Reiseziele für Architekturfans: 11 außergewöhnliche Gebäude in Europa

von Linda Pezzei

Ob Hunderte Jahre auf dem Buckel oder eindrucksvolle Zeugnisse der Moderne: Wenn du dich für ausgefallene Gebäude interessierst, musst du dich nicht extra auf Architekturreisen begeben oder Designgeschichte studiert haben. Lasse dich bei deinem nächsten Besuch in einer fremden Stadt am besten einfach treiben und vergiss nicht, die Augen wachsam offen zu halten. Vielleicht erwartet dich hinter der nächsten Hausecke, am Ende einer schmalen Gasse oder beim Blick nach oben eine echte Überraschung. Zur Inspiration habe ich dir meine Top 11 der außergewöhnlichsten Bauwerke in Europa zusammengestellt: Koffer packen und Kamera nicht vergessen!

Tanzendes Haus
© Libor Svacek

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Tanz in der Prager Neustadt beim Tančící dům

Wenn sich ein Bürogebäude gleich mehrerer Spitznamen rühmen darf, dann muss es schon etwas Besonderes sein. So wie das Tančící dům, zu deutsch „Tanzendes Haus“, am Ufer der Moldau in der tschechischen Hauptstadt Prag. Der außergewöhnliche Entwurf stammt aus der Feder des kanadischen Architekten Frank Gehry und wurde bereits 1996 fertiggestellt. Mit etwas Phantasie erkennst du die grazile Tänzerin Ginger Rogers, die sich an ihren Partner, Fred Astaire, schmiegt. Neben dem Hotel kannst du im Tanzenden Haus auch eine Galerie und ein Restaurant besuchen oder von der Terrasse mit Bar aus einen 360-Grad-Blick über Prag genießen.

Markthalle Rotterdam
© Ossip van Duivenbode

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Kunst und Konsum in der Markthalle Rotterdam

Bei einem Besuch der Markthalle Rotterdam erwarten dich neben jeder Menge Leckereien und verführerisch duftenden Food-Ständen auch ein Stück Geschichte und das größte Kunstwerk der Welt. Mit seinem „Horn of Plenty“ hat der der Künstler Arno Coenen auf 11.000 Quadratmetern Fläche ein bunt leuchtendes Gewölbe geschaffen, das der „Markthal“ den Beinamen der Sixtinischen Kapelle Rotterdams eingebracht hat. Das Architekturbüro MVRDV hat mit diesem einmaligen Bauwerk nicht nur die erste überdachte Markthalle der Niederlande realisiert, sondern eine echte Ikone geschaffen, die seit 2014 Foodies und Architekturfans in ihren Bann zieht. Übrigens: Die Markthal umfasst auch Wohnungen, Freizeitangebote und Parkflächen.

Bosco Vertical
© Boeri Studio

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Wald im Hochformat: Bosco Verticale in Mailand

Mitten in der lebhaften Metropole Mailand ragt im Stadtteil Porta Nuova zwischen der Via Gaetano de Castillia und der Via Federico Confalonieri in der Nähe des Mailänder Bahnhofs Porta Garibaldi ein vertikaler Wald in den Himmel. Die beiden Zwillingstürme des Bosco Verticale sind 112 und 80 Meter hoch und bieten auf 8.900 Quadratmetern Terrassenfläche Lebensraum für mehr als 800 Bäume. Dieses Symbol eines neuen städtischen Aufforstungsmodells stammt aus der Feder von Stefano Boeri Architetti und wurde 2014 fertiggestellt. Inspiriert wurde das Gebäude von Italo Calvinos Roman "Der Baron in den Bäumen" von 1957, in dem der Protagonist beschließt, den Boden zu verlassen und für den Rest seines Leben in den Bäumen zu leben.

