11 schaurig-schöne Lost Places in Europa 

Für manche beinhaltet der perfekte Urlaub viele Strandtage, an denen man sich die Sonne auf den Bauch scheinen und immer wieder kalte Drinks bringen lässt. Andere wollen die gesamte Umgebung erkunden und machen auch vor weniger schönen Denkmälern nicht Halt. Wenn du eine besondere Dosis Abenteuer suchst, solltest du mal nach Lost Places Ausschau halten. Das sind Orte, die nicht mehr genutzt und langsam vergessen werden – und die sich die Natur zurückerobert. Meist geht es dort ganz schön gruselig zu. Obwohl Lost Places so scheinen, als wären sie jahrelang nicht besucht worden, kann man manche von ihnen ganz legal auskundschaften. Ich stelle dir eine Auswahl von 11 besonders schaurig-schönen Lost Places in Europa vor.

Sarajevo
© Sarah Kessler

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Laufe durch die alte Bobbahn von Sarajevo

1984 fanden in Sarajevo die Olympischen Winterspiele statt. Eigens dafür wurde eine Bobbahn auf dem Hausberg, dem Trebević, gebaut. Im Krieg wurde die Bahn von den Serb*innen als Schützengraben missbraucht – denn von dem Berg konnte die Stadt hervorragend bombardiert werden. Heute gilt die Bahn als Lost Place und ist mit Graffitis übersät. Am besten fährt man mit der Gondelbahn (kann aus dem Zentrum gut zu Fuß erreicht werden) auf den Trebević, genießt die Aussicht auf das im Kessel liegende Sarajevo und schlendert dann durch die alte Bobbahn. Neben der historischen Bedeutung des Ortes kannst du hier im Grünen etwas Ruhe genießen und deine Batterien aufladen. 

Busludscha, Bulgarien, Dark Tourism, Lost Places
© Charlott Tornow

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Wandere zum Busludscha-Denkmal

Das Busludscha-Denkmal ist das wohl bizarrste Überbleibsel des Kommunismus in Europa und ein Must-See auf jeder Bulgarien-Reise. Anlässlich der 1300-Jahr-Feier Bulgariens wurde es im Sommer 1981 auf dem Schipka-Pass errichtet. 90 Jahre zuvor hatte sich hier die Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegründet, aus der die Kommunistische Partei Bulgariens hervorging. Bereits Anfang der 1990er-Jahre war der ehemalige Parteisitz verlassen, seitdem rottet das Ufo-ähnliche Gebäude vor sich hin. Noch heute pilgern zahlreiche Menschen zu dem Denkmal, auch wenn die Anfahrt über die mit Schlaglöchern übersäte Straße, die vom Schipkadenkmal aus dorthin führt, eher abenteuerlich ist. Eine NGO, die sich der Erhaltung des Monuments verschrieben hat, organisiert mittlerweile jährlich im Sommer ein Kunst- und Kultur-Festival in und um das Denkmal herum. 

Spreepark, Berlin
© Wiebke Jann

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Spaziere durch den Spreepark in Berlin

Der Spreepark in Berlin ist einer der bekanntesten Lost Places Deutschlands. Vielleicht, weil einige den Freizeitpark noch aus DDR-Zeiten kennen und selbst auf dem Riesenrad im Plänterwald gefahren sind. Das Rad kann man zwar auch heute noch sehen, in Bewegung war es aber schon lange nicht mehr. Zusammen mit einigen anderen Achterbahnen und Gebäuden auf dem Gelände gilt es als einsturzgefährdet, ist überwachsen und verrottet. Wenn du die Bahnen und den Lost Place aus nächster Nähe sehen willst, kannst du an einer Führung über das Gelände teilnehmen. Nach jahrelangem Stillstand soll der Park jetzt aber wieder belebt und zur Kulturlandschaft werden. Genauer: Aus einzelnen Gebäuden sollen Kunstobjekten entstehen, das erste soll im Frühjahr 2023 eingeweiht werden.

