11 spannende Ostertraditionen aus Europa
Wenn in Irland Heringe begraben, in Polen wilde Wasserschlachten veranstaltet und in Norwegen Gruselgeschichten erzählt werden, dann ist es endlich wieder... genau, Ostern! Das wichtigste Fest im christlichen Kalender hat in Europa zahlreiche Traditionen hervorgebracht, die man nicht unbedingt sofort mit der Auferstehung Jesu Christi in Verbindung bringt. Ich zeige dir, wie die Menschen von Island bis Griechenland Ostern feiern und stelle dir 11 spannende, lustige und merkwürdige Ostertraditionen aus Europa vor.
1. Island: Bingo spielen
Im kalten Island hat sich eine ganz besonders unterhaltsame Tradition zu Ostern entwickelt. Da an Karfreitag alle Bars und Clubs geschlossen sind und auch Glücksspiele bis 2019 an diesem Feiertag verboten waren, haben sich ein paar Isländer*innen aus Protest vor dem Parlament versammelt und Bingo gespielt. Was als kleine Aktion von ein paar Nicht-Gläubigen begann, ist mittlerweile fest in der isländischen Kultur verankert, sodass sich an Karfreitag überall in Island Menschen zusammenfinden und eine Partie Bingo spielen.
2. Spanien: Semana Santa
Nirgendwo wird Ostern wohl so ernsthaft und gleichzeitig pompös zelebriert wie in Spanien. Denn die Osterwoche, die Semana Santa, gehört zu den absoluten Höhepunkten des religiösen und kulturellen Kalenders. Vor allem in Andalusien finden dann die gesamte Karwoche über Prozessionen statt, auf denen dem Tod Christi gedacht wird. Diese werden von den Bruderschaften der einzelnen Kirchengemeinden organisiert, als Blickfang dienen die sogenannten Pasos, aufwändig verzierte Holzkonstruktionen, die verschiedene Heiligenbilder zeigen. Während die Prozessionen durch die Straßen ziehen und die Gläubigen der Gemeinden sowie zahlreiche Schaulustige anziehen, erklingen oftmals Flamenco-Gesänge, die Seatas, die zu Ehren der Heiligen gesungen werden. Wer die Semana Santa erleben will, kann das in allen größeren andalusischen Städten machen, besonders spektakulär sind die Feierlichkeiten aber in Sevilla.
3. Ukraine: Ostereier bemalen
Das sind die wohl schönsten Ostereier, die wir je gesehen haben! Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Ukraine (und vielen anderen osteuropäischen Ländern) ist es Tradition, zu Ostern Eier zu bemalen. In der Ukraine heißt diese Tradition pysanky. Das Wort stammt von dem ukrainischen Wort "pysaty" (писати) ab, was "schreiben" bedeutet. Die Eier werden nämlich nach und nach mit buntem Bienenwachs überzogen und mit detaillierten, traditionellen Volksmustern beschrieben und verziert. Mehr zu den ukrainischen Ostereiern erfährst du hier.
4. Norwegen: Krimiserien und Gruselgeschichten
In Buchläden findet man in Norwegen zur Osterzeit vor allem eins: Krimis. Autor*innen legen die Erscheinung neuer Romane auf die Osterzeit, das Fernsehprogramm wird auf Krimiserien und die liebsten Detektivgeschichten umgestellt. Skandinavische Thriller sind für ihre Extra-Portion Blut und Gruseleffekt bekannt, das scheint die Norweger*innen aber an Ostern nicht zu stören, im Gegenteil: Die “Påskekrims", also Osterkrimis, erfreuen sich größter Beliebtheit und wurden über die Jahre zur festen Ostertradition, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass die Norweger*innen über Ostern viele Tage frei, also viel Zeit zum Lesen haben.
5. Polen: Nasser Montag
Der polnische Brauch Śmigus-dyngus ist nichts für Warmduscherinnen. Denn jährlich an Ostermontag werden überall im Land, insbesondere in den ländlichen Gegenden, wilde Wasserschlachten veranstaltet, deren Ziel vor allem Frauen sind. Dann stürmen Jugendliche mit Feuerwehrschläuchen bewaffnet Straßenbahnen, Eimer werden ausgeschüttet, Super Soaker sind im Anschlag und schlafende Mädchen werden samt Bett in den See geworfen. Wer über Ostern in Polen ist, sollte also vorsichtig sein – oder ein regendichtes Outfit einpacken.
