"Allemol so schee wie die Toskana" – Auf einen Wander- und Wein-Ausflug in die Pfalz

© Lukas Popp

Ich stehe inmitten von unzähligen Rebstöcken im Weinberg und lasse mir die warme Sonne ins Gesicht scheinen. Um mich herum duftet es fruchtig-süß und am Horizont schimmern die Berges des Pfälzer Waldes im Dunst der Hitze in den unterschiedlichsten Blautönen. Während Berlin die 20-Grad-Marke noch nicht knacken konnte, fühlt sich die Pfalz schon ziemlich sommerlich an. Wer hätte gedacht, dass der Südwesten Deutschlands mit den Verführungskünsten Italiens mithalten kann?

Doch nicht nur landschaftlich kann die Region die Sehnsucht nach einem Besuch in der Toskana stillen. Denn nirgendwo sonst in Deutschland wird der italienische Lebensstil "la dolce vita" so sehr zelebriert wie in der Pfalz. Da die Pfälzer aber sehr heimatverbunden sind, heißt dieses genießerische Lebensgefühl hier eben einfach "es gebt nix Bessres wie ebbes Gudes". Auch wenn der Singsang-Dialekt manchmal eine kleine Sprachbarriere darstellt, ist die Gastfreundschaft der Pfälzer unmissverständlich zu erkennen. Selten vergeht ein Abend im Restaurant, an dem man nicht mit dem Nachbartisch "babbelt".

Weil die Pfalz zu den wärmsten Regionen Deutschlands zählt, spielt sich das Leben im Sommer draußen ab. Dann wird sich allabendlich auf den Dorfplätzen zum Tratschen oder Boccia spielen getroffen – eben ganz so wie auf den berühmten italienischen Corsi. Statt "pizza, pasta und amore" steht in der Pfalz aber ganz klar "Weck, Worschd und Woi" auf dem Speiseplan – ein Dreiklang, den ein echter Pfälzer nicht äußern kann, ohne, dass ihm dabei das Wasser im Mund zusammenläuft. Denn genau so wie ein echter Italiener nicht auf seinen täglichen Teller Pasta verzichten will, lässt ein echter Pfälzer keine Gelegenheit aus, sich den Tag mit einem guten Tropfen Pfalzwein zu versüßen.

Zum Wohl! Auf ein Glas Wein in die Pfalz

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© Milena Magerl

Das kulinarische Jahr in der Pfalz wird im Frühling mit der blass-rosafarbenen Mandelblüte eingeläutet – eine Blütenpracht, die ebenso herrlich anzuschauen ist wie die berühmten floralen Schwestern in Japan. Wer die Mandelernte miterleben möchte, muss allerdings noch bis in den September warten, bis die leckeren Früchte auf Deutschlands größter Mandelplantage in Freinsheim von den Bäumen geholt werden.

Um diese Wartezeit zu überbrücken, lassen es sich die Pfälzer mit heimischem Spargel und regionalen Feigen gut gehen, die dank des mediterranen Klimas hier wachsen. Im Spätsommer und frühen Herbst beginnt dann die kulinarische Hochzeit. Wie eifrige Bienen auf der Honigsuche sind die Winzer dann damit beschäftigt, die frischen Trauben im Wingert zu ernten; und der Geruch von Most und Wein strömt durch die Dorfstraßen, wenn der Wein in den regionalen Weingütern verarbeitet wird. Doch ein echter Pfälzer weiß, dass man sich diese Genussmomente erst verdienen muss.

Weinkultur trifft auf Wanderlust

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© Lukas Popp

Bei einer Tour auf dem Pfälzer Weinsteig kannst du deine Wanderleidenschaft mit deiner Liebe zum Wein verbinden. Der 172 Kilometer lange Fernwanderweg führt dich, wie der Name schon verrät, durch herrlich duftende Weinberge, üppige Wälder und vorbei an den alten Burgruinen. Weil so viele Kilometer, umgeben von herrlich duftenden Trauben natürlich auch hungrig – oder besser gesagt durstig – machen, solltest du unbedingt zwischendurch in einem der hübschen Winzerdörfer eine Pause einlegen und mit Kennermiene Wein aus der Region zu kosten.

