Stockholm – 11 Tipps für eine gute Zeit in der schwedischen Hauptstadt
Stockholm zu lieben, ist leicht, denn dort ist alles auf die angenehmste Weise ein bisschen anders als in Deutschland. Besonders bemerkbar macht sich das an der Kaffeekultur. Bryggkaffee, schwedischer Filterkaffee, füllt man sich in Cafés selbst so oft nach, wie man mag und bleibt so lange sitzen, wie man möchte. Niemand würde einem hier das Gefühl geben, gehen zu müssen. Dafür sind die Schwed*innen zu höflich und das Leben ist zu gemütlich. Eine wunderbare Kombination, die man gerade in alltäglichen Großstadt-Situationen zu schätzen lernt. Zum Beispiel gibt es an Bussen oder Rolltreppen selten Gedränge, weil sich alle geduldig hinten anstellen.
Praktischerweise kann man sich beim Warten oft Kunst ansehen. Schwedische und internationale Künstler*innen haben 94 Metrostationen in Stockholm gestaltet. Am Ausgang der Haltestelle Kungsträdgården kannst du beispielsweise archäologische Ausgrabungsgegenstände begutachten, während die Station selbst wie ein unterirdischer Garten aussieht. Möglich gemacht wurde dieses Projekt durch die „Einprozentregel“, die in Stockholm seit 1963 besagt, dass ein Prozent des Budgets jedes Bauvorhabens in Kunstprojekte fließt. Charmant ist an der schönen Hauptstadt Schwedens außerdem die kurze Liste an Sehenswürdigkeiten. So bleibt viel Zeit, das Stockholmer Lebensgefühl aufzusaugen. Gemütliches Schlendern, Fika mit Kanelbullar, bunte Häuser und Schlösser angucken und abends noch mehr Kaffee trinken.
Gut zu wissen
11 Tipps für Stockholm
1 Bestelle frische Kardemummabullar in Lillebrors Bageri
In Stockholm bekommst du in jedem Café Kanelbullar, die klassischen Zimtschnecken. Alternativ dazu solltest du unbedingt Kardemummabullar probieren. Statt mit Zimt werden sie mit Kardamom zubereitet und sind deshalb etwas herber als die süßen Zimtschnecken. Absolut köstliche Kardemummabullar bekommst in der Lillebrors Bageri. Und zwar noch warm aus dem Ofen! Die kleine Bäckerei bereitet die ganze Bandbreite der schwedischen Leckereien frisch zu. Beim Anstehen kannst du die Bäcker und Bäckerinnen dabei beobachten, wie sie Teigstreifen kunstvoll zu Zimt- und Kardamomschnecken verknoten und Creme in die sündhaft leckeren Semla oder Krämbullen füllen.
2 Erkunde Stockholms Inseln mit der Fähre 82
Eine Stadt mit so viel Wasser sollte man auch von dort aus erkunden: In Stockholm gehören Djurgårdsfärjan zu den öffentlichen Verkehrsmitteln und bringen dich von einer Insel zur nächsten. Starte zum Beispiel mit einem Spaziergang auf der Insel Djurgården, wo du neben dem ABBA-Museum auch eine Menge schöne Schlösser angucken kannst. Besonders im Frühling und Sommer solltest du Rosendals Trädgård mit seinen blühenden Rosengärten und dem süßen Gartencafé Herbarium mat & bar besuchen. Vom Park aus führt dich der Weg vorbei an hübschen, schwedischen Häusern in Richtung Gröna Lund, dem Vergnügungspark von Stockholm. Dort kannst du an der Haltestelle Allmänna Gränd in die Fähre 82 in Richtung Slussen einsteigen. Während der Fahrt bekommst du einen schönen Ausblick auf das altmodische Karussell und die Achterbahnen von Gröna Lund. Der nächste Stopp ist Skeppsholmen, die Museumsinsel. Dort kannst du auf einem kleinen Spaziergang die Outdoor-Ausstellung des Moderna Museet entdecken. Endstation ist die Stockholmer Altstadt Gamla Stan.
3 Finde Vintage-Schätze in Stockholms Szeneviertel SoFo
SoFo steht für „South of Folkungagatan“, es ist ein Teil des Stockholmer Viertels Södermalm. Ein hipper Teil, wie unschwer an den vielen coolen Läden und Cafés zu erkennen ist. Besonders für Vintage-Liebhaber*innen gibt es hier viel zu entdecken. Eine gute erste Anlaufstelle ist POP Stockholm, eine Boutique mit Kleidung aus den 1950er- bis 1990er-Jahren. Nicht günstig, aber super sortiert. Wer gerne nach Schnäppchen stöbert, sollte die Charity-Shops ansteuern. In diesen Läden werden gebrauchte Möbel, Schmuck und Kleidung angeboten. Fündig wird man zum Beispiel beim Red Cross oder bei Myrorna Second Hand Götgatan. Wer nach so viel Stöbern einen Kaffee braucht, kann im süßen Café LYKKE vorbeischauen. Das Café röstet seine Kaffeebohnen selbst und verkauft sie auch – schön verpackt mit einem Regenbogen darauf.
