Lebensmittelverschwendung im Urlaub – Was können wir dagegen tun?

© Rebecca Hoffmann

In unserer Reihe "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte man bei der Kompensation des Urlaubs achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an [email protected].

Kultur geht durch den Magen

Wie lernt man ein Land besser kennen als über das Essen? Für mich sind kulinarische Erlebnisse im Urlaub überhaupt nicht wegzudenken. Bei Pasta, Pizza und Burrata sitze ich mental direkt wieder irgendwo an der italienischen Riviera, bei Fish & Chips an der britischen Küste oder bei Kaiserschmarrn auf einer Berghütte in den Alpen. Nachhaltigkeit und Umweltschutz, du wirst es dir denken, sind aber auch in der Gastro ein großes Problem, denn gerade in Hotels, in Flugzeugen und auf Kreuzfahrtschiffen ist die Lebensmittelverschwendung ein großes Problem.

Laut einer 2021 veröffentlichten Studie des WWF landen jährlich schätzungsweise 2,5 Milliarden Tonnen an Lebensmitteln im Abfall und auch die Tourismusindustrie ist Teil dieser unnötigen Verschwendung. Allein in deutschen Hotels entstehen rund 200.000 Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr, das meiste davon wäre vermeidbar, denn Hotels importieren für ihre riesigen Buffets Nahrungsmittel aus der ganzen Welt, um eine große Vielfalt anbieten zu können. Doch was bedeutet es überhaupt, immer alle Produkte zur Auswahl zu haben?

© Ulysse Pointcheval
Allein in deutschen Hotels entstehen rund 200.000 Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr, das meiste davon wäre vermeidbar.

Die CO₂-Bilanz auf unserem Teller

Im Durchschnitt reisen unsere Lebensmittel gerade für ein üppiges Buffet mit viel Auswahl ziemlich weit und das schlägt sich auch auf der CO₂-Bilanz nieder. Für ein Abendessen mit Steak aus Argentinien (12.500 km Anreise), Kartoffeln aus Frankreich (1300 km Anreise), Zucchini aus Spanien (2600 km Anreise) und zum Nachtisch Obstsalat mit Kiwis aus Neuseeland (18.000 km Anreise) und Mangos aus Brasilien (9.500 km Anreise) wurden dann schon mal locker 43.900 Kilometer zurückgelegt. Deswegen ist Regionalität ein wichtiges Thema, was auch im Tourismus in den Vordergrund rücken muss. Neben den Transportwegen ist die Nahrungsmittelproduktion auch bei der Verarbeitung an diverse Nachhaltigkeitsherausforderungen geknüpft. Konventionelle Tierhaltung im Rahmen der Milch- und Fleischproduktion ist für einen enormen CO₂-Ausstoß und Übersäuerung der Böden verantwortlich, weswegen vegetarische beziehungsweise vegane Gerichte öfter eine Option sein sollten.

Die Sustainable-Food-Initiative von Futouris

Fischmarkt, lokal, Kroatien
© Milena Magerl

Gerade im Urlaub ist das mit den Lebensmitteln gar nicht so leicht zu durchblicken, denn wenn du Essen im Hotel bekommst, liegt die Verantwortung zwar indirekt auch bei dir als Reisende*r, aber gerade die Hotels stehen in der Verantwortung, sich für mehr Nachhaltigkeit zu engagieren. Der Verein Futouris setzt sich dafür ein, die Reisebranche zukunftsfähig zu gestalten und eine Verbesserung der Lebensverhältnisse, den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie Umwelt- und Klimaschutz in der Tourismuswirtschaft zu etablieren. Teil dieser Mission ist die Initiative Sustainable Food. Laut Futouris interessieren sich 82 Prozent aller Urlaubsgäste für die Herkunft der Lebensmittel in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen. Woher stammen die Lebensmittel, die beim Buffet angeboten werden, wie landestypisch ist die Mahlzeit und wie wird sie produziert?

Wenn du Essen im Hotel bekommst, liegt die Verantwortung zwar indirekt auch bei dir als Reisende*r, aber gerade die Hotels stehen in der Verantwortung, sich für mehr Nachhaltigkeit zu engagieren.

Futouris ist gemeinsam mit United Against Waste e.V. der Frage nachgegangen, wie große Reiseunternehmen Lebensmittelabfälle vermeiden können. Mithilfe eines Abfall-Analyse-Tools haben sie ermittelt, wie viel Abfall in den verschiedenen Bereichen anfällt, und über mehrere Wochen analysiert, wo in Hotels in den Bereichen Lager, Produktion, Buffets und Tellerresten Einsparungen vorgenommen werden können. Auf Basis dieser Zahlen hat United Against Waste eine Checkliste mit Empfehlungen zur Abfallreduzierung für Hotelbetriebe entwickelt, an die sich Hoteliers generell orientieren können. Partnerorganisationen aus der Tourismuswirtschaft sind unter anderem TUI, AIDA und Der Touristik. Das Projekt gibt also Hoffnung, dass sich auch große Reiseveranstalter für einen zukunftsfähigen Tourismus einsetzten.

Sich regional durch den Urlaub schlemmen

Regional und saisonal sind die Stichworte, die du nicht nur zu Hause, sondern auch auf Reisen beherzigen kannst. Und ein Land lernst du sowieso viel besser kennen, wenn du dich durch die landestypische Küche isst. Wenn du dir lieber ein Apartment mietest und dich auf Reisen selbst versorgst, ist ein Besuch auf dem Wochenmarkt eine gute Möglichkeit, die (Ess-)Kultur kennenzulernen und dich unter die Einheimischen zu mischen. Und gibt es ein schöneres Gefühl, als sich im Urlaub ein bisschen wie ein Local zu fühlen? Nicht nur das, mit dem Kauf von ortstypischen Lebensmitteln und Produkten förderst du auch den lokalen Arbeitsmarkt, anstatt große Konzerne. Wenn du gern auswärts isst, kannst du versuchen, kleine Lokale und Restaurant auszusuchen, die bestenfalls regionale Spezialitäten anbieten, denn je weniger die Lebensmittel unterwegs sind, desto besser ist am Ende auch die Umweltbilanz. Du kannst natürlich auch schauen, ob deine Unterkunft ein nachhaltiges Siegel hat, welches gewisse Nachhaltigkeitsstandards festlegt.

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