Haludovo Palace Hotel
© Martin Lostak | Unsplash

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Grusele dich im Haludovo Palace Hotel

Vor 50 Jahren wurde das Haludovo Palace Hotel auf der kroatischen Insel Krk eröffnete und galt schnell als eine der luxuriösesten Unterkünfte des damaligen Jugoslawiens. Nachdem der Vielvölkerstaat zerfallen war, verlor das Haludovo Palace Hotel an Beliebtheit und Gäste blieben aus. Seit den 1990er-Jahren wird hier niemandem mehr ein Zimmerschlüssel ausgeteilt und das Hotel mitsamt Pool wird immer mehr von der Natur verschluckt. Besonders gruselig ist, dass der kommunistische Bau direkt am Strand steht und von dort betreten werden kann. Auf der Webseite des ehemaligen Hotels gibt es sogar einen Bauplan, auf dem du sehen kannst, wo sich einst der Nachtclub oder die Bowlinganlage befunden hat.

© Dejan Petrovic

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Bestaune die Große Synagoge von Constanța

Noch bis 1996 war die Große Synagoge von Constanța Heimat einer kleinen jüdischen Gemeinde in der ostrumänischen Stadt. Seit mehr als 20 Jahren ist sie aber als letzte Synagoge von Constanța dem Verfall preisgegeben, wodurch sich ein bizarr-schöner Anblick ergibt. Nur drei der vier tragenden Wände sind intakt, das Dach ist bereits kollabiert, viele der Fenster eingeschmissen. Im Inneren des Gebäudes wachsen bereits Bäume und das Mauerwerk ist überzogen von Moos. Vom Betreten des Gebäudes wird abgeraten, da es jederzeit kollabieren könnte.

Craco
© Serena Repice Lentini | Unsplash

6
Lerne die Bergstadt Craco kennen

Im Süden Italiens liegt mit Craco eine Stadt, die so schön in den Felsen gehauen wurde, dass sie aussieht wie gemalt. Eigentlich müsste hier richtig was los sein, denkt man, doch die letzten Einwohner*innen haben die Stadt schon 1980 nach einer Reihe von Unglücksfällen verlassen. Erst musste die Stadt wegen eines Erdrutsches evakuiert werden, ein paar Jahre später kam eine Überschwemmung dazu, ein schweres Erdbeben machte die Rückkehr nach Craco schließlich unmöglich. Nun wohnen die ehemaligen Einwohner*innen unter der Bergstadt im Tal von Craco Peschiera und können von dort ihre alte Heimat sehen. Craco kannst du übrigens auf einer Führung besuchen und dort sogar auf den alten Burgturm klettern.

Lost Place Hotel Waldlust
© berndarmbruster.de

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Mache eine Fototour durch das Schlosshotel Waldlust

Verlassene Hotels haben immer etwas Unheimliches an sich. Das Schlosshotel Waldlust legt aber noch eine Schippe drauf. Denn nachdem es im Zweiten Weltkrieg als Lazarett und später als Luxushotel genutzt wurde, kursieren nun im Internet Gerüchte, dass die ehemalige Besitzerin hier gewaltsam umgebracht worden ist, zudem soll es hier spuken. Die Denkmalfreunde Waldlust sagen zwar auf Nachfrage, dass das nicht stimme – es geht hier aber trotzdem so gruselig zu, dass das Hotel bereits zum Drehort für einige schaurige Filme genutzt wurde. Wenn du Lust auf etwas Nervenkitzel hast, kannst du das Hotel auf einer Fototour des Vereins für Kulturdenkmale Freudenstadt entdecken oder dort sogar übernachten.

