die für Skitouren ausgeschrieben sind. Die meisten erfahrenen Skitourengeher*innen fahren im Gelände herunter. Das heißt: nicht auf präparierten Pisten, wie du sie aus dem Skiurlaub kennst, sondern im Tiefschnee oder in Bereichen, die zwar sicher zu befahren sind, aber nicht plattgewalzt, sodass du ein etwas wilderes Fahrerlebnis hast.
Übrigens: Selbst wenn du wie ich schon jahrzehntelange Erfahrung auf den Pisten hast, solltest du bei deiner ersten Skitour nicht gleich alleine ins Gelände fahren. Denn Tourenski fahren sich etwas anders als normale Alpin-Ski und sind durch ihre vielen anderen Funktionen nicht ganz so belastbar. Es kann also sein, dass du Manöver, die du normalerweise auch im Gelände routiniert fährst, nicht ganz so leicht und sturzfrei hinbekommst.
Ich bin jedenfalls begeistert vom Skitourengehen und stehe bestimmt nicht zum letzten Mal auf Fellen. In den Alpen gibt es unzählige Möglichkeiten, dem Sport auch abseits größerer Skigebiete nachzugehen. Beliebte und etwas ruhigere Regionen für Skitouren sind das Kärntner Lesachtal und die Bündner Berge im Schweizer Kanton Graubünden. Du kannst Skitouren sogar mit einer Übernachtung auf dem Berg verbinden, zum Beispiel im Carl-von-Stahl-Haus an der Grenze zwischen Salzburg und Bayern.
