Pysanky – Das musst du über die ukrainische Ostertradition wissen
Das sind die wohl schönsten Ostereier, die wir je gesehen haben! Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Ukraine (und vielen anderen osteuropäischen Ländern) ist es Tradition, zu Ostern Eier zu bemalen. In der Ukraine heißt diese Tradition pysanky. Das Wort stammt von dem ukrainischen Wort "pysaty" (писати) ab, was "schreiben" bedeutet. Die Eier werden nämlich nach und nach mit buntem Bienenwachs überzogen und mit detaillierten, traditionellen Volksmustern beschrieben und verziert.
Obwohl die Tradition mittlerweile mit dem christlichen Glauben der Ukrainer*innen verbunden wird, ist sie sogar noch älter und hat wohl ihren Ursprung in prähistorischen, slawischen Kulturen, als die Menschen den Sonnengott Dažbog verehrten. Sie glaubten, dass die Sonne die Quelle allen Lebens war, da sie die Erde erwärmte und Pflanzen wachsen und gedeihen ließ. Während der Wintermonate, wenn die Tage kürzer und dunkler werden, nahmen die Menschen an, dass der Sonnengott wütend auf sie sei und sie verlassen würde.
Um ihn besänftigen und die Sonne zurückzubringen, verzierten sie für Zeremonien und Frühlingsrituale Eier mit Natursymbolen. Vögel nämlich, so der Glaube, waren die auserwählten Schöpfungen des Sonnengottes, da sie die einzigen Wesen waren, die ihm nahe kommen konnten. Zwar konnten die Menschen nicht die Vögel fangen, aber sie sammelten die Eier, die die Vögel gelegt hatten und somit als magische Objekte galten. Während der Christianisierung der Ukraine im 9. und 10. Jahrhundert wurde das Ei zum Symbol für Ostern und der Auferstehung Jesus Christus'.
Seit dem Ende der Sowjetunion, als die Ausübung von Religion verboten war, erlebt die Pysanky-Kunst eine Renaissance – nicht nur in der Ukraine selbst, sondern auch im Ausland, wo ukrainisch-stämmige Immigranten die Tradition aufrecht erhalten haben. Das Projekt Pysanky for Peace beispielsweise wurde von Sarah Bachinger, einer amerikanisch-ukrainischen Künstlerin und Fotografin, gegründet, der Urgroßeltern Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA auswanderten. Sie wuchs mit der traditionellen Volkskunst und den ukrainischen Traditionen ihrer Vorfahren auf, möchte diese bewahren und mit anderen teilen.
Sie vernetzt Pysanky-Künstler*innen, leert in Workshops die Kunst des Ostereier-Verzierens, erzählt auf ihrer Website Geschichten von Ukrainer*innen und sammelt aktuell Spenden, um humanitäre Aktionen in der Ukraine zu unterstützen. Auf der Website kannst du auch symbolisch ein Pysanky kaufen oder Pysanky-Artists in der Ukraine direkt unterstützen.