Vinschgau_Südtirol
© Wilfried Santer | Unsplash

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Entdecke am Reschensee das Atlantis Südtirols

Den Mythos um das versunkene Inselreich Atlantis kennt jede*r, doch hast du schon einmal von Reschen und Graun gehört? Die beiden kleinen Südtiroler Gemeinden ereilte ein ähnliches Schicksal im Jahr 1950, als kurz nach Kriegsende ein Stauseeprojekt zur Energiegewinnung umgesetzt, die beiden Ortschaften überflutet und ihre Einwohner*innen umgesiedelt wurden. Doch auch wenn du viele Jahre später am Ufer des wunderschönen, türkisfarbenen Sees entlang wanderst, kannst du einen imposanten Hinweis auf die Geschichte entdecken. Denn mitten aus dem Wasser ragt der ehemalige romanische Kirchturm von Graun, der heute unter Denkmalschutz steht. Wir empfehlen eine Schiffstour über den Reschensee, denn dieses surreale Motiv wird von der im Hintergrund aufragenden Bergkulisse des Langtauferer Tals gekrönt.

Pyramiden Spitzbergen
© Vince Gx | Unsplash

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Besuche die Stadt Pyramiden, der nördlichste Lost Place Europas

Der wohl kälteste und nördlichste Lost Place Europas liegt auf Spitzbergen – einer zur Norwegen gehörenden Inselgruppe nahe des Nordpols. Dort wurde einst Kohlebergbau betrieben, ab 1920 auch von Sowjets, die dafür die Stadt Pyramiden gründeten. So entstanden hier Wohnhäuser, ein Restaurant, eine Tankstelle und sogar eine Schule. 1998 wurde die Siedlung verlassen – der Kohleabbau wurde zu schwer und lohnte sich nicht mehr, die Miene wurde geschlossen und die Stadt zum Lost Place. Wer in Longyearbyen, der größten Stadt Spitzbergens, ist, kann von dort nach Pyramiden reisen und an einer Tour teilnehmen.

Autofriedhof Ryd
© Lisa Heeke | Unsplash

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Entdecke den Autofriedhof Kyrkö Mosse

Wo kommen Autos hin, wenn sie alt und unbrauchbar sind? Eigentlich auf den Schrottplatz. In Schweden aber gibt für sie einen anderen Ruheort, nämlich einen sogenannten Autofriedhof. Dort rotten sie im Wald in der Nähe des Ortes Ryd in Småland vor sich hin. Die alten Karren sind längst mit dem Wald verschmolzen und mit Moos bewachsen. Entstanden ist der ungewöhnliche Parkplatz, weil Åke Danielsson hier eine Autowerkstatt betrieb und Teile aus den alten Autos nutze, um andere zu reparieren. Platz genug, um die alten Wagen abzustellen, hatte er im Wald rund um die Werkstatt. Heute führt er Besucher*innen für wenig Geld über den Friedhof der etwas anderen Art.

© Björn Wisnewski

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Erlebe, wie dem schrecklichen Gefängnis Patarei neues Leben eingehaucht wird

Eigentlich sind die meisten von uns wahrscheinlich gerne an der Küste. An jener vor der estnischen Hauptstadt Tallinn sah das für Inhaftierte im Gefängnis von Patarei anders aus. Bis 2002 lebten hier noch Gefängnisinsassen unter unmenschlichen Bedingungen, genaue Zahlen, wie viele Menschen hier gefoltert und getötet wurden, gibt es nicht. Fest steht aber: Das Militärgefängnis Patarei muss einer der schrecklichsten Orte der Welt gewesen sein. Besonders gruselig finden die Einwohner*innen von Tallinn den Knast aber wohl nicht. Im Sommer feiern sie am ehemaligen Gefängnisstrand Partys mit Liegestühlen. Wer will, kann aber auch den ehemaligen Folterknast besuchen und dort die alten Zellen mit ihren verrosteten Betten ansehen.

  • Patarei Gefängnis Kalaranna 28, 10415 Tallinn, Estland
  • Mittwoch bis Sonntag: 10–18 Uhr
  • Ticket für Erwachsene: 10 Euro, für Schüler*innen, Student*innen, Senior*innen und Lehrer*innen: 8 Euro

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