6. Irland: Heringsbegräbnis
Ein Begräbnis für einen Fisch? Nach christlicher Tradition gibt es zur Fastenzeit kein Fleisch, höchstens Fisch. Eine harte Zeit also für alle Metzger*innen, die in den Wochen des Fastens weniger Umsatz machen. An Ostern darf endlich wieder Fleisch auf den Tisch und darüber ist die Freude bei den Ir*innen so groß, dass der Hering kurzerhand zu Grabe getragen wird. Meistens organisieren das sogar die lokalen Metzger*innen, die das Ende der Fastenzeit schon herbeigesehnt haben.
7. Griechenland: Raketenkrieg auf Chios
Auf der griechischen Insel Chios fühlt sich Ostern an wie Silvester. Der Grund: In der Nacht zum Ostersonntag beschießen sich die beiden Kirchengemeinden mit tausenden von selbstgebastelten Raketen. Die Kirchengebäude befinden sich direkt gegenüberliegend an zwei Seiten eines Tals und bieten so perfekte Voraussetzungen für das Spektakel. Der Brauch soll wohl auf die Zeit zurückgehen, in der die Insel von den Osman*innen besetzt war, die den Griech*innen vor Ort das Osterfest verboten hatten. Um sie zu verschrecken, haben die Inselbewohner*innen kurzerhand einen Krieg vorgetäuscht. 2018 allerdings wurde das Raketenschießen verboten, sodass seitdem nur noch einzelne Raketen geflogen sind. Ein paar Eindrücke von dem Spektakel gibt’s zum Glück noch auf YouTube.
8. Schweden: Ein bisschen Halloween
Ostern in Schweden klingt ein bisschen wie Halloween: Als Hexen verkleidete Kinder – Påskkärring nennt man sie – gehen von Tür zu Tür, verschenken selbstgemachte Osterkarten und wollen natürlich nur eins: Süßes! Sonst gibt’s Saures! Ach nee, das war ja wirklich Halloween. Der Legende nach fliegen die Hexen am Gründonnerstag alle zum Blocksberg – dann werden auch die Süßigkeiten gesammelt. Am Ostersonntag fliegen die Hexen dann wieder zurück und sollen mit den großen Osterfeuern an der Ankunft gehindert werden.
9. Dänemark: Briefe schreiben
Unsere Nachbar*innen aus dem Norden sind auch in der Ostertradition gar nicht so weit von uns entfernt: Schokoladeneier und Ostereier-Deko sind ein Muss. Anders als bei uns haben die Kinder in Dänemark aber eine Möglichkeit, sich Schokoladeneier dazuzuverdienen. Vor Ostern basteln sie hübsche Karten und schreiben kleine Nachrichten an einen Erwachsenen – unterzeichnet wird nur mit Punkten, der Name des Absenders muss nämlich später erraten werden. Weiß der Erwachsene nicht, von wem der Brief kommt – oder möchte den Kleinen nicht den Spaß verderben – bedeutet das: mehr Schoko-Eier für die ambitionierten Briefeschreiber*innen.
10. Bulgarien: Eierschlacht
Ostern ist in Bulgarien das wichtigste religiöse Fest und wird daher auch "velikden" – großer Tag – genannt. Während in anderen Ländern Europas Eier bemalt, versteckt und gesucht oder in Schokoladenform verputzt werden, haben die Menschen in Bulgarien eine andere Verwendung dafür. Nach dem Kirchgang findet nämlich eine kleine Schlacht statt, bei der immer jeweils zwei Personen ihre Eier gegeneinander schlagen und hoffen, dass sie nicht platzen, denn das soll Gesundheit und Erfolg im nächsten Jahr bringen. Übrigens färben die Bulgar*innen ihre Eier vornehmlich rot, als Symbol für das Blut Christi.
11. Lettland: Schaukeln für die Ernte
In Lettland gehört es zum Osterbrauch, große Holzschaukeln auf den Plätzen aufzustellen und dort gemeinsam zu schaukeln. Das macht nicht nur Spaß, sondern soll Glück bringen, die Ernte im Sommer sichern und die Schaukelnden im restlichen Jahr vor Mückenstichen schützen – ja, sogar das kann so eine Schaukel.