Mit Zug und Fähre nach Santorini: Meine Interrail-Reise nach Griechenland
Ich kann es erst wirklich glauben, als ich schon vor dem Meer an weißen Häusern mit blauen Dächern stehe, dass sich deutlich von dem Vulkan-Untergrund von Santorini abhebt: So viele Leute sind hier und ich bin wahrscheinlich die einzige, die kein Flugzeug dafür betreten hat. Während ich letztes Jahr ebenso ungläubig über die einfache Anreise mit dem Zug am Strand von Palermo stand, bin ich jetzt hunderte Kilometer entfernt im Südosten von Griechenland genauso erstaunt, wie vielseitig ein Interrail Abenteuer sein kann. Ich bin einfach mit der Flatrate für Europa bis nach Santorini gefahren – und die Reise ging nicht nur überraschend schnell, sondern war auch noch unglaublich schön.
Meine Interrail-Route von München nach Santorini
Eigentlich besteht meine Reiseroute nur aus absoluten Highlights. Alleine die Bahnfahrt von München über Österreich und den Brennerpass hinein nach Italien ist wunderschön. Ich kann meinen Blick kaum vom Fenster lösen und werde nicht müde, die Alpen mit ihren Berggipfel und malerischen Dörfern zu bestaunen.
Fast finde ich es schade, als ich nach etwas mehr als sechs Stunden in Bologna, der Hauptstadt der Emilia Romagna, ankomme. Zum Glück muss ich nur ein paar Schritte vor den Bahnhof treten, um mich mit dem Anblick der bunten Häuser mit ihren für Bologna bekannten Portici schnell wieder zu trösten. Alle, die der italienischen Student*innenstadt noch keinen Besuch abgestattet haben, sollten das schleunigst tun. Denn die Fahrt geht ab München nicht nur auf direktem Weg und schnell, nein, die Stadt ist zudem auch wirklich einfach wunderschön und in jedem Fall einen kurzen oder langen Besuch wert.
Erster Stopp in Bologna: Eine unterschätzte Perlen Italiens
Bologna ist ideal, um gleich am Anfang der Reise zu entspannen und das Interrail Abenteuer so richtig zu genießen. Ich bin sogar zum dritten Mal in etwas über drei Jahren hier – ein sicheres Zeichen dafür, dass die Stadt mich absolut verzaubert hat. Denn Bologna ist uralt, gehört sogar zu den ersten Städten des Landes, und hat daher viel geschichtlich interessantes zu bieten. Zum Glück wissen das scheinbar noch nicht so viele andere Tourist*innen, denn die Massen haben dieses Fleckchen definitiv noch nicht entdeckt.
Bologna hat drei Spitznamen. „La Dotta“, für eine der ersten Universitäten überhaupt, die hier entstanden ist, „La Rossa“ wegen der vielen roten Dächer und „La Grassa“ aufgrund des guten Essens. Generell kannst du dir in der Region Emilia-Romagna wunderbar den Bauch mit italienischen Spezialitäten vollschlagen – und die Auswahl ist in der Hauptstadt Bologna natürlich besonders groß. Wer in der Stadt ist, muss unbedingt das Eis der Cremeria Santo Stefano probieren, das für mich zu den besten überhaupt zählt.
Schweren Herzens, aber mit gutem Proviant steige ich am nächsten Tag in den Zug in Richtung Süden. Es geht auf direktem Weg an die Küste und ab Rimini sehe ich schon das eigentliche Wahrzeichen Italiens: Die bunt-gestreiften Sonnenschirme, die gefühlt kilometerweit Strandabschnitte bedecken, an denen ich im Zug direkt vorbeifahre. Aus dem Zugfenster nehme ich die ganze Ladung Dolce Vita mit. Es geht nach Ancona, wo eine der coolsten Verbindungen auf mich wartet, die ich mit dem Interrail-Pass nutzen kann: Eine Fähre, die mich bis nach Griechenland bringt.
Mit der Fähre von Italien nach Griechenland
Richtig gelesen: Du kannst vom italienischen Ancona ganz einfach mit einer Direktfähre quer durch die Adria ins griechische Patras fahren – und musst nicht etwa das ganze Ticket, sondern mit dem Interrail Pass nur einen Aufpreis von 55 Euro bezahlen. Die Fahrt dauert etwa 23 Stunden und ist wahnsinnig entschleunigend.