Fundacion Centro Cultural Internacional Oscar Niemeyer Principado de Asturias
© Vjx Media | Unsplash

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Kultur zum Anfassen im Centro Niemeyer in Avilés

Ein Jahr vor seinem Tod konnte der weltberühmte brasilianische Architekt Oscar Niemeyer mit dem Centro Niemeyer im Jahr 2011 noch ein internationales Kulturzentrum in Avilés an der spanischen Atlantikküste realisieren. Das Ensemble umfasst neben „dem größten Platz der Welt" eine Konzerthalle, ein Ausstellungsgebäude, einen Aussichtsturm und einen Event-Space. Auch wenn der erhoffte „Bilbao-Effekt“ ausblieb, beeindruckt der Komplex dank seiner Ausstrahlungskraft bis heute. Im Rahmen einer geführten Besichtigung kannst du mehr über die Geschichte, Kuriositäten und Ereignisse rund um Niemeyers einziges Werk in Spanien erfahren. Wenn du schon in Spanien bist, besuche am besten auch gleich das Wohnhaus La Muralla Roja.

© Charlott Tornow

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Heirate mit Blick auf den Ostseestrand im Binzer Müther-Turm

Wer in Deutschland heiraten will, hat die Qual der Wahl des Standesamtes, wobei die deutschen Standesämter oftmals freudlose und wenig festliche Orte sind. Ganz anders das Standesamt in Binz: Das befindet sich nämlich in einem futuristischen, UFO-ähnlichen Gebäude direkt an der Strandpromenade mit wunderschönem Blick auf die Ostsee. Der Müther-Turm wurde von dem Binzer Architekten Ulrich Müther gestaltet, der mit seinen mehrfach gekrümmten Schalenbauwerken einen erfrischenden Kontrast zu den bis dahin genormten Plattenbauten der DDR setzte. Das Gebäude wurde dank der 360-Grad-Rundumansicht 1981 ursprünglich als Rettungsturm erbaut, seit 2006 werden hier Ehegelübde abgelegt.

Kunsthaus Graz
© N. Lackner

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Besuche multimediale Ausstellungen im Kunsthaus Graz

Nilpferdbaby, Seeschnecke, Stachelschwein, Walfisch oder auch „freundlicher Außerirdischer“ – die Liste der Kosenamen für das eigenwillige Museumsgebäude in Graz ist lang. Und ganz im Sinne der Architekten Colin Fournier und Peter Cook, die ihren Entwurf selbst als biomorphes, undefinierbares Etwas betrachten. Seit 2003 prägt der Hybrid das Stadtbild der Landeshauptstadt der Steiermark ebenso nachhaltig wie der Uhrturm oder der Schlossberg. Neben seinem fremdartigen Aussehen besticht das Kunsthaus auch mit einem ausgeklügelten Ausstellungskonzept, das auf dem Prinzip verschiedener Plattformen basiert. Unser Tipp für Nachtschwärmer: Abends tritt die „Blaue Blase“ über eine BIX-Medienfassade funkelnd mit dem Stadtraum in Kontakt.

Copenhill Kopenhagen
© Sonja Koller

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Genieße die Aussicht vom Copenhill und mach Après-Ski mal anders

Der Copenhill ist die vielleicht coolste Müllverbrennungsanlage Europas. 2019 verwirklichte das renommierte Architekturbüro BIG seine Vision eines Heizkraftwerks, in dem der städtische Müll in Energie für 140.000 Haushalte umgewandelt wird. Besucher*innen können hier die Aussicht auf 85 Metern genießen und sogar Ski und Snowboard ausleihen und die Piste des Hügels hinunter zischen. Statt auf Kunstschnee wird hier auf Matten gefahren – und zwar 365 Tage im Jahr. Hinauf geht’s für (Winter-)Sportler*innen mit dem Lift, für alle anderen steht ein Aufzug bereit. Am Fuße des Hügels befindet sich die wahrscheinlich einzige Après-Ski-Bar der dänischen Hauptstadt, in der sogar Skiwasser und Weißbier serviert werden. Abends wird zu österreichischen Hütten-Hits getanzt. Neben den Outdoor-Aktivitäten soll das begrünte Dach auch die Artenvielfalt im Industriegebiet erhöhen, indem es Bienen und Schmetterlingen ein Zuhause gibt.

