Vinschgau – 11 schöne Outdoor-Erlebnisse im Westen Südtirols

Unberührte Landschaften, unentdeckte Orte und Geheimtipps – gibt es all' das eigentlich noch? Normalerweise muss ich immer schon schmunzeln, wenn von einem "secret spot" die Rede ist. Denn die Reiseerfahrung hat mich gelehrt, dass diese – am besten noch von Lonely Planet empfohlenen – Plätze sich meist als absolute Touri-Magneten herausstellen. Doch auch wenn mittlerweile fast jeder Quadratmeter unserer schönen Erde entdeckt wurde, gibt es noch Regionen und Landschaften, die noch nicht auf dem Radar des Massentourismus liegen – und das sogar im wunderschönen und allseits beliebten Südtirol. Während es auf den Wiesen rund um die Dolomiten mehr Influencer als Blumen zu geben scheint, herrscht im Westen Südtirols eine sanfte Stille, nämlich in der nicht weniger eindrucksvollen Landschaft des Vinschgau. Ich habe mich im Sommer direkt in die Region verliebt und dir 11 tolle Outdoor-Erlebnisse für deinen Besuch aufgeschrieben.

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© Wilfried Santer | Unsplash

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Entdecke am Reschensee das Atlantis Südtirols

Den Mythos um das versunkene Inselreich Atlantis kennt jede*r, doch hast du schon einmal von Reschen und Graun gehört? Die beiden kleinen Südtiroler Gemeinden ereilte ein ähnliches Schicksal im Jahr 1950, als kurz nach Kriegsende ein Stauseeprojekt zur Energiegewinnung umgesetzt, die beiden Ortschaften überflutet und ihre Einwohner*innen umgesiedelt wurden. Doch auch wenn du viele Jahre später am Ufer des wunderschönen, türkisfarbenen Sees entlang wanderst, kannst du einen imposanten Hinweis auf die Geschichte entdecken. Denn mitten aus dem Wasser ragt der ehemalige romanische Kirchturm von Graun, der heute unter Denkmalschutz steht. Wir empfehlen eine Schiffstour über den Reschensee, denn dieses surreale Motiv wird von der im Hintergrund aufragenden Bergkulisse des Langtauferer Tals gekrönt.

Suedtirol, Vinschgau, Matscher Tal, Wanderweg Glieshof-Matscher Alm,
© IDM Suedtirol | Frieder Blickle

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Wandere durch das urige Matschertal

Im obersten Teil des Vinschgaus zieht sich das Matschertal von Schluderns bis weit in die Ötztaler Alpen und lädt im Sommer zum Wandern ein. Wer Lust auf eine echte Herausforderung hat, sollte die über 3700 Meter hohe Weißkugel besteigen. In der Nähe des hochalpinen Tals versteckt sich außerdem ein echtes Naturhighlight. Die Saldurseen, im Schatten der Saldurspitze gelegen, können mit ihrer Farbenpracht auch mit den berühmten neuseeländischen Seen des Tongariro Crossings mithalten. Während der obere der beiden Seen in einem dunklen blau leuchtet, wird der untere See von einem Gletscher gespeist und erstrahlt in einem hellen Türkis. Wenn du länger in der Gegend verweilen willst, empfehle ich dir, im Almhotel Glieshof zu nächtigen, der im Sommer 2020 in neuem Glanz wiedereröffnet wird.

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© Talking Waters Society | Oskar da Riz

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Besuche eines der welthöchsten Kunstwerke auf dem Schnalstaler Gletscher

Wer hätte gedacht, dass der Vinschgau auch kulturell etwas zu bieten hat. Denn hier musst du dich nicht zwischen Outdoor-Erlebnissen und Museumsbesuchen entscheiden, sondern kannst beides an einem Tag im Schnalstal kombinieren. Im Herbst 2020 wurde eine Installation Olafur Eliassons auf dem Grawand Grat eingeweiht. Ein spektakulärer Ort, eine ausgefallene Konstruktion und eine nachhaltige Botschaft zu Umweltschutz – dieser kreative Dreiklang zeichnet die Kunstwerke des dänisch-isländischen Künstlers und Forschers aus. Gemeinsam mit dem Südtiroler Verein Talking Waters Society thematisiert Eliasson hier Klimawandel und die Geschichte der Eiszeiten. Umgeben von den Südtiroler Gletschern und weißen Bergspitzen hat er definitiv die richtige Kulisse für dieses Projekt gewählt.

