Die schönste Sackgasse der Alpen – 11 Tipps fürs Kleinwalsertal in Österreich

Ein bisschen fühlt es sich an wie das Ende der Welt, wenn man vom Allgäu aus ins Kleinwalsertal fährt. Je weiter die Landstraße führt, desto mehr umschließen einen die zahlreichen Berggipfel der Allgäuer Alpen. Im Winter glänzen die Hänge weiß, im Sommer leuchten sie saftig grün. Doch tatsächlich ist irgendwann Schluss. Nicht mit der Schönheit des Alpenpanoramas, sondern mit der Straße. Denn hinter dem Ort Baad endet die L201 einfach. Sie führt hinein ins Tal, aber nicht mehr hinaus.

Obwohl das Kleinwalsertal nur von Deutschland aus zugänglich ist (mal abgesehen von aufwändigen Gipfelüberquerungen zu Fuß), gehört es doch zum österreichischen Bundesland Vorarlberg. Am Ende der Welt sind geopolitische Fragen aber nicht wichtig, denn die Walser*innen sind ohnehin ganz eigen. Was sie – abgesehen von Käse – besonders gut können: cen Spagat zwischen eigener Tradition und modernem Tourismus. Ganz ohne Folklore-Kitsch und Après-Ski-Wahnsinn. Im Fokus steht der Wunsch, die Natur vor Ort bewusst zu erleben. Gönn dir in der schönsten Sackgasse der Alpen also Gipfelglück, kulinarische Glanzleistungen, Naturgenuss und jahrhundertealte Walserhäuser statt Hotelkomplexen.

Kleinwalsertal – Gut zu wissen

Aktivitäten im Kleinwalsteral

Walserstuba, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

1
Lass dich vom radikal-regionalen Menü in der Walserstuba überraschen

Wer glaubt, dass die Alpenküche in Vorarlberg nur Kaiserschmarrn und Käsespätzle zu bieten hat, der wird beim Überraschungsmenü ins Bio-Restaurant Walserstuba eines Besseren belehrt. Denn hier kocht Jeremias Riezler auf 1068 Metern wortwörtlich auf hohem Niveau. Sein Ansatz: radikal-regional. Die meisten der Zutaten stammen aus nächster Nähe. Kräuter wachsen im Garten, Pilze findet der Schwiegervater im Wald, Käse wird auf den umliegenden Alpen gemacht und selbst das Fleisch stammt unter anderem aus der hauseigenen Alpenschwein-Zucht. Eine feste Speisekarte gibt es daher nicht, dafür entdeckst du ganz neue Geschmäcker, wie die von Enzianwurzeln oder Fichtensprossen. Qualität hat natürlich ihren Preis: Das mehrgängige Überraschungsmenü samt Weinbegleitung kostet 159 Euro.

Wanderparkplatz Baad, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

2
Mache eine Skitour auf die Kleinwalsertaler Gipfel

Mit dem Lift fahren, kann ja wirklich jede*r. Näher an der Natur und der unverbauten Schönheit des Kleinwalsertals bist du aber definitiv, wenn du die Gipfel mit Muskelkraft erklimmst. Lage und Höhe des Tals sorgen für schneesichere Verhältnisse und ein optimaler Ausgangspunkt ist Baad. Von hier aus locken – je nach Bedingungen – Gipfel und Hänge in allen Himmelsrichtungen. Tourentipps findest du online und die beste Chance auf einsame Abfahrten hast du definitiv unter der Woche. Was immer wichtig ist: die richtige Sicherheitsausrüstung, Infos zur Lawinenlage und Respekt gegenüber der Natur und ausgewiesenen Schutzzonen. Für unerfahrene Bergsportler*innen oder all jene, die lieber auf Profi-Skills zählen, gibt es geführte Touren und immer dienstags einen Skitourentag für Einsteiger*innen.

Auenhütte, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

3
Übernachte oder kehre in der modernen Auenhütte ein

In bester Lage – also direkt an der Ifenbahn, die dich auf den wohl markantesten Gipfel des Kleinwalsertals bringt – liegt die Auenhütte schon seit fast 100 Jahren. In den 2010er-Jahren aufwändig saniert, ist sie heute hippe Unterkunft, optimale Einkehr-Option für Skifahrer*innen und beliebter Ort für private Feiern und Events. Sowohl innen als auch außen dominiert Holz – aber nicht im Stil von Eiche-Rustikal-Schrankwand, sondern im richtigen Maße stylisch und modern. Nach dem Skitag im Winter ist die Terrasse definitiv der perfekte Ort für eine reichliche Portion Käsespätzle oder hausgemachte Steinofen-Pizza. Im Sommer gibt es von Donnerstag bis Samstag Abend-Events mit Food-Specials und Live-Musik.

