Freiwilligenarbeit im Hostel – Meine Tipps und Erfahrungen

© Sonja Koller

Was macht man eigentlich, wenn man schon mehrmals an einem Ort war, alles Sehenswerte abgehakt hat, aber immer wiederkommt, um einfach den Vize zu genießen – aber nicht wochenlang nichts tun will? Das Leben einfach mal kurz verlegen und vor Ort arbeiten! Das geht natürlich mit einem remote Job, noch etwas schöner ist es aber, eine andere Arbeitskultur und Kolleg*innen in der Heimat auf Zeit kennenzulernen.

So ungefähr war mein Gedankengang, als ich mich dazu entschied, auf Bali zu arbeiten – und zwar kostenlos. Ich habe Freiwilligenarbeit der etwas anderen Art gemacht und meine Hilfe in einem Hostel gegen Kost und Logis angeboten. Für mich auch praktisch: Ich konnte mir sicher sein, auf meiner Solo-Reise nicht einsam zu werden. Denn wer in einem Hostel arbeitet, ist immer unter Leuten.

Wie finde ich einen Job im Hostel?

Zu meiner Überraschung war es aber gar nicht so einfach, Abnehmer*innen für meine kostenlose Arbeit zu finden. Es gibt zwar Plattformen wie Workaway und Worlpackers, die Freiwilligenarbeit vermitteln und mit denen ich schon gute Erfahrungen gemacht habe. Allerdings bekommen viele der Hostels dort offenbar so eine große Menge an Anfragen, dass du bei den besten Jobs nicht mit einer Antwort rechnen kannst.

Als Person, die, anders als viele jüngere Backpacker*innen schon fest im Berufsleben steht, war das für mich anfangs überraschend und frustrierend. Nach ein paar Wochen aufwändiger und charmant durchdachter Bewerbungen auf den beiden Plattformen ziehe ich Bilanz: Es ist offenbar einfacher, in Berlin bezahlte Jobs zu finden, als in einem der vielen Hostels auf Bali kostenlos zu arbeiten. Es musste also ein Plan B her und so durchsuchte ich Buchungsplattformen nach den coolsten Hostels und schrieb sie auf Instagram kurz und knackig an.

Hostel Bali, Freiwilligenarbeit, Sonja Koller,3
© Sonja Koller

Und siehe da: Das funktioniert bedeutend besser. Einige der Hostels, die mir antworten, sind offenbar noch nicht selbst auf die Idee gekommen, dass ihnen ein Volunteer helfen könnte – kommt jemand aber aktiv auf sie zu, schlagen sie das Angebot nicht aus. Schließlich bin ich sogar genau mit den Hostels im Gespräch, die mich auf anderen Plattformen mit weitaus aufwendigeren Aufschreiben ignorieren.

Welche Art von Jobs werden angeboten?

Ein Hostel muss auch ohne Freiwilligenarbeit*innen funktionieren können. Es ist also selten, dass deine Hilfe etwa beim Putzen gebraucht wird oder du die Rezeption im Alleingang übernimmst. Bei einigen Jobs liegt der Fokus von Volunteers auf dem Interagieren mit anderen Gästen, du solltest sie für die Aktivitäten des Hostels motivieren und einen “social vibe” schaffen. So sollen sich alle Gäste willkommen fühlen und leichter miteinander ins Gespräch kommen. Wenn du extrovertiert und sowieso immer im Zentrum jeder Party stehst, ist das also genau der richtige Job für dich.

Bali Party
© Sonja Koller

Ich habe mich für den zweiten Bereich entschieden, der in Hostels vor allem von Volunteers übernommen wird – Social Media. Vor allem Hostels, die nicht einfach nur ein Bett anbieten, sondern zu den besten im Ort gehören wollen, wissen, dass Reisende immer öfter Instagram oder Tiktok einer Unterkunft checken. Diese Priorität kann ein Hostel allerdings nur setzen, wenn es bereits ein hohes Komfort-Level bietet und einen hohen Anspruch an sich hat. So kannst du dir relativ sicher sein, dass du in einem Hostel landest, das einen guten Standard und entsprechende Ansprüche an sich hat.

Zu meinen Aufgaben gehörte es, bei den schönsten Momenten im Hostel die Kamera und das Handy drauf zu halten, die Unterkunft aus jedem erdenklichen Winkel abzulichten, Fotoshootings sowohl vor- als auch hinter der Kamera mitzumachen und die Social Media Accounts der Unterkunft so persönlicher zu gestalten.

Worauf musst du achten?

Mein wichtigster Tipp: Suche nicht zu früh und lass dich nicht verunsichern, wenn vor Ort niemand auf deine Arbeit gewartet zu haben scheint. Viele Hostels planen nicht wochen- oder monatelang im Voraus und einige Jobs werden erst sehr spontan vergeben. Vertraue also darauf, dass du auch kurzfristig etwas findest, wenn du offen genug bist und verschiedene Arbeiten übernehmen kannst.

© Sonja Koller

Stecke vor der Anreise außerdem klar ab, was deine Aufgaben sind, wie viele Arbeitsstunden erwartet werden und wie deine Kompensation aussieht. Bei einigen Hostels zählt neben dem Schlafplatz auch Frühstück und Abendessen dazu. Wenn in einem Hostel also vergleichbar mehr Arbeitszeit verlangt wird, kann sich das aufgrund der Gegenleistungen trotzdem lohnen.

Und wenn es nicht passt?

Schau dir das Hostel gut an und entscheide für dich, ob es ein Ort ist, an dem du komfortabel länger Zeit verbringen willst, als die meisten anderen Reisenden. Am Ende bekommst du für deine Arbeit nicht viel Aufwandsentschädigung. In meinem Fall war es ein Bett in einem 10-Bett-Schlafsaal, das Gäste pro Nacht acht Euro kostet. Es ist also wichtig, dass dir das Hostel auch davon abgesehen etwas gibt, was die Erfahrung für dich lohnend macht. Ist es das Gefühl von Community und Team-Spirit, eine zweite Heimat aufzubauen oder zu wissen, dass du mit deiner Zeit etwas “sinnvolles” anfängst? Checke immer wieder bei dir ein, stecke Grenzen ab und frage dich, ob der Austausch für beide Seiten fair ist. 

Ich habe noch nie von einem Volunteer gehört, der vor der Arbeit einen Vertrag unterschrieben hat. Wenn du also nach ein paar Tagen merkst, dass dir die Arbeit im Hostel nicht das gibt, was du dir erhofft hast, oder die Bedingungen anders sind, dann darfst du auch einfach gehen. Charity Arbeit ist an anderen Orten gut aufgehoben, im Hostel aber bist du niemandem etwas schuldig, wenn man dir ein falsches Bild deiner Arbeit vermittelt hat. Auch ich bin früher als geplant aus “meinem” Hostel ausgecheckt. Werde ich es trotzdem nochmal wo anders versuchen? Auf jeden Fall!

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