11 Dinge, die du übers Heilfasten wissen solltest
Eine ganze Woche nichts essen und sich dabei großartig fühlen? Das klingt erstmal ziemlich paradox, aber das ist das Versprechen vom Heilfasten. Spielst du mit dem Gedanken, mal zu fasten, aber du weißt nicht, wie du anfangen sollst und worauf du alles achten musst? Ich habe eine Woche im Biohotel Tannerhof ärztlich begleitet gefastet, mich von der Ärztin Burgi von Mengershausen beraten lassen und dabei jede Menge über einen "Ernährungstrend" gelernt, der Jahrtausende alt ist und in vielen Religion praktiziert wird. Den Bericht über meinen Selbstversuch kannst du hier nachlesen. In diesem Artikel gebe ich dir jede Menge Tipps für deine erste Heilfastenkur.
1. Was ist Fasten?
Fasten wird definiert als der bewusste und zeitlich begrenzte Verzicht auf feste Nahrungs- und Genussmittel. Dabei gibt es verschiedene Arten des Fastens: Die bekannteste ist vermutlich das Buchinger Fasten, eine Heilfastenkur, die nach dem deutschen Arzt Otto Buchinger benannt ist. Bei dieser Trinkkur dürfen Faster*innen ausschließlich Wasser, Tee, Saft und Gemüsebrühe beziehungsweise dünne Suppen zu sich nehmen. Bei der Buchinger-Kur im Tannerhof und anderen Fastenhotels gibt es zusätzlich noch proteinhaltige Produkte wie Buttermilch oder Sojadrink, um dem Muskelschwund entgegen zu wirken. Daneben gibt es noch das Wasserfasten, Basenfasten und Saftfasten. Wichtig beim Fasten ist, dass die Kalorienzufuhr 500kcal nicht übersteigen sollte. Zudem liegt die Betonung auf dem bewussten Verzicht: Durch die gehemmte Nahrungsaufnahme erhöht sich im Körper der Stress. Bei bewusstem Entscheid schüttet der Körper zwar am Anfang viele Stresshormone aus, die sich aber nach und nach abbauen. Wird man dagegen zum Nahrungsverzicht gezwungen, bleibt das Stresslevel des Körpers konstant hoch.
2. Hilft Fasten wirklich?
Viele Menschen wollen fasten, um zu entschlacken. Otto Buchinger selbst hat diesen Begriff geprägt. "Entschlacken" wird hierbei oft mit "Entgiften" gleichgesetzt. Der Körper entgiftet sich durch die Funktionen der Leber oder Niere aber selbst. Dennoch werden beim Fasten nicht nur Fette, sondern auch entzündliche Eiweiße abgebaut. Dazu kommt der Prozess der Autophagie, der mit Selbstverdauung übersetzt werden kann. Der Verein der Unabhängigen Gesundheitsberatung schreibt: "Eine Autophagie wird besonders dann in Gang gesetzt, wenn der Nachschub an Nährstoffen stockt. Eine Situation, die beispielsweise beim Fasten oder intensivem Sport entsteht. In dieser Situation des Mangels greift die Zelle auf eigene Ressourcen zurück. Sie baut ab, was nicht benötigt wird und gewinnt so neue Nährstoffe und Energie." Einfach gesagt: Man mobilisiert seine Energiereserven und unterstützt die körpereigene Entgiftung. In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass Fasten gegen chronische Schmerzen, Migräne, Bluthochdruck, Hautkrankheiten und Diabetes Typ2 helfen kann.
