La Partita a Scacchi di Marostica – In Italien wird ein Schachspiel mit lebenden Figuren aufgeführt
Schachspielen ist eigentlich kein Sport, den man von einer Tribüne aus beobachtet. Manchmal schauen ein, zwei Interessierte dem Spiel zu, Tausende sind es höchstens bei der Weltmeisterschaft – und beim menschlichen Schachspiel, der Partita a Scacchi in Italien. "Menschlich" ist das Spiel nicht etwa, weil es Menschen sind, die die Figuren bewegen – die Figuren selbst sind Menschen.
Echte Bauern und Läufer stehen auf dem Schachbrett
Jedes zweite Jahr findet das Spektakel am zweiten Septemberwochenende in dem kleinen Ort Marostica in Venetien statt. Dabei versammeln sich bis zu 600 Schauspieler*innen, die nicht nur in mittelalterlichen Kostümen, sondern gemäß ihrer Rollen auch mit Pferden, gigantischen Fahnen und Ritterrüstungen auftreten. Eigentlich müssen sie gar nichts von Schach verstehen, über die Züge entscheiden sie nämlich nicht selbst. Sie stellen ein Spiel nach, das 1454 zwischen Rinaldo d'Angarano und Vieri da Vallonara stattgefunden haben soll.
Die beiden Ritter verliebten sich im 15. Jahrhundert in Lionora, die Tochter des Gouverneurs von Marostica, und forderten sich gegenseitig zum Duell heraus. Um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, beschloss Lionoras Vater daraufhin, dass derjenige seine Tochter heiraten darf, der eine Partie Schach gewinnt. Schon damals wurde das Schachspiel mit lebenden Figuren und auf dem Paradeplatz in Marostica abgehalten, echte Bauern mussten teilnehmen und von Spielfeld zu Spielfeld springen.
Über 14.000 Zuschauer*innen sehen dem Schachspiel zu
Auch heute, 600 Jahre später, ist es der zentrale Platz von Marostica, auf dem das Spiel stattfindet. Welche Züge damals genau gemacht wurden, ist heute unmöglich nachzuvollziehen, denn niemand hat das mittelalterliche Spektakel aufgezeichnet. Deswegen wird also nicht die echte Partie zwischen Rinaldo d'Angarano und Vieri da Vallonara nachgestellt, sondern eine Mischung aus zwei anderen, klassischen Schachpartien. Diese Tradition gibt es aber nicht seit 1454, sondern geht auf auf die Initiative von zwei Studenten aus dem Jahr 1923 zurück.
Die Show findet immer abends statt, beginnt traditionell am Freitag um 21 Uhr und wird am Samstag zur selben Zeit und sonntags um 17 und 21 Uhr wiederholt. Genug Interessierte für diese Wiederholungen gibt es: 3600 Zuschauer*innen sehen bei jeder der Aufführungen von der Tribüne aus zu. Tickets für die Vorstellung sind ab 23 Euro zu haben, du kannst sie entweder auf der Webseite oder direkt an der Kasse vor Ort kaufen.