Therme Vals
© Global Image Creation

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Tauche stilvoll ab in der Therme Vals

Star-Architekt Peter Zumthor schuf aus 60.000 Platten Valser Quarzit mit der Therme 7132 ein grandioses, architektonisches Meisterwerk mit einer einmaligen Atmosphäre. Bereits kurz nach der Eröffnung im Jahr 1996 wurde das Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt. Wenn du schlichtes Design mit entspannter Wellness verbinden möchtest, bist du hier genau richtig. Sollte es deine Reisekasse hergeben, überlege dir unbedingt, eine Nacht in einem der schick gestylten, angrenzenden Hotels zu verbringen: Zur Krönung erwartet dich dann ein stilles Nachtbad in diesem beinahe mystisch anmutenden Thermalbad in der Graubündner Gemeinde Vals.

Hallgrímskirkja
© Yves Alarie | Unsplash

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Staune über die Hallgrimskirkja in Reykjavik

Die Geschichte der Wikinger und die wilde Naturlandschaft scheinen in Reykjavik an allen Ecken und Enden zum Greifen nah. So auch in der Hallgrimur-Kirche, einem expressionistischen Bauwerk, dessen ungewöhnliche Form von den Basaltfelsen der isländischen Küstenlandschaft inspiriert wurde. Mit ihren 74,5 Metern Höhe ist die Kirche weithin sichtbar und eröffnet vom Turm aus herrliche Ausblicke über die Stadt bis hin zum Gletscher Snaefellsjokull. Die aufwändige Betonkonstruktion entstand nach einem Entwurf des Architekten Gudjon Samuelsson und erforderte mehr als 40 Jahre Bauzeit bis zur Fertigstellung im Jahr 1986. Neben der einmaligen Akustik lohnt auch eine Statue des isländischen Wikingers Leif Eiriksson den Besuch des Kirchenschiffs.

Denkmals des Slowakischen Nationalaufstands
© Jozef Lomnicky

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Besuche ein Monument aus Beton in der Slowakei

Das Museum des Slowakischen Nationalaufstandes befindet sich in einem architektonisch ungewöhnlichen Gebäude, das 1969 als Gedenkstätte des Slowakischen Nationalaufstandes errichtet wurde. Das Gebäude ist symbolisch zweigeteilt und durch eine Brücke verbunden. 2004 wurde im Museum eine Dauerausstellung über die antifaschistische Widerstandsbewegung in Europa in den Jahren 1939 bis 1945 eröffnet. Es lohnt sich aber auch ein Spaziergang durch den Park, zu dem auch ein Freilichtmuseum für schweres Militärgerät gehört, das während des Slowakischen Nationalaufstandes eingesetzt wurde. Das Bauwerk ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Entwicklung der Architektur der Slowakei unter der kommunistischen Herrschaft, die eine einzigartige Form der Science-Fiction-Postmoderne zur Folge hatte.

Pompidou2_Paris_FASchaap
© Anthea Schaap

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Bewundere die Kunst und die Aussicht des Centre Georges Pompidou

Obwohl es kein Geheimtipp ist, darf das Centre Georges Pompidou bei keinem Paris-Besuch fehlen. Denn nicht nur das Gebäude selbst ist ein architektonisches Meisterwerk, es beherbergt auch unfassbar viele Werke weltbekannter moderner Künstler*innen und die wechselnden Sonderausstellungen oder Neupräsentationen der Sammlung sorgen jedes Mal wieder für Überraschungen. Auf keinen Fall verpassen solltest du auch die Fahrt mit den außen am Gebäude befindlichen Rolltreppen, von denen der Ausblick jedes Stockwerk atemberaubender wird. Von den Gängen ganz oben hast du einen der besten Blicke auf den Eiffelturm und die Basilika Sacré-Cœur.

  • Centre Pompidou Place Georges-Pompidou, 75004 Paris, Frankreich
  • Montag und Mittwoch: 11–21 Uhr, Donnerstag: 11–23 Uhr, Freitag bis Sonntag: 11–21 Uhr
  • Erwachsene: 18 Euro, ermäßigt: 15 Euro, EU-Bürger unter 25 Jahren: frei, unter 18 Jahre: frei

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