11 schöne, leckere und gruselige Weihnachtstraditionen aus Europa

© Darragh Furey | Unsplash

Gerade zum Fest der Liebe ist es eine schöne Idee, auch mal über den eigenen Baumschmuck hinaus zu gucken. So wunderbar vielfältig wie die europäischen Kulturen sind, ist es nicht überraschend, dass wir auch zu Weihnachten ganz unterschiedliche Traditionen haben. Von der finnischen Weihnachtssauna über die spanische Weihnachtslotterie bis hin zur Legende der Weihnachtsspinne in der Ukraine – hier erklären wir dir 11 Weihnachtstraditionen aus ganz Europa, von denen dich einige sicherlich zum Schmunzeln bringen werden.

1. Der österreichische Weihnachtsteufel Krampus

Krampus, Österreich, Weihnachten, Tradition, Traditionen, Weihnachtstraditionen Europa
© Neumayr

In Österreich ist im Advent nicht alles Friede-Freude-Weihnachtsbaum. Einen Tag vor Nikolaus schaut nämlich der Krampus bei den Kindern vorbei, die im vergangenen Jahr nicht brav genug waren, um am 6. Dezember die Schuhe gefüllt zu bekommen. Der Krampus ist keine schöne Gestalt, meistens kommt er über und über behaart, zottelig und mit Hörnern daher und sieht aus wie der Teufel. Wenn du in der Zeit rund um Weihnachten in Österreich Urlaub machst, kann es sein, dass du an einem Perchtenlauf vorbeikommst. Dabei verkleiden sich Einheimische als Perchten, die sich an das Konzept des Krampus anlehnen, und gehen mit aufwendigen Masken, Kettenrasseln und Glocken durch die Straßen. Dabei jagen sie den Anwesenden einen Schrecken ein und idealerweise auch die Geister des Winters weg. Wir sprechen aus eigener Erfahrung: Das finden nicht nur Kinder gruselig.

2. Tió de Nadal in Katalonien

In Katalonien gibt es eine spannende Weihnachtstradition, der die Kinder in den Wochen vor dem Fest beschäftigt hält. Einem toten Baumstamm wird ein Gesicht aufgemalt, zwei Beine angeklebt und eine rote Mütze aufgesetzt. Dann wird er von Maria Empfängnis, am 8. Dezember, bis Weihnachten von den Kindern mit Obst oder Brot gefüttert. Damit sich der Tió, spanisch für Onkel, nicht erkältet, wird er immer mit einer Decke zugedeckt. Die Eltern erzählen ihren Kindern, dass der Tió, wenn er brav gefüttert wird, kleine Süßigkeiten ausscheidet, die dann unter der Decke liegen. Bevor die Kinder an Heiligabend aber an die Süßspeisen ran dürfen, verprügeln sie den Tió noch mit Stöcken, wobei sie regional unterschiedliche Lieder singen. Na, bon Nadal!

3. Die Legende der Weihnachtsspinne in der Ukraine

Weihnachten, Tradition, Traditionen, Weihnachtstraditonen, europäische Weihnachtstraditionen, ukraine, Spinnweben, Wiehnachtsspinne
© Pixabay

Nach einem alten Volksmärchen lebte einmal eine Witwe alleine mit ihren Kindern in bitterer Armut. Die Kinder wünschten sich nichts so sehr wie den Weihnachtsbaum prächtig geschmückt zu sehen, doch dafür war die Familie zu arm. In der Nacht vor Weihnachten umhüllten Spinnen den Baum mit ihren Netzen und als die Kinder morgens hinunter in die Stube kamen funkelte er gar herrlich in der Morgensonne und siehe da – die Spinnweben hatten sich in Fäden aus Gold und Silber verwandelt! Diese Geschichte existiert in vielen Varianten und wegen ihr werden in der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern zu Weihnachten Spinnen als Schmuck in den Baum gehängt. Es wird auch vermutet, dass Lametta als Baumschmuck auf dieser Tradition beruht.