Olympiabahn Kleinwalsertal, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

4
Sei als Erste*r auf den Pisten am Hohen Ifen

Fürs Skifahren steht doch jede*r gerne früh auf und das lohnt sich vor allem im Frühling! Von Anfang März bis Betriebsende öffnet die Olympiabahn am Hohen Ifen schon um 7.45 Uhr, damit du das volle Pistenvergnügen auskosten kannst. In der Früh ist alles noch bestens präpariert und wenn man schon die ersten Schwünge hinter sich hat, schmeckt der Cappuccino oder das Weißwurstfrühstück auf der großen Terrasse im Tafel & Zunder an der nagelneuen Bergstation umso besser. Das Beste übrigens am Skigebiet: Der Skipass gilt für alle Bahnen im Kleinwalsertal und in Oberstdorf – vom Nebelhorn über die Kanzelwand bis hin zum Hohen Ifen.

Cantina Vertical, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

5
Lass dir Kuchen und Cappuccino in der Sonne vor der Cantina Vertical schmecken

Ob für einen schnellen Cappuccino oder einen Nachmittagssnack aus Sandwich und Schokokuchen: Die Catina Vertical ist immer eine gute Idee. Kein Wunder, dass bei gutem Wetter die Sonnenplätze auf der großen Terrasse heiß begehrt sind. Drinnen ist es aber mindestens genau so gemütlich und beim Blick in die Vitrine voller reichlich belegter Bagels, Paninis und hausgemachter Kuchen ist ohnehin klar, dass es nicht bloß beim Kaffee bleibt. Den gibt es auch mit Hafermilch und wer auf Koffein verzichtet, gönnt sich eben einen frisch gepressten Saft oder doch gleich einen Aperol Spritz.

Schwarzwasserhütte, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

6
Genieße die Wanderwege rund um die Schwarzwasserhütte

Bei einem Urlaub in den Bergen darf definitiv die ein oder andere Wanderung mit Hütteneinkehr nicht fehlen. Im Kleinwalsertal ist die traditionsreiche, über hundert Jahre alte Schwarzwasserhütte nicht nur ein tolles Ziel für eine entspannte Tagestour, sondern auch der perfekte Ausgangspunkt für wirklich schöne Gipfelwanderungen inklusive Hüttenübernachtung. Bewirtschaftet ist die Hütte jeweils von Ende Mai bis Oktober und von Dezember bis März, sodass du die verschiedenen Touren und den köstlichen Kaiserschmarrn sowohl im Sommer als auch im Winter genießen kannst. Übernachtet wird im Matratzenlager oder im Mehrbett- bzw. Doppelzimmer. Absolutes Muss: Die Wanderung auf den Hohen Ifen, das Wahrzeichen des Kleinwalsertals.

Andi Haller Permakultur Garten, Kleinwalsertal, Österreich
© Dominik Berchtold

7
Besuche Andi Haller in seinem Permakultur-Garten

Auf über 1100 Metern Höhe wächst doch kein Gemüse! Der Kleinwalsertaler Andi Haller weiß es seit über zehn Jahren besser und hat sich seitdem dem Experiment Selbstversorgung verschrieben. Auf 2000 Quadratmetern hat er einen beeindruckenden Permakultur-Waldgarten geschaffen und was auf den ersten Blick nach kreativem Chaos aussieht, hat wie in der Natur seine eigene Ordnung. Kräuter, Gemüse, Wiese, Beerensträucher, Obstbäume und Co. sind ein bisschen wie das Orchester – und Andi der Dirigent. Mittlerweile klappt das so gut, dass er einen Teil seiner Ernte an private Besucher*innen und Betriebe in der Gegend verkauft, zum Beispiel an Jeremias Riezler von der Walserstuba. Besucher*innen können immer dienstags im Garten vorbeischauen und sich herumführen lassen.

Kleinwalsertal, Langlaufen, Steinbock Loipe, Österreich
© Dominik Berchtold

8
Gleite auf Langlaufskiern durchs Kleinwalsertal

Auf den Schneebrettern, die die Welt bedeuten, muss es nicht immer flott bergab gehen – manchmal findet sich der wahre Genuss auch in der Ebene. Riesig ist die Auswahl auf 50 Loipenkilometern im Kleinwalsertal zwar nicht, aber vor allem Ruhesuchende und Naturfreund*innen finden auf der 12 Kilometer langen Schwende-Loipe die perfekte Langlauf-Kulisse. In den sonnigen Höhenlagen gleitet man sanft und still durch die größräumig geschützten Biotope Schwende-, Straußberg-, und Hörnlepassmoor und erfreut sich an dieser ganz besonderen Ruhe, wie es sie nur in den Bergen gibt. Wer zum ersten Mal auf den schmalen Brettern steht, kann natürlich vor Ort einen Kurs besuchen.