4 Probiere leckere Smörgås in der Old Orangery im Botanischen Garten
Stockholm hat viele schöne Parks, einer aber ist besonders schön: der botanische Garten Bergianska Trädgården. Er liegt abseits der üblichen Tourirouten im Norden von Stockholm. Dort wachsen Pflanzen aus aller Welt, was besonders im Frühling und Sommer schön ist. Auch weil man sich dann am See Kanus ausleihen und paddeln gehen kann. Im Winter und Herbst ist es in den tropischen Gewächshäusern schön warm und der Park ist noch verwunschener, weil weniger Leute unterwegs sind. Besonders schön ist dann der Sonnenuntergang am zugefrorenen See. Auf diesem Spaziergang sollte man auf jeden Fall in der wunderschönen Old Orangery Halt machen. Das Café ist in einem alten Glasgebäude untergebracht. Dort bestellst du klassischerweise Bryggkaffee (Filterkaffee) und Smörgås (Sandwiches) – die mit Lachs oder Shrimps belegt sind – und danach den köstlichen Karottenkuchen.
5 Komme in Stockholms Stadsbibliotek zur Ruhe
Stockholms Stadsbibliotek liegt im Stadtteil Vasastaden. Das schöne Gebäude wurde in den 1920er-Jahren gebaut und umfasst heute viele schwedische Bücher, die im runden Hauptsaal zu finden sind. Etwas versteckte Treppen verbinden drei Etagen. Ein Besuch lohnt sich wegen des wunderbar altmodischen Designs auch für alle, die kein Schwedisch lesen oder sprechen können. Die Bibliothek ist frei zugänglich. Du findest in seitlichen kleinen Räumen Sofas und Sessel, auf denen du gemütlich lesen kannst, in zwei größeren Sälen Arbeitsplätze mit Steckdosen und Internetzugang. Die gibt es auch in den meisten Cafés und wegen des Selbstbedienungskonzepts, das in Stockholm sehr verbreitet ist, kann man dort ebenfalls lange sitzen und arbeiten. Wenn du aber ein bisschen zur Ruhe kommen möchtest, ist die Stadsbibliotek die richtige Anlaufstelle. Kaffee und Snacks gibt es hier übrigens auch im hauseigenen Café.
6 Lunche in der Skeppsbro Bageri mit Ausblick
Essen gehen ist in Stockholm echt teuer, daher ein Insider-Tipp: Geh schwedisch lunchen. Viele Cafés bieten mittags einen Lunch an, bei dem du ein Essen zahlst, aber Brot, Salat, Kaffee und Wasser kostenlos dazubekommst. Oft werden Suppen angeboten, die man, genau wie Kaffee und Wasser, öfter nachfüllen kann. Sehr lecker und mit schönem Blick aufs Wasser kannst du zum Beispiel in der Skeppsbro Bageri lunchen. Je nach Tagesangebot kostet das circa 126 Kronen, also etwa 11 Euro. Du bekommst an der Theke ein Tablett mit Schüssel, in die du selbst eine der zwei Tagessuppen füllst. Daneben findest du Croûtons, Sonnenblumenkerne, selbst gebackenes Brot und Butter. Dazu gibt es so viel Kaffee, Hafermilch und Wasser, wie du willst. Wenn dir eine Schüssel nicht reicht, einfach nachfüllen!
7 Entdecke spannende schwedische Kunst im Moderna Museet
Barbro Bäckström, Stina Ekman, Eva Löfdahl and Marika Mäkelä – noch nie gehört? Kein Wunder, in Deutschland sind wenige Künstler*innen aus Schweden bekannt. Diese vier sind Teil der spannenden Ausstellung „Sleepless Nights“ im Moderna Museet. Sie dreht sich um die 1980er-Jahre und den Einfluss weiblicher Künstlerinnen auf Schweden. Das ist nur eine von vielen Ausstellungen moderner schwedischer, aber auch internationaler Kunst des Museums. Toll sind zum Beispiel auch die Sammlung bunt leuchtender Malereien aus dem 20. Jahrhundert oder die Fotografien von Nan Goldin. Besonders schön ist auch die Outdoor-Ausstellung rund um das Museum, die immer frei zugänglich ist. Das Museum liegt auf Skeppsholmen, der Museumsinsel.
