Wandern, Schlemmen und Sommerrodeln – Ein Wochenende im Stubaital

© Sonja Koller

Ein verlängertes Wochenende und dabei möglichst viel Bergluft atmen. Das war mein Plan. Weil die Alpen von Berlin aber sowieso ein Stückchen entfernt sind, ergeben diese ungenauen Vorgaben unzählige Möglichkeiten. Was mir wichtig war: Ich wollte nachts Sterne zählen und am nächsten Morgen in kompletter Stille aufwachen können, tagsüber an Kühen vorbeispazieren und nicht allzu viel Zeit mit der Anreise verschwenden. Also ging’s für mich ab in den Süden und ins Stubaital.

Wahrscheinlich geht es dir jetzt wie mir vor meiner Reise und du kannst das Stubaital noch nicht ganz verorten. Das Tal liegt „hinter“ Innsbruck, also auf halben Weg von der Tiroler Landeshauptstadt nach Italien. Besonders praktisch ist vor allem die Anreise, die für mich im ICE von Berlin nach München beginnt. Von dort geht es in knapp zwei Stunden weiter nach Innsbruck. Allein die Zugfahrt von München nach Innsbruck ist eine Attraktion für sich und schon jetzt bin ich baff von dem Bergpanorama. In Innsbruck angekommen, lohnt es sich auf jeden Fall, sich etwas umzuschauen. Tolle Tipps für die österreichische Stadt gibt es in diesem Artikel.

Innsbruck
© Charlott Tornow

Eine Straßenbahnfahrt der Sonderklasse

Obwohl mich die Fahrt schon ab München begeistert, wird’s jetzt wirklich spannend. Denn von Innsbruck aus muss ich nur in eine Straßenbahn steigen, um das Stubaital zu erreichen. Die Stubaitalbahn fährt vom Stubaitalbahnhof im Süden von Innsbruck stündlich in den kleinen Ort Fulpmes, der sich gut für eine Homebase im Stubaital eignet. Ich kann gar nicht genug von der Straßenbahnfahrt schwärmen, die wahrscheinlich die schönste meines Lebens war. Durch große Panaroamafenster sehe ich Kühe und Pferde, die auf saftigen grünen Wiesen weiden, alles vor einem Bergpanorama, das es in sich hat.

Angekommen in Fulpmes dauert es nur noch etwa fünf Minuten, bis ich das Stadtzentrum zu Fuß erreicht habe. Die kleine Ortschaft eignet sich vor allem deshalb als Basis, weil man zwar schon mitten im Tal, aber noch perfekt an das Verkehrsnetz angeschlossen bist. Da das Stubaital sozusagen eine Einbahnstraße ist, wird der Transport umso aufwändiger und komplizierter, je weiter hinten man sich im Tal befindet. Wenn es mal schneller gehen soll, kann man von unzähligen Ortschaften im Stubaital zwar auch in einen Bus nach Innsbruck steigen, aber je weiter hinten du im Tal bist, desto häufiger werden Ortschaften im Fahrplan übersprungen.

Stubaital
© Sonja Koller

Mit Abkürzung zu Käsespätzle

In Fulpmes angekommen, geht es dann ganz schnell rauf auf den Berg. Nämlich mit der Schlick 2000, einer Seilbahn, die zwischen Juni und September auch Wanderbegeisterte und Familien bis zur Bergstation Kreuzjoch bringt. Ziemlich praktisch, wenn man es so wie ich gar nicht abwarten kann, mitten in den Bergen zu sein. Oben kannst du aus einigen hochalpinen Wanderwegen wählen und der Bergstation den Gipfel des Hohen Burgstall in zwei Stunden erklimmen. Für Familien ist der Naturlehrweg, der auf halber Strecke von der Bergstation zur Mittelstation Froneben liegt, eine entspannte und abwechslungsreiche Variante.

Für mich geht es vorbei am Panoramasee und zur Galtalm, wo ich die ersten von vielen Käsespätzlen des Wochenendes verputze. Essen wie auf der Alm geht auch im Tal beim Gasthof Gröbenerhof, den du vom Stadtzentrum Fulpes in etwa zwanzig Minuten zu Fuß erreichst. Aber keine Angst, der Weg ist auch für wandermüde Füße geeignet und führt entlang einer asphaltierten Straße ohne nennenswerte Steigung.