Winterwandern Gottesacker Ifen
© Dominik Berchtold

9
Wandere über die schroffen Felsen des Gottesackerplateaus

Schroffe Felsen, tiefe Felsspalten und bizarre Formationen. Das Gottesackerplateau beeindruckt nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit einem ganz besonderen Anblick. Das zerklüftete Gestein voller Risse, Löcher und Stufen breitet sich wie ein riesiger Felsenteppich auf fast 2000 Meter aus. Bei einer Wanderung muss man schon aufpassen, wo man hintritt und Acht geben, die Beschilderung nicht aus den Augen zu verlieren. Dafür besucht man aber eine der ungewöhnlichsten Umgebungen in den Alpen: Ein Karstplateau, das entstanden ist, weil der Kalkstein über Jahrmillionen von Wasser und Regenfällen ausgewaschen wurde. Wanderungen rund ums Gottesackerplateau gibt es in verschiedenen Varianten. Von der schnellen Runde von der Ifenhütte übers Hahnenköpfle inklusive Fahrt mit der Ifenbahn bis zur großen siebenstündigen Tour ist alles möglich. Immer wichtig: Genug Sonnenschutz, Proviant und vor allem Wasser dabei haben!

Breitachhus, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

10
Übernachte im fast 350 Jahre alten Breitachhus

1677. Diese Jahreszahl prangt stolz unterm Dach des Breitachhus, das am Nachmittag seine geschindelte Holzfassade selbstbewusst in die Sonne hält. Die fast 350 Jahre, die das Haus auf dem Buckel hat, sieht man ihm kaum an. Wenn man genau hinhört, erzählen freigelegte Holzbalken im Innern des alten Walserhauses Geschichten aus über drei Jahrhunderten. Ansonsten geht es modern, individuell und überschaubar zu. Wer Ruhe und Rückzug sucht, aber Design und naturbewussten Lifestyle schätzt, wird in einem der 13 Zimmer definitiv glücklich. Wir lieben die zurückhaltende Atmosphäre, die frei zugängliche Küche und das Frühstücksbuffet voller regionaler Köstlichkeiten, hausgemachter Marmeladen, Aufstriche und einer großartigen Müsli-Auswahl. Passt perfekt zu unserem Eindruck vom Breitachhus: von allem genug, von nichts zu viel.

Bernhards Gemestel Alp, Kleinwalsertal, Österreich
© Nina Vogl

11
Mach eine Käsetour zu den Kleinwalsertaler Alpen

Eins vorweg: Im Allgäu und im Kleinwalsertal ist eine Alpe eine hochgelegene Viehweide, die im Sommer bewirtschaftet wird. Meist ist ein kleiner Hof oder eine Sennerei angeschlossen, wo die Milch direkt vor Ort zu Käse und Butter weiterverarbeitet wird. Vom späten Frühjahr bis in den frühen Herbst erfreuen sich dann nicht nur die Kühe an den saftigen Weiden, sondern auch menschliche Besucher*innen. Denn in vielen Alpen kann man während der Wanderung einkehren, eine kleine Brotzeit genießen oder sich den Rucksack mit lokalen Käsespezialitäten füllen. Manche von ihnen haben auch im Winter Betrieb und weil es so viele gibt, folgt hier eine kleine Auswahl: Tradition seit 1648 auf der Alpe Melköde, Bio-Käse in Bernhards Gemstel Alp oder frische Alpmilch mit Heidelbeeren auf der Mittelalp. Im Sommer gibt es auch immer wieder geführte Genusstouren mit echten Senner*innen und Käseprofis.

Noch mehr schöne Täler in Österreich

11 Tipps für das Zillertal
Das Zillertal ist eine de beliebtesten Winterdestinationen in Österreich. Aber auch im Sommer kannst du hier richtig viel erleben. Wir geben dir 11 Tipps für jede Jahreszeit.
Weiterlesen
11 Tipps für das Gasteinertal
Vom gemütlichen Spaziergängen bis hin zu anstrengenden Wanderungen, süße Städte und ganz viel Kulinarik – wir geben dir 11 Tipps für das wunderschöne Gasteinertal.
Weiterlesen
Zurück zur Startseite