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© IDM Südtirol | Andree Kaiser

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Erfahre mehr über das "weiße Gold" Südtirols

Auch wenn die Südtiroler über die nationalen Grenzen hinaus als Feinschmecker bekannt sind, ist hier nicht die Rede von Salz oder gar Zucker, sondern von dem berühmten Laaser Marmor, der hoch am Berg aus dem Fels herausgebrochen wird. Durch die vielfache Verwendung des strahlend weißen Gesteins durch Baumeister und Künstler wurden die beiden Ortschaften Laas und Schlanders in Südtirol weltberühmt. Bei einer Begehung des Brüchlerstollen kannst du die Südtiroler Bergwelt einmal aus einer ganz anderen Dimension kennenlernen. Du tauchst tief in die Gesteinswelt ein und kannst am Weißwasserbruch live beobachten, wie das edle Gut abgebaut und später im Werk verarbeitet wird – die Größe und Massivität des Marmors ist einfach beeindruckend!

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© IDM Südtirol | Helmuth Rier

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Besuche Glurns und begib dich auf eine Reise in die Vergangenheit

Klein, kleiner, Glurns – mit weniger als 900 Einwohnern ist das mittelalterliche Kleinod nicht nur die kleinste Stadt südlich der Alpen, sondern sogar eine der kleinsten weltweit. Doch viele Reisen haben uns gezeigt gelehrt, dass die Größe einer Stadt nichts über ihren Grad an Spektakularität verrät. Und das trifft natürlich auch auf das bezaubernde Glurns zu, das früher eine wichtige Station auf der Handelsroute Via Claudia Augusta markierte. Es ist erstaunlich wie viel Geschichte in dem kleinen Ort steckt. Nicht nur der historische Stadtkern mit romantischen Laubengängen, sondern auch das stattliche Schloss und die gut erhaltene Wehranlage mit ihren drei pittoresken Tortürmen und der eindrucksvollen Mauer sind einen Besuch wert.

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© IDM Südtirol | Patrick Schwienbacher

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Tanke Kraft im Nationalpark Stilfserjoch

Überall in Südtirol gibt es sogenannte Kraftorte, die sich durch ihre allumfassende Ruhe und ihre Abgeschiedenheit auszeichnen. Einer dieser Rückzugsorte ist die Umgebung der kleinen Marienwallfahrtsstätte der "Heiligen drei Brunnen". Ein kleiner Spaziergang führt dich von Trafoi aus, was sich übrigens aus dem rätoromanischen "Tra Ful" ableitet und übersetzt "drei Quellen" bedeutet, in nur wenigen Kilometern zu der malerischen Kirche. Wenn du noch weiter durch das schöne Wandergebiet am Fuße des Ortlers laufen möchtest, empfehlen wir dir, dem knapp neun Kilometer langen Rundweg zu folgen, der dich durch die Moränenlandschaft im Nationalpark Stilfserjoch und vorbei an drei tollen Wasserfällen führt – der Anblick der wilden Bäche und der eisernen Wände ist absolut sehenswert.

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© IDM Südtirol | Frieder Blickle

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Wandere zu den Zirmtaler Seen

Ein absoluter Geheimtipp – ehrlich! –, vor allem in der ruhigen Herbstzeit, wenn sich im Tal des Vinschgau die Laubblätter in den verschiedensten Rot- Orange- und Gelbtönen färben und in der Höhe die immergrünen Nadelwälder dem Winter trotzen. Auf dieser Route kannst du "Südtirol in a nutshell" erleben, denn die Landschaft ist absolut beeindruckend und zeigt all das, wofür die Region im Ausland bekannt ist. In drei bis vier Stunden wanderst du durch die duftende Zirbenlandschaft und in aller Ruhe zu den funkelnd klaren Seen. In der urigen Zirmtal Alm kannst du dich mit einer typischen Südtiroler Marende belohnen.

