Urlaub ohne Auto: So schützt du Nationalparks bei deinem Besuch

© Marie Detmer

In unserer Reihe  "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir mit diesem Format auf den Grund. Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an [email protected].

Wir haben am 9-Euro-Ticket gesehen, dass es eine große Nachfrage nach günstigen Zugtickets gibt. In den letzten drei Monaten war es gerade in den Städten ein Leichtes, einfach in die U-Bahn, Tram oder S-Bahn zu steigen und schnell ans Ziel zu kommen. Doch in ländlichen Regionen sieht das schon ganz anders aus. An vielen Orten ist das ÖPNV-Netz teilweise noch ziemlich schlecht ausgebaut, die Wartezeiten sind lang und manchmal gibt es erst im nächsten Dorf eine Bushaltestelle oder einen Bahnhof. Ohne Auto ist man auf dem Dorf oftmals immer noch viel zu häufig aufgeschmissen. 

So schadet Urlaub auf dem Land der Umwelt

Auch für den Tourismus bedeutet das, dass viele Menschen während des Urlaubs in ländlichen Regionen vermeintlich auf ein eigenes Auto angewiesen sind. Jährlich fahren mehr als 100 Millionen Tourist*innen in Deutschland aufs Land – das macht das mehr als 56,5 Prozent des gesamten Deutschlandtourismus aus. Mehr Autoverkehr führt in bestimmten Urlaubsregionen zu einer zusätzlichen Belastung, denn in sensiblen Naturschutzgebieten und Nationalparks hat der Verkehr negative Auswirkungen auf die Natur. Tiere werden durch den Lärm gestört oder gleich überfahren, Wildcamper*innen hinterlassen Müll und die Abgase und der Abrieb der Autoreifen schädigen die Fauna. 

Gerade sitze ich an meiner Masterarbeit und befasse mich mit dem Thema, wie verschiedene Nationalparks in Europa versuchen, den Verkehr zu minimieren und  die Natur dadurch zu schützen. Wie sieht also nachhaltige Mobilität im Nationalpark aus?

Ohne Auto unterwegs im Triglav Nationalpark

Um das herauszufinden, habe ich mich auf den Weg in den Triglav Nationalpark in Slowenien gemacht. Der Nationalpark grenzt an die österreichischen und italienischen Alpen und ist ein beliebtes Wander- und Skigebiet. Innerhalb des Parks gibt es bestimmte Orte, die so stark von Tourist*innen mit dem Auto befahren werden, dass lange Staus, Müll und Autolärm in den Sommermonaten zum Alltag gehören. Meine Mission ist also ziemlich simpel: Wie komme ich ohne Auto an verschiedene Orte im Nationalpark und was sind die Hürden, die mir auf dem Weg begegnen. 

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Schon am ersten Tag fällt es mir schwer, aus dem Busfahrplan schlau zu werden. Ich wohne in Radovljica, ein Dorf, das einige Minuten von dem berühmten Örtchen Bled entfernt ist. An der Busstation hängen verschiedene Zeitpläne und ich verstehe weder, welchen Bus ich nehmen, noch wo und wann er fahren soll oder wie viel ein Ticket kostet. Schnell denke ich, wie praktisch es jetzt wäre, einfach ein Auto zu haben und die sechs Kilometer in Windeseile zurückzulegen. Ich muss in dem Moment wohl ganz schön verloren ausgesehen haben, denn glücklicherweise hilft mir eine nette Frau und erklärt mir, dass der nächste Bus nach Bled fahren soll. Nach 15 Minuten steige ich ein, kaufe mir im Bus ein Ticket und fahre für 1,80 Euro in zehn Minuten zu meinem Ziel.

Überall versuchen Urlauber*innen Parkplätze zu finden, verursachen unerträglichen Motorenlärm und versperren die schönsten Orte im Nationalpark mit dem Auto.