4. Oblaten teilen in Polen

Bei den vielen tollen Weihnachtstraditionen in Polen käme sogar der Grinch in Festtagsstimmung. Neben vielerlei Bräuchen beim Dekorieren, Essen und sogar der Sitzordnung ist eine der schönsten die des Oblatenteilens. Selbst in nicht-christlichen Familien wird nach dem Festmahl jedem Familienmitglied ein Blatt gereicht – auch Tiere werden nicht ausgeschlossen! Reihum bricht jede*r sich ein Stückchen der Oblate ab und teilt sie so nach und nach mit allen Anwesenden, wobei man sich gegenseitig Wünsche ausspricht. Das Ganze kann je nach Größe der Gruppe eine Weile dauern, stärkt jedoch immer aufs Neue den Familienzusammenhalt.

5. Die italienische Hexe La Befana

Weihnachten, Tradition, Traditionen, Weihnachtstraditonen, europäische Weihnachtstraditionen, Italien, La Benafa
© Pixabay

Wenn bei uns die Weihnachtszeit schon vorbei ist und sich alle langsam von der Silvesterfeier erholt haben, gibt es für italienische Kinder noch einmal Bescherung. Am 6. Januar kommt die nette Hexe La Befana mit Geschenken und Leckereien beladen zu Besuch. Der Legende nach berichteten die Hirten und die Heiligen Drei Könige ihr von der Geburt des Baby-Jesus, damit sie – mit dem Weihnachtsstern am Himmel als Orientierung – den Weg zur Krippe findet. La Befana war allerdings noch mit Weben beschäftigt und als sie schließlich aufbrach, war der Stern erloschen. Seither fliegt sie in der Nacht vom 5. zum 6. Januar auf der Suche nach dem heiligen Baby umher. Schade für die Hexe, schön für die italienischen Kinder.

6. Nachtisch aus 13 Desserts in Frankreich

Frankreich ist ja für seine edle Küche bekannt und so ist auch diese Weihnachtstradition aus der Provence ein kulinarisches Erlebnis. Am Ende des eh schon üppigen Weihnachtsfestmahls werden als ritueller Höhepunkt des Abends sage und schreibe 13 Desserts serviert – eines für Jesus und jeden der Apostel. Jeder der vier Orden der Katholischen Kirche bekommt eine festgelegte Süßspeise, die übrigen variieren von Familie zu Familie. Nougat, kandiertes Obst und Brioche sind aber fast immer dabei. Der Brauch gebietet, dass Gäste jedes Dessert probieren müssen, damit die Familie und ihre Besucher*innen im nächsten Jahr Glück erwarten können. Also unbedingt bei der Hauptspeise noch Platz lassen.

7. Das Pepperkakebyen-Lebkuchendorf in Norwegen

Weihnachten, Norwegen, Bergen
© Bergen Sentrum AS, Steinar Kristoffersen

Die Stadt Bergen an der Südwestküste Norwegens präsentiert jedes Jahr ab Mitte November die weltgrößte – und angeblich schönste – Pfefferkuchenstadt. Alle Häuser, Straßen, Autos, Züge und Boote des Miniatur-Bergens sind aus echtem Pfefferkuchenteig gebaut. Seit 1991 helfen die Menschen aus Bergen, die Kindergarten- und Schulkinder sowie viele Firmen, dieses rekordverdächtige Pfefferkuchen-Kunstwerk zu erschaffen. Wenn du im Winter in Norwegen bist, darfst du Pepperkakebyen nicht verpassen!

8. Mummers' Plays in England

Mummers’ Plays, was auf Deutsch so viel bedeutet wie “Mummenschanz”, ist eine uralte, britische Weihnachtstradition, die tausende Jahre zurückgeht. In einer Art Pantomime-Darstellung wird dabei die Legende von St. Georg und dem Drachen aufgeführt, eine klassische Geschichte von Gut gegen Böse mit jeder Menge Schwertkampf und durchaus Humor. Die Aufführungen folgen einem klaren Skript, sodass das Publikum der nächsten Szene entgegenfiebern kann. In den meisten britischen Gemeinden führen Laiengruppen das Schauspiel am 26. Dezember auf, sowohl auf der Straße als auch mit feuchtfröhlicher Begleitung in vielen Pubs.