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© Ferienregion Reschenpass | Evelin Thöni

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Genieße ein atemberaubendes Panorama am Reschenpass

Wenn es dir am Reschensee gefällt und du das gigantische Bergpanorama noch ein bisschen länger genießen möchtest, solltest du eine Wanderung am Reschenpass einplanen. Wer sich nicht allzu sehr überanstrengen, aber trotzdem nicht auf einen unvergesslichen Ausblick verzichten will, ist hier genau richtig. Von Reschen aus führt ein leichter Anstieg hinauf zu den "Panzersperren" und weiter zum Klopairhof und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Während in den warmen Monaten überall das Leben blüht und du den Artenreichtum Südtirols entdecken kannst, lädt eine Schneeschuhwanderung im Winter zu Entschleunigung ein.

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© IDM Südtirol | Armin Terzer

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Bestaune den König der Südtiroler Bergwelt

Unglaubliche 14 Gipfel sind es an der Zahl, die im Ortlergebiet die Dreitausender-Marke knacken. Da überrascht es nicht, dass es hier einige Bergrouten gibt, die auf abgeschiedenen Pfaden zum Wandern einladen. Egal, für welchen Weg du dich entscheidest, ein beeindruckendes Panorama der Ortlergruppe oder der Sesvenna und Ötztaler Alpen ist dir garantiert. Eine Bergtour zum höchsten Gipfel Südtirols, dem Ortler, ist eine echte Herausforderung und will gut geplant sein. Doch eigentlich ist es viel schöner, eine Route zu wählen, von der du den königlichen Berg immer wieder sehen kannst, oder? Eine der schönsten Wanderungen ist der Aufstieg zu der winzigen Kälberalm oberhalb von Sulden. Während du einen schmalen Pfad zum Ziel nach oben steigst, kannst du immer wieder durch die Baumkronen spitzeln und das Massiv bewundern. Übrigens weiß auch Kanzlerin Merkel die Schönheit der Region zu schätzen und bucht sich immer wieder im entspannten Sulden ein, wenn sie von der Politik eine Pause braucht.

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© IDM Südtirol | Florian Andergassen

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Koste leckeren Vino auf dem Vinschger Weinweg

Denkt man an Südtirol, hat man natürlich sofort die unzähligen Berggipfel, Wanderer, rasante Skifahrer oder Mountainbiker vor Augen. Doch wusstest du, dass in Südtirol auch richtig guter Wein wächst? Die Reben betten sich malerisch in die hügelige Tallandschaft ein und lassen die italienische Region noch ein bisschen romantischer erscheinen. Auf der Via Vinum Venostis, dem Weinwanderweg im Vinschgau, kannst du entlang der alten Waalen durch die Landschaft wandern und dir den ein oder anderen Kilometer mit einem guten Gläschen Vino versüßen – das klingt doch nach dolce vita, oder?

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© IDM Südtirol | Frieder Blickle

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Blicke in die Tiefe der Plimaschlucht

Im Vinschgau gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt! Du kannst Gipfel besteigen, durch hübsche Bergseen schwimmen, im Winter Fußstapfen mit deinen Schneeschuhen im Wald hinterlassen oder mit Ski und Snowboard die Hänge hinunterfahren. Doch es muss nicht immer hoch hinaus gehen, auch in der Tiefe hat der Westen Südtirols einiges zu bieten. Eine Wanderung durch die Jahrtausende alte Plimaschlucht wird dich garantiert überzeugen. Während du an den fast senkrecht geschliffenen Felswänden entlang wanderst, kommst du an naturnahen Konstruktionen vorbei, die die Schlucht auf eine einmalige Weise erlebbar machen!

Titelbild: © IDM Südtirol | Frieder Blickle

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