Der Tod im Wanderrucksack: Overtourism am Mont Blanc wird zum Problem

© Charlott Tornow

Auf einer Seite ewiges Weiß, auf der anderen steile Felswände. Den Mont Blanc, den höchsten Berg Europas, zu erklimmen, ist der Traum unzähliger Bergsteiger*innen. Im vergangenen Sommer wurde aber wieder deutlich, dass diesen Traum zu viele haben. Denn obwohl von einer Besteigung des Mont Blancs vor allem im Juli und August 2022 dringend abgeraten wurde, ließen sich Wander*innen nicht davon abbringen, ihr Glück zu versuchen. Mit teilweise drastischen Folgen – bis zum Tod.

Die Besteigung des Mont Blancs wird immer gefährlicher 

Denn das ewige Weiß, genauer gesagt, die vergletscherte Seite des Mont Blancs, ist nicht mehr ganz so ewig. Weil der Sommer so heiß war, kam es zu Tauwetter und dadurch zu gleich mehreren Faktoren, die den Aufstieg zum Mont Blanc lebensgefährlich machten: vermehrte Steinschläge, Gletscherabbrüche, Gletscherspalten und Schnee, der so instabil ist, dass Steigeisen schlecht greifen. Dutzende Wagemutige ließen sich von der Warnung nicht abbringen, fünf Urlauber*innen sollen sogar in kurzen Hosen, Turnschuhen und Strohhüten aufgetaucht sein, um den Berg zu besteigen. Die Bergpolizei wies sie zurück.

Steinschlag klingt zwar unangenehm, aber nicht weiter wild, oder? Tatsächlich ist das Ganze aber wesentlich dramatischer, denn es handelt sich hierbei mitunter um fallende Steine, die „so groß wie Kühlschränke“ waren, wie ein Hüttenwart berichtete. Es ist davon auszugehen, dass sich die Situation in den nächsten Jahren noch verschlimmert. Denn der Schnee auf den höchsten Bergen Europas und damit auch die Gletscher werden durch weitere Hitzewellen immer weiter schmelzen.

Ideen, um Overtourismus am Mont Blanc zu bekämpfen

Trotz der Warnungen stürmten aber immer noch zu viele Menschen auf den Mont Blanc, sodass sich der Bürgermeister des Ortes Saint-Gervais-les-Bains – wo die Hauptroute auf den Gipfel beginnt – gezwungen fühlte, zu handeln. Jean-Marc Peillex plante, eine Kaution von 15.000 Euro von all jenen einzuziehen, die den Mont Blanc über die Route von der Goûter-Hütte besteigen wollten. 10.000 Euro sollten die Kosten für eine Rettung decken, 5.000 Euro würden für eine Beerdigung beiseite gelegt. "Wir sollten die Kosten für ihre Rettung und Beerdigung einkalkulieren, denn es ist nicht hinnehmbar, dass die französischen Steuerzahler dafür aufkommen müssen", sagte Peillex dem Spiegel.

Die Mont-Blanc-Kaution konnte aufgrund "juristischer Gründe" aber nicht durchgesetzt werden. So bleibt das Overtourism-Problem am Mont Blanc bestehen. In einem weiteren Versuch, Bergsteiger*innen davon abzuhalten, in den Tod zu wandern, wurden die Hütten Tête Rousse und Goûter daher im August geschlossen.

Overtourism Mont Blanc
© Andrea Caramello | Unsplash

Laut eines Berichts von derStandard sterben jährlich 100 Menschen am Berg. Als einer der Hauptgründe dafür wird Überfüllung genannt. Laut des Berg-Magazins Bergwelten geben unerfahrene Bergsteiger*innen ihrem Körper nicht genug Zeit, um sich an die Höhenverhältnisse anzupassen. Kommt es dann am Weg zum Gipfel durch einen Stau zu einem ungeplant längeren Aufenthalt, kann das schlimme Folgen haben. 

Im Vor-Corona-Jahr 2019 haben 25.000 Menschen den Mont Blanc bestiegen. Zu viele für die Herbergen am und um den Berg. Deshalb wurde schon damals der Zugang begrenzt; seitdem darf man nur auf den Mont Blanc, wenn man vorab ein Bett in einem der drei Unterkünfte Refuge du Goûter, Tête-Rousse oder Nid d’Aigle gebucht hat. Wer keinen Unterkunftsplatz hat, darf gar nicht erst los wandern. Wer die Regelung trotzdem nicht einhält und wild campt, muss sich auf das wahrscheinlich teuerste Campingabenteuer seines Lebens vorbereiten: Bis zu 300.000 Euro Bußgeld und bis zu zwei Jahre Haft werden dann fällig.

 

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