8 Nasche eine Tüte voll Lördagsgodis
In Schweden dreht sich kulinarisch beinahe alles um süße Leckereien. Das merkt man nicht nur bei der täglichen Fika, also dem gemeinsamen Kaffeetrinken, sondern auch an dieser goldigen Regel: Am Samstag gibt's Süßes! Zu dieser Regel kam es, weil in den 1930er- und 40er-Jahren sehr viele Menschen in Schweden Karies bekamen. Als Gegenmaßnahme wurden die Lördagsgodis, die Samstagssüßigkeiten eingeführt und der Samstag zum einzigen Naschtag erklärt. Heute hat fast jeder Supermarkt in Stockholm eine Süßigkeitentheke, an der man mit kleinen Schaufeln Gummibärchen, Lakritz und Schokolade in Papiertüten füllt. Nur die Beschränkung auf den Samstag wird nicht mehr ganz ernst genommen. Diese Godispåse, schwedische Naschtüten, eignen sich super als authentisches Mitbringsel. Und weil Schweden so wunderbar fortschrittlich ist, gibt es natürlich immer eine Auswahl veganer Süßigkeiten.
9 Bestelle zur Fika Semla in der Robin Deselius Bageri
Fika ist in Schweden mehr als eine Kaffeepause: Es ist eine soziale Institution. Man unterbricht die Arbeit, den Alltag oder eben eine Erkundungstour, um mit anderen zusammenzukommen. Dabei wird Bryggkaffee (Filterkaffee) getrunken und etwas Süßes gegessen. Eine schöne Anlaufstelle für Fika ist die Robin Deselius Bageri auf Södermalm. In dem gemütlichen Café mit Bäckerei kann man es sich allein oder zu zweit am Fenster gemütlich machen und den hippen Bewohner*innen der Insel zusehen. Wie in den meisten Cafés bestellt und zahlt man einmal am Tresen, holt Bryggkaffee und Wasser selbst an einer Theke, wo man sich immer wieder nachfüllen kann. In den allermeisten Cafés gibt es Hafermilch. Wer zwischen Weihnachten und Ostern in Stockholm ist, sollte unbedingt Semla probieren. Das Gebäck wird traditionell zur Fastenzeit verkauft. Es ist eine Hefeteigkugel, die mit Kardamom gewürzt und mit einer Mandelmasse gefüllt ist.
10 Schaue über Stockholm auf dem Mariaberget
Einen fantastischen Blick über Stockholm hat man von Mariaberget aus. Ein richtiger Berg ist es eigentlich nicht, man muss aber schon ein paar Treppen zu der Anhöhe laufen. Das lohnt sich aber, denn darunter breitet sich der Riddarfjärden aus, die östlichste Bucht des großen Mälarsees, dessen Verästelungen einige der Stockholmer Inseln voneinander trennen. Zur Rechten endet die Bucht an der Altstadt-Insel Stadsholmen, hinter der abends die Sonne untergeht. Besonders im Sommer versammeln sich hier viele, um den Sonnenuntergang zu sehen und ein Picknick auf einer von mehreren Wiesenflächen zu machen.
11 Livemusik und lokales IPA in der Jazz-Bar Stampen
So ausgeprägt die schwedische Café-Kultur ist, so wenig ist es die Bar-Kultur. Vielleicht liegt das an den hohen Preisen für alkoholische Getränke, vielleicht fanden die Schwed*innen irische Pubs aber einfach so gut, dass sie die übernommen haben. Jedenfalls gibt es in Stockholm jede Menge Bars in Kellergewölben, in denen nicht selten Guiness ausgeschenkt und Livemusik gespielt wird, zum Beispiel im Stampen. Die Bar liegt etwas versteckt in einer kleinen Gasse der Altstadt, der Eingang sieht unscheinbar aus: Stehst du vor einer Tür mit Bullauge in der Stora Gråmunkegränd, dann bist du richtig. Von der Decke hängen antike Instrumente, hinter der Bühne ein tolles Wandgemälde, auf dem die Hausband zu sehen ist. Die drei Jungs laden regelmäßig zum Jam in die Jazz-Bar ein. Dazu gibt es leckeres IPA aus Stockholm und Tacos. Nach ein paar Pints ziehen die Schwed*innen nicht unbedingt in Clubs weiter, sondern spielen Shuffleboard oder Billard in einer der vielen Spielhallen.