Winter in Laax – So geht nachhaltiger Skiurlaub in der Schweiz
Nächster Halt: Laax, Posta. Der große gelbe Bus – in der Schweiz charmant Postauto genannt – schlängelt sich durch die Graubündner Berglandschaft und mir ist klar: Wenn man vor hat, auf dem Skitrip Wert auf Nachhaltigkeit zu legen, dann ist im wahrsten Sinne des Wortes schon der Weg das Ziel. Laax ist eines der beliebtesten Skigebiete der Schweiz, doch auch hier spürt man den Klimawandel. Der Vorabgletscher ist in den letzten Jahrzehnten drastisch geschmolzen und Skifahren wird hier vermutlich im Jahr 2056 nicht mehr möglich sein. Angesichts dieser Tatsache wurde das Nachhaltigkeitsprojekt "Greenstyle" ins Leben gerufen. Bis 2030 soll Laax klimaneutral werden und damit zur selbstversorgenden Alpendestination, die ihren kompletten Energiebedarf regional produziert und klimafreundlich deckt.
Trotzdem frage ich mich: Kann man noch guten Gewissens in den Winterurlaub fahren? Klimaerwärmung, Gletscherschmelze, Wasserverbrauch für Kunstschnee, Eingriff in empfindliche Ökosysteme – Gründe für Zweifel am Skiurlaub gibt es reichlich. Genauso wie Zahlen, die diese Zweifel untermauern oder doch das Gegenteil beweisen. Wer es genau wissen will, nutzt den den Online-Rechner der TU Graz, mit dem du deinen CO2-Fußabdruck für den nächsten Skiurlaub überschlagen kannst.
Grün durch Graubünden
Da gibt es so manche Stellschraube, an der man drehen kann, um den Winterurlaub möglichst ressourcenschonend zu gestalten. An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung, Mobilität vor Ort, Art der Aktivitäten: Bei vielen Punkten sind wir selbst gefragt, bei anderen darauf angewiesen, dass auch die gewählte Ski-Destination Wert auf nachhaltiges und umweltschonendes Wirtschaften legt. Was das für deinen Skiurlaub heute und in Zukunft bedeutet und wie ein möglichst umweltschonender Aufenthalt in den Graubündner Bergen aussehen kann? Lies selbst.
Mobilität
Unterkunft
Der CO2-Rechner zeigt ganz klar, dass Selbstversorgung in der Ferienwohnung die Umwelt weniger belastet als die Übernachtung im Luxus-Resort. Ich habe mich für den Mittelweg entschieden und in der Jugendherberge übernachtet – wobei es sich beim WellnessHostel3000 wohl eher um die Luxusvariante handelt. Helle, schlichte Doppelzimmer mit Blick auf den Laaxersee treffen auf großzügige Aufenthaltsbereiche, ein Restaurant, eine Bar und einen riesigen Wellnessbereich. Nachhaltigkeit wird hier sowohl auf ökologischer als auch sozialer Basis gelebt. Effiziente und ökologische Reinigungsmittel, spezielle Bettwäsche, die nicht gebügelt werden muss, langlebige Holzmöbel und regionale Zutaten im Restaurant sind nur einige Beispiele.
Natürlich bietet die Region die verschiedensten Unterkünfte. Wer sparsam unterwegs ist, für den kommt vielleicht Wintercamping in Flims in Frage und alle, die Design und Umweltbewusstsein verbinden wollen (und den kürzesten Weg zur Bergbahn suchen), steigen am besten im Riders Hotel ab. Dank Dachbegrünung und vertikaler Solarpanels deckt das Hotel seinen Energiebedarf komplett selbst, im Restaurant kommen nur vegetarische und vegane Gerichte auf die Teller und jeden Dienstag gibt es einen Repair-Service für Outdoorkleidung.
Verpflegung
Mein kulinarisches Fazit für den Besuch in Laax: Es isch fein! Die Graubündener Küche mit ihren herzhaften Gerichten hat mich restlos begeistert und wenn du auch beim Essen auf Nachhaltigkeit achtest, gibt es natürlich den ein oder anderen Tipp. Im Riders Hotel findest du das erste vegan-vegetarische Restaurant von Laax. Jede Woche stellt das Küchenteam ein neues Drei-Gänge-Menü zusammen und was soll ich sagen? Jeder Bissen war ein Volltreffer. Highlight in Sachen Umweltbewusstsein ist aber auf jeden Fall das ausgeklügelte Food-Waste-System des Restaurants, bei dem die Mülleimer mit einer Kamera überwacht werden, um genau zu analysieren, welche Lebensmittel verschwendet werden.
Eine ebenfalls ausschließlich vegan-vegetarische Speisekarte findest du im La Clav im traditionsreichen Adula Hotel. Hier werden Bündner Klassiker wie Pizokel, Capuns und Pizzocheri auf hohem Niveau neu interpretiert und aus regionalen Zutaten zubereitet. Viel traditioneller und regionaler als im Stalla auf der Alp Nagens mitten im Skigebiet wird es definitiv nicht. Wo im Sommer die Kühe weiden, kannst du dir im Winter Fondue und Raclette aus dem hauseigenen Käse gönnen.
Lifte, Bergstationen & Schneemanagement
224 Pistenkilometer, 28 Lifte, fünf Snowparks – da wird so manche Kilowattstunde Energie produziert. In Laax wird der Strombedarf schon heute mit CO2-neutralen Quellen wie Wasserkraft und Solarenergie gedeckt. Gleichzeitig ist das Potenzial für weitere Photovoltaik-Anlagen und Energie-Einsparungen noch lange nicht ausgeschöpft. Einer der wichtigsten Punkte: die energetische Sanierung der Gebäude. Ab 2023 soll die Galaaxy, die futuristische Bergstation am Crap Sogn Gion komplett umgebaut werden. Das Ziel: das Gebäude von einem Energiefresser in einen Energieproduzenten zu verwandeln.
Zu den größten Ressourcenfressern im Skigebiet gehören definitiv Schneekanonen und Pistenbullys. Gleichzeitig ist es schwierig, die schweren Pistengeräte durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen, weil es schlicht keine gibt. In Laax testen sie daher ständig neue Modelle und haben bereits eine Hybrid-Pistenraupe in der Flotte. Um möglichst effizient zu arbeiten und dadurch weniger Treibstoff zu verbrauchen, sind die Fahrzeuge mit einem System zur 3D-Schneehöhenmessung ausgestattet. Dadurch können die Fahrer*innen erkennen, wo welcher Schnee liegt und so die Pisten effizient präparieren.
Aktivitäten
Ja, es heißt Skiurlaub, aber Laax ist eine vielseitige Alpendestination, die auch zu anderen Aktivitäten einlädt, mit der du deinen persönlichen CO2-Fußabdruck schmälern kannst. Wie wäre es mit Winterwanderungen, Schneeschuhtouren, einen Ausflug in die Rheinschlucht, Eislaufen auf dem Laaxersee oder ein Spaziergang über den neuen Baumwipfelfad, der dir tolle Aussichten beschert?