3. Für wen ist Fasten geeignet?
Jeder gesunde Mensch kann grundsätzlich fasten, wobei eine Fastenkur mit dem/der Ärzt*in abgesprochen werden sollte. Fasten kurbelt nicht nur die Gewichtsreduktion an, sondern kann auch bei der Umstellung des Lebensstils und dem allgemeinen psychischen Wohlbefinden helfen. Allerdings sollten Menschen mit psychischen Krankheiten, die zum Beispiel Probleme mit der Produktivität und mangelnder Energie haben, vorab mit dem/der Ärzt*in sprechen. Auch Menschen, die an Typ 1 Diabetes leiden, sollten vorher ärztlichen Rat suchen, denn beim Fasten befindet sich weniger Insulin im Körper. Auch die Einnahme von großen Mengen an Medikamenten muss abgestimmt werden, denn sie wirken der Fastenwirkung auf zellulärer und Darmebene entgegen. Auch Kindern und Schwangeren wird vom Fasten abgeraten, da sie sich im Wachstum befinden. Leichte Erkältungen sind ein Stressfaktor für den Körper, müssen aber kein Problem darstellen.
4. Wie läuft das Fasten ab?
Je nachdem, für welche Fastenmethode du dich entscheidest, verläuft das Fasten anders ab. Generell solltest du aber zwei bis drei Rohkost-, Gemüse- und Obsttage vor dem Fastenbeginn einlegen, damit sich der Körper an die verminderte Nahrungsaufnahme gewöhnen kann. Das Fasten selbst dauert mindestens sieben Tage und kann so lange durchgezogen werden, wie man möchte. Das Buchinger Fasten beginnt mit der Einnahme von Glaubersalz, um den Darm zu leeren, da man weniger Hungergefühle hat, wenn der Darm leer ist. Der Darm ist die hohe Salzkonzentration nicht gewohnt, dadurch zieht er Wasser aus dem umliegenden Gewebe. Die Füllmenge im Darm erhöht sich, die Salzkonzentration sinkt und immer wenn der Darm seinen maximalen Füllzustand erreicht hat, entleert er sich. Während des Buchinger Fastens im Tannerhof trinkst du beispielsweise morgens einen Tee, mittags gibt es Suppe oder Brühe und abends eine Kombination aus Milch und Saft, um dem Körper auch weiterhin wichtige Nährstoffe, Eiweiße und sekundäre Pflanzenstoffe zuzuführen.
5. Wie viel muss man während des Fastens trinken?
Beim Fasten werden Fett- und Harnsäuren abgebaut, was zu Kopfschmerzen führen kann. Zusätzlich müssen die Nieren beim Entsäuern unterstützt werden, das heißt: trinken, trinken, trinken. Mindestens drei Liter Wasser oder Tee am Tag. Säfte sind aufgrund des Zuckergehalts beim klassischen Heilfasten nach Buchinger nur in geringen Mengen erlaubt, beim Wasserfasten logischerweise gar nicht.
6. Darf ich während des Fastens Kaffee trinken?
Streng genommen: Nein. Kaffee ist ein Genussmittel und als solches kein Fastengetränk. Allerdings kann der Entzug von Kaffee schon nach einem Tag starke Kopfschmerzen hervorrufen. Was den Kaffeekonsum während des Fastens angeht, gibt es mittlerweile viele Meinungen. Kaffee an sich ist kalorienarm, wenn man ihn zucker- und milchfrei trinkt. Er enthält zudem, je nach Zubereitung, nur unwesentlich mehr Koffein als beispielsweise Grüner Tee, der als Fastengetränk erlaubt ist. Wer also starke Kopfschmerzen beim Fasten hat, die durch andere unterstützende Maßnahmen nicht verschwinden, sollte lieber einen Kaffee trinken, anstatt zur Kopfschmerztablette zu greifen – denn noch "schlimmer" als Koffein sind chemische Stoffe in einer Aspirin und Co.
7. Was kann ich tun, damit das Fasten leichter fällt?
Die Entsäuerung des Körpers während des Fastens geschieht auch durch die Lungen, weshalb Sport und frische Luft gut tun. Auch die Leber kann beim Entgiften unterstützt werden, warme Heuwickel oder eine Wärmflasche helfen dabei, indem sie die Durchblutung ankurbeln. Wer seinen Fasttag mit einer kalt-heißen Wechseldsuche startet, regt die Durchblutung und den Kreislauf an – quasi der Kaffee der Faster*innen. Wer auf eine Wasserfastenkur setzt und ein bisschen geschmackliche Abwechslung in den Alltag bringen will, kann an Orangen und Zitronen zutschen. Obwohl die Früchte Säure enthalten, wirken sie sich basisch auf den Körper auf. Zusätzlich kann man den Körper mit Basentabletten unterstützen, in denen unter anderem Magnesium und Kalzium enthalten sind. Da der Körper beim Fasten durch den Fettabbau sauer wird, können die Gelenke wehtun – die Tabletten und die Früchte helfen als Puffer.
