Wrocław – 11 Tipps für die polnische Stadt an der Oder

In einer Stadt mit über hundert Kirchen hast du die Qual der Wahl in Sachen Aussichtspunkte. Unser Tipp für den perfekten Sonnenuntergangs-Spot ist der Turm der Johannes-der-Täufer-Kathedrale. Auf der Dominsel gelegen, dem wohl ältesten Teil Wrocławs, hast du von hier einen wunderbaren Blick auf den Sonnenuntergang hinter der Oder und der gesamten Altstadt. Besonders entspannt: Es gibt einen Fahrstuhl, der dich bis auf 16 Stufen nach ganz oben bringt. Die Tickets kaufst du an einem Schalter hinter der linken Kirchentür.

Die Jahrhunderthalle ist UNESCO-Weltkulturerbe und eines von Wrocławs Wahrzeichen. Die nach einem Entwurf von Max Berg 1913 fertiggestellte Halle wird heute als Veranstaltungslocation genutzt und wenn gerade nichts los ist, kannst du sie besichtigen. Immer geöffnet ist die Ausstellung zur Geschichte der Halle im Visitor Center, in der du dank Virtual-Reality-Brillen einen Rundflug über die Halle machen kannst. Mindestens so beeindruckend wie die Halle selbst ist die Iglica, die Nadel, die vor dem Gebäude über 90 Meter in die Höhe ragt. Sie wurde als Symbol für den Wiederaufbau der völlig zerstörten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet.

Direkt am Rynek gelegen, dem Marktplatz und Herzen der Altstadt, findest du das Lokal Kawiarnia Literatka. Im Sommer kannst du von der Terrasse aus das geschäftige Treiben auf dem Markt beobachten und im Winter in den liebevoll eingerichteten Innenräumen mit Student*innen und Intellektuellen diskutieren. Insbesondere der Raucherraum, mit seinen bis zur Decke reichenden Bücherregalen, atmet den Charme vergessener Zeiten – wenn du die schlechte Luft ertragen kannst.

Das hippe Viertel Nadodrze nördlich der Oder ist während des Zweiten Weltkriegs kaum zerstört worden und so findest du hier noch viele erhaltene Gründerzeitbauten, teilweise noch mit deutschen Aufschriften. Im Kontrast dazu stehen die hippen Cafés, internationalen Restaurants, Bioläden und Designerläden, die sich im Kiez angesiedelt haben. Auch die Street Artists lieben den Bezirk und du kannst von einem Wandgemälde zum nächsten flanieren.

Im Rahmen der Wohnungs- und Werkraumsausstellung von 1929, kurz WuWA, wurde im Stadtteil Dąbie innerhalb von drei Monaten eine ganze Siedlung errichtet. Das Ziel der Ausstellung war es, eine moderne, funktional gedachte Wohnsiedlung zu präsentieren. Das ehemalige Heim für Singles und Ledige von Hans Scharoun ist dabei besonders bemerkenswert. Fußläufig von der Jahrhunderthalle gelegen, kannst du hier bei einem schönen Spaziergang auf die Suche nach den einst 27 Gebäude gehen. Wenn du funktionale Architektur wie das Bauhaus magst, wird es dir hier auch gefallen. Nach deiner Erkundungsrunde kannst du im kleinen, aber feinen WuWaCafé einkehren.

Überall in Wrocław wimmelt es nur so vor Zwergen. Angefangen hat alles mit der Skulptur vom “Papa Zwerg", die 2001 errichtet wurde. Sie soll an die politisch-künstlerische Protestbewegung “Orange Alternative“ der 1980er erinnern. Danach haben Student*innen der Kunsthochschule angefangen, kleine Bronze-Zwerge überall in der Stadt aufzustellen und mittlerweile gibt es Hunderte von ihnen in Wrocław. Manche rauchen gemütlich Pfeife, andere werfen Molotov-Cocktails. Sie zu suchen ist ein lustiger Zeitvertreib beim Sightseeing und mit der App Wrocławskie Krasnale können Adoird-User*innen ihre gefundenen Zwerge markieren und mehr über ihre Geschichte erfahren.

