Jeder Tag ein Abenteuer: Warum du auch mit wenig Geld großartige Reisen machen kannst

© Henri Rudolf

Ich schultere meinen abgewetzten Rucksack, schlüpfe in Sneakers, deren Löcher ich schon lange nicht mehr zähle, verlasse das Hostel, wo ich die Nacht für wenig Geld, aber mit mehreren Schnarcher*innen verbracht habe, und fühle mich frei frei frei. 

Obwohl ich jeden Cent aufschreiben musste, den ich für Essen, Straßenbahnen oder kulturelle Aktivitäten ausgegeben habe, kann ich die lustigsten Geschichten von jenen Reisen erzählen, auf denen ich in einer Woche so viel ausgegeben habe wie andere an einem Abend. Um es direkt von Anfang an deutlich zu machen: Mit günstigem Reisen meine ich nicht etwa eine Pauschalreise mit Last-Minute-Angebot, sondern das spontane Losziehen auf eigene Faust und mit schmalem Budget – und die damit verbundenen Abenteuer. 

Obwohl ich jeden Cent aufschreiben musste, den ich für Essen, Straßenbahnen oder kulturelle Aktivitäten ausgegeben habe, kann ich die lustigsten Geschichten von jenen Reisen erzählen, auf denen ich in einer Woche so viel ausgegeben habe wie andere an einem Abend.

Reisen mit wenig Geld heißt zwar, dass du die Dusche öfters mit Fremden teilen musst und manche Highlights wie Food-Touren oder Outdoor-Angebote wie Rafting nur durch Nacherzählungen miterleben kannst. Trotzdem haben die Destinationen und die Menschen, die ich auf Low-Budget-Reisen kennengelernt habe, auch so auf mich stets einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich gebe zu: Urlaub mit kleinem Budget habe ich früher vor allem außerhalb Europas geplant. Erst nach einiger Reiseerfahrung habe ich aber gemerkt, dass ich auch in Europa ohne viel Geld gut über die Runden kommen kann und der Großteil nicht für die Anreise draufgeht.

London
© Sonja Koller

Erst auf den zweiten Blick spaßig: Meine günstigsten Reiseabenteuer

Zugegeben, günstige Reisen können manchmal auch einfach total anstrengend sein – und an manchen Orten ist die Frustrationswahrscheinlichkeit deutlich höher. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Besuch in London zum Abschluss einer großen Reise, als ich so pleite war, dass ich mir im Supermarkt eine preislich reduzierte Tüte Popcorn gekauft habe, die als Abendessen und Frühstück herhalten musste. Nicht gerade die beste Art, um auszukosten, was die Stadt so kulinarisch zu bieten hat.

Wegen des Preisniveaus sind mir Low-Budget-Reisen am Balkan deutlich leichter gefallen als in westeuropäischen Großstädten wie etwa London oder bei Tourist*innen vor allem im Hochsommer beliebten Ländern wie Griechenland  – aber beides ist machbar und auch London und Griechenland behalte ich in bester Erinnerung.

Budapest nach Belgrad
© Sonja Koller

Eine der Reisen, die mich bis heute am meisten geprägt hat, war im Kern eigentlich nur eine Woche Sonne, Meer und Wein mit Freund*innen in einem Haus in Griechenland – und fünf Tage An- und Abreise. Die Flüge in die Nähe unseres Feriendomizils waren unglaublich teuer, weshalb ich mir kurzerhand einen Interrail-Pass gekauft habe und mir sicher war, dass ich auch mit dem Zug ganz einfach nach Griechenland komme. Statt einer Woche hat meine Reise schlussendlich 12 Tage gedauert. Denn von meinem Wohnort Wien brauchte ich mit verschiedenen Regionalzügen damals fast zwei Tage an meinen Zielort.

Auf dem Rückweg dann für mich, damals 18 Jahre alt, die Katastrophe: Da mein Zug zu spät in Thessaloniki ankam, verpasste ich die Verbindung nach Belgrad. Wegen meines Interrail-Passes glaubte ich, unverwundbar zu sein, und fragte am Schalter nach irgendeinem anderen Zug in den Norden, von dort würde ich mich schon weiter hangeln können. Aber: Der nächste Zug ging 23,5 Stunden später – die Verbindung nach Belgrad war die einzige in den Norden. Tja, mein Datenvolumen und Budget, das mit 18 natürlich von Anfang an recht klein war, war so gut wie aufgebraucht und ich war im Hochsommer in Thessaloniki gestrandet. 

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© Henri Rudolf

Meine beste Freundin hatte mich mit dem Flieger längst überholt, recherchierte dann von zu Hause aus nach dem günstigsten Hotel und lotste mich am Telefon hin.  Reiswaffeln und Gyros brachten mich über den Tag und Thessaloniki lief ich quasi zu Fuß ab. Eine gute Entscheidung, denn zum Ausruhen hatte ich ja auf dem Rückweg genug Zeit. Vom Zugfenster aus habe ich mich damals zwar nicht unbedingt in Osteuropa verliebt, wohl aber in die Menschen. Immer wieder wurden mir von verschiedenen Fahrgästen auf der Strecke selbstgemachter Börek und anderes Gebäck gereicht, im Gespräch mit Händen und Füßen und Mitfahrer*innen, die übersetzt haben, habe ich auf meinem Weg Nordmazedonien, Serbien und schließlich Ungarn von einer sehr persönlichen Seite kennengelernt.

Wenig Geld = wenig Allüren

Der wichtigste Kostenpunkt bei Low-Budget-Reisen sind auch immer wieder Unterkünfte. Meine günstigste hat drei Euro gekostet und: Ich bereue nichts. Denn es waren meistens diese günstigen Hostels und das Schlafen in 18er-Zimmern, in denen ich schnell die meisten Freund*innen gefunden habe. Wenn man sich gemeinsam ein Bad teilt, fällt falscher Scham schließlich schnell. Was ich an Low-Budget-Hostels so liebe, ist die Art, aufeinander zuzugehen. Denn: Je höher der Preis für die Nacht, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Betreten des Schlafsaals begrüßt, in ein Gespräch verwickelt und in die Pläne für den Tag integriert wird. Allgemein kann man wohl sagen: Wer überall und leicht einschlafen kann, ist bei Low-Budget-Reisen klar im Vorteil. 

Je höher der Preis für die Nacht, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Betreten des Schlafsaals begrüßt, in ein Gespräch verwickelt und in die Pläne für den Tag integriert wird.

Wenn du also gerne jede Ecke Europas entdecken willst, beim Blick auf das Konto deine Reisepläne aber ganz schnell wieder verwirfst, dann lass dir gesagt sein: Günstig Reisen ist zwar anstrengender, als viele kommunizieren – aber es lohnt sich! Außerdem gibt es Angebote wie Couchsurfing, wo du für eine Übernachtung auf dem Sofa eines*r Einheimischen gar nichts bezahlen musst, oder Free Walking Tours, bei denen du durch die Stadt geführt wirst und am Ende selbst entscheiden kannst, wie viel Trinkgeld du dalässt. Reisen geht mit jedem Budget!

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