Von der mediterranen Terrasse des Weingut Schäfer kannst du einen fabelhaften Blick auf das geschichtsträchtige Hambacher Schloss, in dem 1832 der Grundstein der deutschen Demokratie gelegt wurde. Falls du dich vor deiner Abfahrt noch einmal mit Wein eindecken willst, empfehle ich dir, einen Stopp beim Bioland-Weingut Stefan Kuntz einzulegen, das vegane Weine herstellt. Denn auch wenn Wein eigentlich ein rein pflanzliches Produkt ist, werden dem Most zur Klärung häufig auch tierische Proteine zugeführt. Hier wird auf diese Hilfsmittel verzichtet und stattdessen auf die beste Zutat gesetzt: Zeit, damit die Weine in Ruhe reifen können.

Damit du nach deinem Pfalzbesuch auch richtig schön mit deinen neu erworbenen Weinkenntnissen im Freundeskreis auftrumpfen kannst, solltest du dir eines der "Weinsensorik Seminare" am Neuspergerhof oder eine naturkundlichen Weinbergsführung, zum Beispiel in Weyher beim Bioland-Weingut Seiler, nicht entgehen lassen.

Grand Canyon-Feeling im Dahner Felsenland

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© Lukas Popp

Neben den Weinbergen gibt es aber auch echte Gipfel im Pfälzerwald zu erstürmen. Egal, ob du ein passionierter Bergsteiger bist oder deinen Unterarmmuskeln beim Klettern an den gigantischen Buntsandsteinfelsen den Rest geben willst – das Dahner Felsenland in der Südpfalz ist prädestiniert für Outdoor-Erlebnisse. Die rotbraunen Felsen ragen wie bizarre Skulpturen über den Baumwipfeln hervor und erinnern ein bisschen an die vielfotografierten Felsformationen des amerikanischen Grand Canyon.

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© Milena Magerl

Eine besonders schöne und herausfordernde Wanderroute ist der "Dimbacher Buntsandstein Höhenweg", der gleich über drei der Pfälzer Berge und immer vorbei an den beeindruckenden Felsformationen führt. Wer den Anstieg zum Kieungerfelsen auf sich nimmt, wird mit einer gigantischen Aussicht auf den Pfälzer Wald belohnt. Wenn die Sonne scheint, verströmen die Nadelbäume einen würzigen Duft, der erneut an einen Urlaub in Südeuropa erinnert. Wenn du dich für historische Überbleibsel begeisterst, kannst du auch auf einer Etappe des 32 Kilometer langen "Deutsch-französischen Burgenweg" über steile Berghänge bis ins Elsass wandern und währenddessen beeindruckende Ruinen bestaunen.

Nachhaltig entspannen in Klingenmünster

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© Milena Magerl

Im Stiftsgut Keysermühle in Klingenmünster kannst du nach deiner Wanderung den Abend mit regionaler Bio-Küche im Slowfood-Restaurant gut gehen lassen. Das Stiftsgut legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und ist ein vorbildlicher Inklusionsbetrieb. Auf der hübschen Terrasse, die von frischen Kräutern und einem großen Garten mit Baumhaus, Slack-Line und Sandkasten umgeben ist, lässt es sich wunderbar entspannen. Das letzte Glas Wein kannst du einfach mit in den Garten nehmen, dich in einen der gemütlichen Liegestühle fläzen und Sterne gucken, bevor du dich in die ruhigen Räumen des Naturhotels zurückziehst. Von hier kannst du einen letzten Blick auf die beleuchtete Burgruine Landeck werfen, bevor du berauscht von deinen Erlebnissen und dem guten Wein einschläfst.

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