Das Panorama von Racławice ist ein Must-See in Wrocław. Das 15 mal 114 Meter große Panorama-Gemälde zeigt den Sieg Polens über Russland in der Schlacht bei Racławic 1794 und darf erst seit 1985 wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden. Durch die Maltechnik des Bildes entsteht eine Art 3D-Effekt und du hast beinahe das Gefühl, selbst auf dem Schlachtfeld zu stehen. Das Panorama ist sehr beliebt, daher solltest du dir unbedingt im Vorhinein Tickets kaufen, am Wochenende sogar ein paar Tage im Voraus. Im Museum gibt es kostenlose Audioguides in vielen Sprachen. Mit dem Ticket für das Panorama kannst du auch drei weitere Museen in Wrocław besuchen: das Nationalmuseum, das Ethnographische Museum und den Vier-Kuppel-Pavillon. Und das nicht nur am selben Tag, sondern in den drei Monaten nach Ticketkauf.

In einem versteckten Hinterhof im Vier-Tempel-Viertel – auch Viertel der gegenseitigen Achtung genannt – liegt das kulturelle Zentrum Ruska 46. Nachts leicht zu erkennen an den historischen Neon-Schriftzügen, die den Hof hell erleuchten, findest du hier neben der Neon-Sign-Galerie auf 7000 Quadratmetern über 40 verschiedene Akteure: NGO's, Kunstgalerien, Clubs, Proberäume, Studios, Theater und vieles mehr. Das macht das Ruska 46 zu einem der spannendsten Hinterhöfe Wrocławs, denn hier kannst du bei jedem Besuch etwas Neues erleben.

Auf der Oder schwimmend, neben der historischen Grunwaldzki-Brücke, befindet sich das Odra Zentrum vertäut – ein Kultur- und Bildungszentrum mit ökologischem Schwerpunkt, eigener Bibliothek, Kajakvermietung und einem tollen Café. Das Ziel des Zentrums ist es, die Gesellschaft für nachhaltige Entwicklung zu begeistern und auch Tourist*innen können aktiv werden: Wenn du bei deiner Kajak-Tour einen Sack Müll sammelst, bekommst du eine Stunde umsonst. Aber auch zum Kaffeetrinken und Entspannen ist das schwimmende Café mit Ladestation und WLAN super, sowohl vom Innenraum als auch von der großen Sonnenterrasse hast du einen tollen Blick aufs Wasser.

Der Eingang zu Polens einzigem Architekturmuseum ist eine unscheinbare kleine Tür an der Seite eines ehemaligen Bernhardinerklosters – der größte Ausstellungsraum befindet sich im Kirchenschiff. Du kannst hier sowohl spannende Relikte aus Wrocławs Geschichte bewundern, als auch moderne Kunstausstellungen besuchen. Schaue auf jeden Fall auch im Gift-Shop vorbei, wo du auch auf Englisch tolle Bücher als Mitbringsel findest, zum Beispiel Plattenbau- oder Brutalismus-Bastelbücher.

Seit über hundert Jahren ist die Wrocławer Markthalle eine der beliebtesten Einkaufsmöglichkeiten der Stadt – für Einwohner*innen wie für Besucher*innen. Du kannst in der Halle frische, regionale Lebensmittel, Deko-Artikel, Souvenirs und Blumen kaufen. Es gibt eine eigene Kaffeerösterei mit kleinem Café und im Keller der Halle ein Lokal mit deftiger, polnischer Küche und einer riesigen, lokalen Craft-Beer-Auswahl – hier solltest du unbedingt nach dem Shoppen einkehren. Auch architektonisch ist die Halle interessant, von außen ein klassischer Bau der Jahrhundertwende, überraschen dich innen eindrucksvolle Stahlbeton-Träger – zu Bauzeiten eine Weltneuheit.