Dark Tourism: Reisen an die gruseligsten Orte der Welt

In unserer Reihe Future Travel beantworten wir Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es?

Was ist Dark Tourism?

Ich reise normalerweise am liebsten in die Natur, irgendwo in die Berge oder ans Meer – weit weg von belebten Orten und Menschenansammlungen. Andere wiederum lieben Kultururlaub oder eine Segeltour über das Mittelmeer. Aber es gibt auch Menschen, die von Orten mit einer grausamen Vergangenheit angezogen sind. Dieses touristische Phänomen nennt sich Dark Tourism oder übersetzt: Dunkler Tourismus.

Unter Dark Tourism versteht man Reisen zu Orten, an denen sich Kriege, Umwelt- und Naturkatastrophen, aber auch Ermordungen ereignet haben. Die Erscheinung Dark Tourism ist nicht neu, schon 1815 wurden erste Belege für die Faszination rund um die Grausamkeiten bei der Schlacht von Waterloo aufgezeichnet. Das klingt erstmal ganz schön gruselig, dabei gibt es viele Orte, die in diese Kategorie fallen. Die bekanntesten sind unter anderem Auschwitz, das 9/11 Memorial, Tschernobyl, die Killing Fields in Kambodscha oder Pompeji in Italien.

Schmaler Grat zwischen Sensationslust und geschichtlicher Aufklärung

Ein Beispiel ist Moynaq am Aralsee. Die ehemalige Fischerstadt mit 30.000 Einwohner*innen gibt es heute nicht mehr. Früher wurden hier täglich 30 Tonnen Fisch pro Tag gefangen, heute ist der Aralsee ausgetrocknet und die Schiffe, die auf dem trockenen Sand liegen, sind ein beliebter Tourist*innen-Magnet geworden.

© Ulrike Langner | Unsplash

Was können wir von Dark Tourism für die Zukunft lernen?

Ist Dark Tourism für unsere Zukunft relevant, auch wenn das Konzept umstritten ist? Dark Tourism kann ein tieferes Verständnis von Geschichte und aktuellen Ereignissen fördern. Tourist*innen werden durch den Besuch von historisch und kulturell bedeutsamen Stätten auf Missstände aufmerksam gemacht. Ein Konzentrationslager beispielsweise gibt einen unmittelbaren Einblick in die Grausamkeiten des Holocaust und fördert das Verständnis für diese Zeit der Geschichte.

In ähnlicher Weise sensibilisieren Naturkatastrophengebiete die Menschen für die Auswirkungen solcher Katastrophen und zeigen, wie Gemeinschaften davon betroffen sind. So können wir auch im Alltag bewusste Entscheidungen für eine nachhaltigere Zukunft treffen. Auch lokale Gemeinden können profitieren, denn: Viele Dark-Tourism-Reiseziele befinden sich in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten, sodass die Tourismusindustrie der lokalen Wirtschaft einen dringend benötigten Aufschwung bringen kann. Dabei dürfen wir nicht außer Acht lassen, dem Thema mit Respekt zu begegnen, damit es eine sinnvolle und bereichernde Erfahrung sowohl für uns Tourist*innen als auch für die Gemeinschaften ist.

Dark Tourism in Europa

In Europa gibt es viele Dark-Tourism-Spots, die du besuchen und wo du gleichzeitig mehr über die traurige und dunkle Vergangenheit der Orte erfahren kannst.

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