Überleben in der Natur – Lerne Outdoor-Skills im Survival Camp von Bushcraft North

© Charlott Tornow

Meine erste Lektion im Survival Camp lerne ich nach nicht mal zehn Minuten: Obwohl ein Sturm vorausgesagt wurde, habe ich den Regenschutz für meinen Rucksack vergessen. Das wäre nicht weiter wild, wenn sich nur Kleidung in dem ansonsten regenfesten Rucksack befinden würde. Aber an der Seite hängen auch Schafsack und Hängematte für die Nacht, die nicht nass werden dürfen. Während die anderen Teilnehmer*innen bunte Plastikplanen über ihre Bags ziehen, knote ich also bedröppelt meinen zweiten Regenponcho (an den ich immerhin gedacht habe) umständlich um die Utensilien und hoffe auf besseres Wetter für den Rest des Tages. Equipment, so werde ich im Laufe des Camps noch lernen, ist mindestens genauso wichtig wie Skills.

Es ist nicht so, dass ich zum ersten Mal in der Natur unterwegs bin oder draußen schlafe – im Zuge des Survival Camp von Bushcraft North merke ich aber immer wieder, dass ich doch recht wenig Ahnung davon habe, um in einer Notsituation klarzukommen oder im schlimmsten Fall zu überleben. Aber genau deswegen bin ich ja hier, im Nordwesten von Brandenburg, wo sich der Survival-Spezialist Christoph Reusch sein eigenes kleines Outdoor-Reich geschaffen hat, in dem er den Teilnehmer*innen sein Wissen weitergibt.

© Charlott Tornow

Lernen von einem echten Abenteurer

Und dieses Wissen ist schier unendlich, wie ich Stunde um Stunde feststelle. Christoph ist zertifizierter Wildnisführer und -pädagoge, hat einen Angel-, Jagd- und Kletterschein und frischt seine Erste-Hilfe-Ausbildung jedes Jahr auf. Der zwei Meter große Hühne trainiert seit 20 Jahren Selbstverteidigungstechniken wie Krav Maga und Boxen und war bereits mit 19 Jahren für die Bundeswehr im Einsatz. Um diese traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, begann er recht früh, lange Touren in der Natur zu unternehmen, zuerst in Deutschland, dann in Skandinavien und mittlerweile in Amerika, wo er einmal im Jahr sieben Wochen durch die Wildnis wandert und sich komplett selbst versorgt – abgeschnitten von jeglicher Zivilisation.

Eigentlich könnte ich auch einen kompletten Artikel nur über Christoph schreiben, denn die Geschichten, die er erzählt, sind Stoff, aus dem Filme gemacht werden: Grizzly-Begegnungen in Kanada oder auf Jagd mit Aborigines in Australien – Christoph ist ein echter Abenteurer, der über 20 Jahre Erfahrung in der Natur hat und dessen Erfahrungen und persönlicher Background den Survival-Kurs so authentisch machen. Sollte es jemals eine Zombie-Apokalypse geben, würde ich als erstes zu Christoph fahren, denke ich immer wieder.

Die Basics des Überlebens in der Natur

"Ich möchte die Lust des Draußenseins vermitteln", sagt Christoph, der in seinem zweitägigen Survival Camp auf spielerische Weise unter anderem lehrt, wie man eine Notunterkunft aus Planen baut, Feuer macht, Notnahrung findet, Wasser zum Trinken aufbereitet und Spuren liest. Gleich nach der Ankunft um 10 Uhr früh am Samstag drückt Christoph mir und den anderen Teilnehmer*innen Karte und Kompass in die Hand und erklärt, wie man den Kompass einnordet, die Zeichen auf der Karte richtig liest und was es mit der Doppelschrittzahl auf sich hat. Für rund eine Stunde laufen wir so entlang schmaler Bäche, vorbei an Sonnenblumenfeldern und über Gleise, bis wir schließlich das Bushcraft-Camp erreichen – das, wie wir später merken, gar nicht so weit vom Startpunkt entfernt ist.

© Charlott Tornow
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Das Camp befindet sich auf einer kleinen Lichtung und mutet fast gemütlich an: Eine selbstgezimmerte Holzhütte mit Feuerstelle dient als Unterschlupf an verregneten Tagen, zwischen den Birken und Tannen findet jede*r genügend Platz, um ein Zelt aufzuschlagen oder eine Hängematte zu spannen, und für die Notdurft steht ein hölzernes Plumpsklo bereit. Christoph sorgt sogar für die Verpflegung – am Abend gibt es Stockbrot und Eintopf, der von allen zubereitet und über dem Feuer gekocht wird. Gerade für Outdoor-Anfänger*innen ist diese einfache Infrastruktur perfekt, um sich wohlzufühlen und die Skills innerhalb der Gruppe zu vertiefen.

© Charlott Tornow
© Charlott Tornow

Wir lernen unter anderem, Holz zu hacken (mein Highlight!), wie man aus Tannennadeln Tee kocht, welche Wald- und Wiesenpflanzen sowie -kräuter sich für die Zubereitung eines Salats eignen, wie sich der Baumbestand auf die Lagerplatzwahl auswirkt, welchen Wildtiere man nicht zu nah kommen sollte, wie man sich im Winter mit nur einem Teelicht warm hält und Wasser destilliert. Kurz gesagt: die Basics des Überlebens in der Wildnis.

Zusammen gehen wir auf die Suche nach trockener Birkenrinde, um mit feinen Holzspänen und einem Feuerstahl – eine Art kleines Schlageisen, das Funken erzeugt – Feuer zu machen. Das geht erstaunlich leicht von der Hand und der Feuerstahl kommt auf die Liste der Utensilien, die ich unbedingt für den nächsten Camping-Trip brauche. Ziemlich cool sind auch die verschiedenen Knoten, die uns Christoph zeigt und mit denen man vor allem das Zeltlager schnell aufgeschlagen beziehungsweise abgebaut hat. Aber um ehrlich zu sein, habe ich schon beim Schreiben dieses Artikels alle Handbewegungen vergessen. Wiederholung macht den Meister und immerhin gibt es zahlreiche Knotenkunde-Apps mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

© Charlott Tornow
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Viele Themen schneidet Christoph zwar nur an, weil es wirklich wahnsinnig viel zu lernen und erzählen gibt. Aber wer danach Lust hat, dieses Wissen zu vertiefen, kann bei ihm auch einen dreitägigen Intensiv-Kurs buchen. Nach dem Wochenende jedenfalls würde ich zwar immer noch nicht, auf mich allein gestellt, in der Wildnis überleben können, mit dem Basic-Wissen könnte ich aber schon ein paar Tage länger durchhalten und zumindest beim nächsten Camping-Trip richtig angeben. Und der Regenschutz für meinen Rucksack liegt jetzt auch wieder da, wo er hingehört: im Rucksack.

Survival Camp von Bushcraft North | Gut Burghof 10, 16909 Heiligengrabe, Deutschland | Samstag, 10 Uhr bis Sonntag, 12 Uhr | inklusive Verpflegung: 179 Euro | Zur Website

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