8. Welche Nebenwirkungen hat Fasten?
Vor allem in den ersten drei Tagen des Fastens können Unterzuckerungssymptome, Kopfschmerzen, Schwäche, Zittrigkeit, kalter Schweiß und leichte Übelkeit auftreten. Das kommt durch den Abbau von Glykogen, das in der Leber gespeichert ist und dich über den Tag hinweg trägt. Wenn die Speicher leer sind, muss der Körper an seine Langfristreserven ran, die in Form von Fett und Eiweiß gespeichert sind. Dabei kann es passieren, dass der Körper nicht so geschmeidig an die Fettverbrennung rangeht, wodurch Unterzuckerungssymptome auftreten. Hier kann ein wenig Honig Abhilfe schaffen. Auch Einschlafen oder Durchschlafen kann schwierig sein, weil der Köper nicht mehr so viel zu tun hat – er kommt zur Ruhe und braucht nicht weniger Energie und Ruhe wie vorher. Auch sollte es dich nicht beunruhigen, wenn du vergesslicher oder schläfriger wirst: Das Gehirn benötigt Kohlenhydrate, die es während des Fastens nicht in ausreichenden Mengen erhält. Deshalb sollte deine Fastenkur von so wenig mentalem und körperlichem Stress wie möglich begleitet sein.
9. Muss man beim Fasten Sport machen?
Das Wichtigste beim Fasten – neben Trinken – ist Sport. Denn der Körper baut nicht nur Fett, sondern auch Muskeln ab. Der Körper muss sich beim Fasten also andere Eiweißquellen als die Muskeln suchen. Langsamer Ausdauersport und mäßige Kraftübungen sowie Yoga und Pilates sind ideal, auch um das Herz-Kreislaufsystem anzukurbeln. Übernimm dich beim Sport nicht und achte auf deine körperlichen Signale.
10. Kann man auch während des Fastens arbeiten?
Zunächst einmal solltest du dir die Frage stellen, aus welchem Grund du fasten möchtest. Wenn es um den grundsätzlichen, bewussten Verzicht geht, ist es durchaus okay, während des Arbeitens zu fasten. Wenn du allerdings wie Otto Buchinger das Fasten ganzheitlich betrachtest, also nicht nur Gewicht verlieren oder den Körper "entschlacken" willst, sondern dich auch deinen psychischen und sozialen Stress reduzieren möchtest, solltest du auf die Arbeit verzichten. Dabei solltest du außerdem im Kopf behalten, dass du geschwächter als sonst bist und auch vergesslich werden kannst – keine so gute Voraussetzung für anstrengende Arbeit.
11. Wie macht man nach dem Fasten weiter?
Wenn du dich für die Buchinger-Kur entschieden hast, brichst du das Fasten nach frühestens fünf Tagen am Mittag mit einem Apfel. Der Apfel ist ein Buchinger-Klassiker, aber auch perfekt, weil er viele Vitamine enthält und zum langsamen Kauen auffordert, das dem Darm Arbeit beim Verdauen abnimmt und den Körper nicht überfordert. Danach tastest du dich mit leichten Gemüsespeisen und kleinen Portionen wieder ans "normale" Essen heran. Wichtig dabei ist, viel zu kauen und auch ein Gespür für die Portionen und dein Sättigungsgefühl zu bekommen, auch um den klassischen Jojo-Effekt – bei dem du nach wenigen Tagen mehr Kilos drauf hast als zuvor – zu vermeiden. Du wirst sehen, wie satt du nach einem Salat sein wirst.
Charlott Tornow