Wenn du Lust hast, viel von Griechenland zu entdecken, dann empfehle ich dir für deine Interrail-Reise den Greek Island Pass. Den kannst du in Versionen mit vier oder sechs Tagen kaufen und hast dabei, in der Version mit sechs Tagen, zwei internationale Fährfahrten inkludiert – nach Italien. Die übrigen Reisetage kannst du nutzen, um innerhalb Griechenlands von Insel zu Insel zu hüpfen.
Für die Fähre von Ancona nach Patras habe ich mich schon im Vorhinein um eine Reservierung gekümmert. Das geht online über die Webseite von Blue Star Ferries. Um 17.30 Uhr legen wir ab und Italien verabschiedet sich zum Sonnenuntergangslicht besonders romantisch. Über Nacht geht es dann entlang des gesamten Stiefels – und morgens wache ich schon in Griechenland auf.
An Deck kann ich beim ersten Kaffee dabei zusehen, wie wir an Korfu vorbeiziehen. Danach bin ich den ganzen Tag schwer beschäftigt: Denn die Ausblicke sind so schön, dass ich meine Kamera kaum senken kann. Immer wieder checke ich auf meinem Handy, welche Inseln am Horizont auftauchen und an welchen wir ganz nah vorbeifahren. Was für eine coole Art, gleich einen Überblick über einige griechische Inseln zu bekommen.
An Deck sehe ich viele Reisende, die Hängematten mitgebracht und die Nacht unter freiem Himmel verbracht haben. Außerdem haben sich Gruppen gebildet, die gemeinsam Karten spielen oder sich beim Kaffee in der Sonne kennenlernen. Wer Freundschaften schließen möchte, hat hier auf jeden Fall Gelegenheit und ausreichend Zeit dazu. Am späten Nachmittag legen wir in Patras an. Mich überrascht, wie schnell man von der Hafenstadt nach Athen kommt. Nur gut zweieinhalb Stunden dauert es mit einer Kombination aus Bus und Zug, bis du die Hauptstadt erreichst. Dort falle ich im stylischen City Circus Hostel direkt ins Bett.
Die Highlights von Athen
Das Hostel ist nicht nur an sich schön, sauber und ein toller Ort, um Leute kennenzulernen, sondern hat auch eine praktische Location. Es liegt im Viertel rund um Monastiraki, in dem es nur so von guten Cafés zum Brunchen, Restaurants und Bars wimmelt. Ich kehre bei Picky Brunch und Specialty Coffee ein und gönne mir Tiramisu-Pancakes und Kaffee Frappé. Was für ein Start in den Tag in Athen!
Danach will ich mir einen Überblick über die Stadt verschaffen. Dafür steige ich in die U-Bahn und fahre zwei Stationen bis nach Evangelismos. Von dort spaziere ich zum Aussichtspunkt am Lycabettus Hügel. Bei über 30 Grad selbst im September eine schwitzige Angelegenheit, aber oben ist klar: Das hat sich definitiv gelohnt. Der Blick auf die Akropolis, die über dem Häusermeer und vor dem blauen Mittelmeer thront, ist einfach einzigartig. Wenn du nur einen Aussichtspunkt in Athen besuchst, lass es dieser sein.
Die schönste Fahrt der Reise
Nachmittags lerne ich eine weitere berühmte Seite der Stadt kennen: Den Hafen Piräus. Hier legt nämlich meine nächste Fähre in Richtung Inselparadies ab. Als erstes steuere ich Naxos an. Vom Athener Hafen aus dauert die Fahrt etwa fünfeinhalb Stunden. Piräus ist nicht zu Unrecht in ganz Europa bekannt und ein richtig großer Hafen, bei dem eine frühe Anreise eine gute Idee ist. Vor Ort bringen dich Busse zu den Gates – allerdings empfehle ich dir, viele Leute anzusprechen, um herauszufinden, welches das Richtige für deine Fahrt ist.