9. Die spanische Weihnachtslotterie

Weihnachten, Tradition, Bingo, Spanien, Lotterie
© Pixabay

Am 22. Dezember ist ganz Spanien im Ausnahmezustand. An diesem Tag findet die Sorteo de Navidad statt, die Weihnachtslotterie. Das erste Mal wurde sie 1812 durchgeführt, um Geld für Waffen anlässlich des spanischen Unabhängigkeitskrieges gegen Napoleon zu sammeln. Sorteo de Navidad ist die größte Lotterie der Welt, gemessen an der ausgeschütteten Gesamtsumme – 2019 wurden insgesamt 2,38 Milliarden Euro Gewinne ausgespielt. Kein Wunder also, dass beinahe zwei Drittel aller Spanier*innen an der Lotterie teilnehmen. Während der Ziehung ist Stille auf den Straßen, alle Menschen sitzen zu Hause oder in Bars gespannt vor dem Fernseher. Aufgrund des Systems der Lotterie gewinnen meist nicht Einzelpersonen, sondern Gemeinschaften, sodass ganze Dörfer ein vorzeitiges Weihnachtswunder erleben können.

10. Joulusauna in Finnland

Es wäre nicht Finnland, wenn nicht auch bei den Weihnachtstraditionen Sauna eine große Rolle spielen würde. Die Weihnachtssauna wird speziell vorbereitet, Sauna und Teilnehmer*innen vorher ausgiebig gereinigt und auch Tannenzweige im Aufguss dürfen nicht fehlen. Der Saunagang mit der Familie stellt den Auftakt der Feierlichkeiten dar, findet also vor dem großen Essen und der Bescherung statt. Manche sagen auch, dass die Sauna vor dem Abend frei sein muss, um Platz für Weihnachtsgeister zu machen.

11. Der Luciatåg in Schweden

Weihnachten, Tradition, Traditionen, Weihnachtstraditonen, europäische Weihnachtstraditionen, Schweden
© OTW, imagebank.sweden.se

Am 13. Dezember ist in Schweden und anderen skandinavischen Ländern der Gedenktag der heiligen St. Lucia, auch Märtyrerin Lucia von Syrakus genannt. Bis zur Einführung des Gregorianischen Kalenders 1752 galt dieser Tag auch als der kürzeste und daher dunkelste Tag des Jahres. So passt es, dass beim Luciafest Licht eine besonders wichtige Rolle spielt. Ein Mädchen, das die Lucia spielt, führt eine Prozession von Kindern mit Kerzen in der Hand an. Sie trägt einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Lange bevor  die Kindern in Sichweite sind, kann ihr Gesang gehört werden. Der Ursprung des Brauches ist die folgende Legende: St. Lucia brachte Christen, die sich in römischen Katakomben versteckten, heimlich Essen. Damit sie dabei beide Hände frei hatte, trug sie die Kerze auf dem Kopf. Heute findet der Brauch überall in Schweden statt, in Kindergärten, in Schulen, in den Arbeitsstätten und in der Öffentlichkeit.

Mehr Weihnachten

Nachhaltige Weihnachtsbäume
Der Weihanchtsbaum ist eine Tradition, auf die in Deutschland die Wenigsten verzichten. Wir erklären, worauf du achten musst, um bei deinem Fest der Umwelt möglichst wenig zu schaden.
Weiterlesen
Erlebnisse verschenken
Wenn du lieber gemeinsame Erinnerungen verschenken möchtest als Küchengeräte, haben wir 11 tolle Ideen für Erlebnis-Geschenke in Deutschland für dich. Das ist nicht nur was für die Adrenalin-Junkies in deinem Kreis.
Weiterlesen
Zurück zur Startseite