Stubaital
© Sonja Koller

Der schönste Wanderweg im Stubaital

Jede*r Urlauber*in im Stubaital darf ein Highlight auf keinen Fall verpassen: den WildeWasser Weg, der auf drei Etappen einen Fluss in verschiedenen Phasen seiner Entwicklung verfolgt. Die erste Etappe startet am Ufer der Ruetz in Ranalt und verläuft auf 3,5 Kilometer neben dem Flussbett. Der Weg ist so gut ausgebaut, dass er auch mit Kinderwagen oder Rollstühlen befahrbar ist. Für die Strecke braucht man etwa eineinhalb Stunden. Krönender Abschluss ist der Grawa Wasserfall, den man von der WildeWasserArena, einer großen, modernen Aussichtsplattform aus Holz am Fuße des Wasserfalls ausgiebig betrachten kann.

Von hier startet auch die zweite Etappe bei der man vier Kilometer in etwa zweieinhalb Stunden zurücklegt. Dabei überwindet man 660 Höhenmeter, was mich ziemlich ins Schwitzen gebracht hat. Hat man diesen Teil geschafft, erreicht man mit dem Talkessel Sulzenegg auf 1800 Metern aber auch den für mich schönsten Punkt der Wanderung, denn von hier aus blickt man auf gleich drei Wasserfälle und kann in die Sulzenau Alm auf eine Bretljause oder einen Apfelstrudel einkehren. Danach geht es für etwa eine Stunde mit wunderbarem Blick auf die Alm steil bergauf zur Sulzenauhütte. Wichtig zu wissen, bevor man zur dritten Etappe aufbricht: Der WildeWasser Weg ist kein Rundweg, man muss also den gesamten Weg wieder retour gehen. Bei der dritten Etappe wandert man eineinhalb Stunden zu einem Gletschersee und damit zum Ursprung des Wassers. Die Landschaft ist hier deutlich karger als noch auf dem ersten und zweiten Abschnitt, man lernt also eine ganz neue Bergwelt kennen.

Stubaital
© Sonja Koller
Stubaital
© Sonja Koller

Auf der Überholspur ins Tal

Zum Abschluss des Wochenendes soll es noch einmal richtig actionreich werden. Diesmal aber schone ich meine Waden, denn es geht mit der Gondel der Serlesbahn Mieders in wenigen Minuten hoch auf die 2.717 Meter hohe Serles, die ein wahres Paradies für Familien ist. Kinder können sich hier im großen Serlespark richtig austoben oder in zwei der drei Bergseen in der Nähe der Gondelstation planschen. Wer auf dem Plateau Ruhe sucht, sollte am besten nicht lange verweilen, sondern direkt zu einem der Wanderwege aufbrechen, zum Beispiel in Richtung des Klosters Maria Waldrast. Über eine familiengerechte Wanderroute erreichst du in etwa zwei Stunden das Kloster, das sich schon in Matrei am Brenner befindet.

Ich aber will nicht rauf auf den Gipfel, sondern direkt wieder runter. Nämlich mit der Sommerrodelbahn, die nicht nur was für Kinder ist. 2,8 Kilometer lang kannst du hier mit einer Höchstgeschwindigkeit von 42 Kilometern pro Stunde den Hang runter zischen. Die Sommerrodelbahn hat 40 Kurven und so komme ich mir zeitweise vor wie in einer Achterbahn, die ich selbst steuern kann. Unten angekommen kann ich den Wunsch des Kindes neben mir nachvollziehen, das seine Eltern anbettelt, nochmal fahren zu dürfen.

Stubaital
© Sonja Koller

Ins Stubaital will ich nach meinem Besuch aber sowieso zurückkehren. Rund um die Sulzenauhütte verlaufen Mehrtagestouren, Hüttenübernachtung inklusive. Das Stubaital eignet sich also durchaus als Einstiegsdroge für Alpenfans, die im Flachland leben, als Ziel für den nächsten Familienurlaub oder zum Wandern für erfahrene Berggämse.

URLAUB IN ÖSTERREICH

Zum Tirol-Fan geworden?
Wenn du nicht nur das Stubaital, sondern auch noch andere Orte in Tirol kennenlernen willst, dann ab ins Zillertal, das östlich von Innsbruck liegt. Mit dem Auto erreichst du das Zillertal in einer Stunde.
Weiterlesen
Nachhaltige Hotels in Österreich
Dir ist Nachhaltigkeit auch im Urlaub wichtig und du willst dich ein bisschen inspirieren lassen? Dann schau mal in diesen Artikel, in dem wir dir 11 nachhaltige Hotels in Österreich vorstellen.
Weiterlesen
Zurück zur Startseite