Wichtig ist, dass du dich mit dem Interrail Greek Island Pass auch für die Reisen innerhalb Griechenlands um Reservierungen kümmerst. Das geht kostenlos und auch in diesem Fall über die Webseite von Blue Star Ferries. Am Tag vor deiner Fährfahrt kannst du außerdem online einchecken und bekommst einen QR-Code, den du beim Einstieg zeigst – manchmal auch in Kombination mit deinem Interrail-Pass in der Rail Planer App, in der du die betreffende Verbindung natürlich aktivieren musst.
Auf meiner Reise erlebe ich viele wunderschöne Momente auf Fähren, aber der wohl schönste ist der Sonnenuntergang auf dem Weg nach Naxos. Gefühlt versammelt sich die halbe Fähre auf dem hinteren Außendeck, als die Sonne direkt vor uns im Meer versinkt. Egal, wie alt – dabei schaut jede*r Passagier*in mit Herzen in den Augen zu.
Insel Hopping auf Paros und Naxos
Endlich ist es soweit und ich springe in das glitzernde Blau, das ich von der Fähre aus schon so lange bewundert habe. Wer Lust auf Baden und viel Zeit am Strand hat, ist in Naxos definitiv richtig. Die gesamte südwestliche Seite der Insel ist voller schöner Buchten, in denen zumindest bei meinem Besuch nie viel los ist. Vom Wasser aus sehe ich auf der einen Seite die Berge der Insel, auf der anderen mein nächstes Ziel: Paros.
Meine Lieblingsorte in Naxos sind kulinarischer Natur: Das Restaurant Rotonda, in dem du nicht nur großartiges Essen, sondern auch einen tollen Blick auf die Berglandschaft bekommst. Ausgesprochen gut gespeist habe ich aber auch in der Taverne 1926 im Hauptort Naxos Town. Vor dem Abendessen dort solltest du aber unbedingt beim Apollo Tempel vorbeischauen, der hier schon seit 6000 Jahren v. Chr. thront.
Nächster Tag, nächste Fährfahrt: Heute bin ich nur kurz auf dem Wasser und düse in 45 Minuten auf die Nachbarinsel. Irgendwas liegt in der Luft von Paros, denn die Insel entwickelt sich schnell zu meinen Favoriten in Griechenland. Vielleicht ist es der Fakt, dass du hier mit dem öffentlichen Bussystem schnell, einfach, zuverlässig und günstig von A nach B kommst.
Von der Hauptstadt Parikia fahre ich mit einem der Busse in den Norden nach Naoussa und finde einen unglaublich romantischen Ort vor. Obwohl Naoussa nicht groß ist, könnte ich ewig durch die kleinen Boutiquen in den weißen Häusern stöbern oder am nahen Sandstrand entspannen. Das größte Spektakel beginnt aber abends: Aperitif und das anschließende Abendessen werden ausgiebig zelebriert und der halbe Ort verwandelt sich durch die vielen Stühle und Tische auf den Straßen in ein Outdoor-Restaurant.
Die Krönung in Santorini
Auf der letzten Fährfahrt werde ich fast sentimental: Ich habe mich so an den Rhythmus und die tägliche Dosis leichtes Schaukeln und glitzerndes Blau gewöhnt, dass ich Fährfahrten definitiv vermissen werde. Es gibt einfach wenig Transportmittel, die so entspannend auf alle Fahrgäste wirken und zum romantisieren einladen – besonders, wenn man, so wie jetzt, langsam auf Santorini zufährt. Ich muss zugeben: Die Vulkaninsel ist zu recht weltberühmt und selbst vom Meer aus bin ich absolut geflasht von dem Anblick.
Nachdem ich in das wirklich wunderschöne Hostel Caveland eingecheckt habe, dass ich dir für einen preiswerten und dennoch stilvollen Trip nach Santorini absolut ans Herz legen kann, mache ich mich bereit, die Ellenbogen auszufahren. Doch ich werde überrascht: Zur Zeit rund um den Sonnenuntergang spaziere ich zwar nicht alleine durch Fira, den Hauptort der Insel, aber die Stimmung ist nett, entspannt und alle scheinen ähnlich wie ich von der Insel verzaubert und beseelt durch die Gassen zu schlendern.
Die einzige Herausforderung an diesem Abend bleibt, nicht allen zu erzählen, wie ich hier hergekommen bin und wie entspannt, günstig & abwechslungsreich die nachhaltige Anreise war. Santorini, ich komme wieder – und zwar mit dem Interrail-Pass für Fähre und Zug.