Angekommen in Bled bin ich erstaunt von dem unglaublich klaren Wasser und dem satten Wald drumherum. Aber schnell erkenne ich das Problem, über das der Nationalpark klagt: Überall stehen Autos, die Besucher*innenparkplätze sind restlos überfüllt und auf der Straße bildet sich ein langer Stau mit Kennzeichen aus ganz Europa. Diese Bild sehe ich in den nächsten Tagen immer wieder: ob inmitten des malerischen Ortes Bohijn, dem berühmten Wintersportort Kranjska Gora oder dem Varta Tal – überall versuchen Urlauber*innen Parkplätze zu finden, verursachen unerträglichen Motorenlärm und versperren die schönsten Orte im Nationalpark mit dem Auto.

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Wie versucht der Nationalpark, den Verkehr zu regeln?

Seit einiger Zeit wird innerhalb des Nationalparks versucht, dem hohen Verkehrsaufkommen entgegenzuwirken. Auf der offiziellen Website des Parks finde ich alle Informationen über nachhaltige Mobilität und Verkehrsangebote in der Region und sogar Vorschläge für verschiedene Routen innerhalb des Parks. In den Sommermonaten von Juni bis Ende August gibt es sogar kostenlose Hop-On Hop-Off-Busse, die beliebte Regionen miteinander verbinden. Und trotzdem nutzen die meisten Besucher*innen innerhalb des Nationalparks das eigene Auto – unabhängig von verstopften Straßen und punktuell teuren Parktickets. Meine Erklärung dafür ist simpel: Wenn man sich nicht aktiv mit nachhaltigeren Optionen auseinandersetzt, dann wird man oftmals gar nicht aufmerksam auf die guten Angebote, die Urlaubsregionen für Urlauber*innen anbieten.

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Wenn man sich nicht aktiv mit nachhaltigeren Optionen auseinandersetzt, dann wird man oftmals gar nicht aufmerksam auf die guten Angebote, die Urlaubsregionen für Urlauber*innen anbieten.

Bisher wurde nur eine Straße im Triglav Nationalpark aufgrund von Sicherheitsvorkehrungen für den Autoverkehr limitiert. Der Magart Pass, die höchste Alpinstraße Sloweniens, kann täglich von maximal 90 Autos befahren werden, eine Schranke regelt die Zufahrt. Für die Zukunft ist es wichtig, dass die guten Mobilitätsangebote noch besser kommuniziert werden und auch abseits der Website mehr Informationen für Besucher*innen zur Verfügung stehen. Während meines Aufenthalts sehe ich nur wenige Schilder, die darauf hinweisen, dass man lieber nicht mit dem Auto fahren sollte, um die Natur zu schützen. Viele Urlauber*innen wissen oftmals nicht, welche negativen Auswirkungen der Autoverkehr auf sensible Regionen haben kann. Deswegen ist Aufklärung und Kommunikation für diese Themen so wichtig.

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Was du selbst tun kannst

Wenn du gern in ländlichen Regionen oder Nationalparks Urlaub machst, wirst du überrascht sein, dass es in der Hauptsaison oft coole Angebote gibt, wie du anders und nachhaltiger unterwegs sein kannst. Du kannst dich schon vor deiner Anreise auf der Website informieren, welche Möglichkeiten es gibt, das Auto stehenzulassen. Ich habe mir beispielsweise für einen Tag ein E-Bike ausgeliehen und war überrascht, dass ich fast 100 Kilometer über Serpentinen zurückgelegt habe. Wenn du nachhaltiger unterwegs sein willst, ist es natürlich nicht so einfach, spontan zu sein und du musst deinen Tagesablauf gut strukturieren, um den Bus nicht zu verpassen. Aber ich habe dadurch auch viel erlebt, mehr gesehen und bin so viel mehr in den Kontakt mit anderen Reisenden gekommen, wodurch ich das Gefühl hatte, Slowenien noch ein bisschen besser kennengelernt zu haben

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