Wie sieht der Roadtrip der Zukunft aus?

© Bart van Overbeeke

In unserer Reihe "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte man bei der Kompensation des Urlaubs achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an kontakt@reisevergnuegen.com.

Vanlife-Boom

Schon seit einigen Jahren liegt das Vanlife voll im Trend und das Leben auf vier Rädern hat es auch mir echt angetan. Du wachst auf, öffnest die Türen deines Vans und stehst direkt an der frischen Luft, am besten noch mit einer warmen Meeresbrise im Gesicht. Coronabedingt haben immer mehr Leute den Camping-Lifestyle für sich entdeckt. Fernab von Menschenmassen und oft unabhängiger von aktuellen Pandemiebestimmungen zu sein, war für viele ein Grund, sich einen Camper anzuschaffen oder selbst auszubauen. Die große Beliebtheit ist auch klar an Zahlen sichtbar: Laut des Kraftfahrt-Bundesamts nahm der Bestand von Wohnmobilen von 2015 bis 2021 um 73 Prozent zu. Wurden im März 2020 rund 4.300 neue Caravans und Reisemobile angemeldet, waren es im März 2021 schon 14.000 – ein richtiger Boom also.

Wie nachhaltig ist ein Roadtrip überhaupt?

Doch wie nachhaltig ist das Vanlife eigentlich? Wenn man die Fakten auf den Tisch legt, ist das mit der Nähe zur Natur so eine Sache. Die Campervans sind oft ziemlich schwer und verbrauchen, je nach Modell und Baujahr, um die 15 bis 29 Liter Benzin beziehungsweise Diesel auf 100 Kilometer. Das ist ganz schön viel und, abgesehen vom Verbrauch, mit den aktuellen Spritpreisen auch keine günstige Angelegenheit. Und dann wäre da noch eine andere Sache: Viele Camper*innen sind nur zu zweit unterwegs. Bei einem so hohen Kraftstoffverbrauch, gerechnet auf einen Roadtrip von mehreren Hundert Kilometern, wirkt sich das enorm auf dem CO₂-Ausstoß aus.

Doch vor Ort verbraucht der Van als Unterkunft kaum Ressourcen – anders als ein Aufenthalt in einem Hotel. Ein Hotel bezieht Strom, verursacht Müll und es werden Chemikalien zur Reinigung der Hotelzimmer benötigt; all das fällt im eigenen Van nicht an. Das heißt: Zwar sind die Treibhausgasemissionen bei der An- und Abreise vergleichsweise hoch, aber der sonstige Verbrauch der mobilen Unterkunft hält sich in Grenzen. Wenn du zusätzlich darauf achtest, dass du einen zertifizierten Campingplatz buchst, deinen Wasserverbrauch gering hältst, biologische Reinigungsmittel verwendest und regionale Lebensmittel einkaufst, kannst du noch mehr für einen kleineren Klimafußabdruck tun.

Zwar sind die Treibhausgasemissionen bei der An- und Abreise vergleichsweise hoch, aber der sonstige Verbrauch der mobilen Unterkunft hält sich in Grenzen.

Futuristisches Konzept: Solarvan Stella Vita

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© Bart van Overbeeke

Angesichts des Klimawandels und den aktuell hohen Spritpreisen stellt sich trotzdem die Frage, ob es eine Zukunft für das Vanlife gibt und wie das genau aussehen kann. Das haben sich 22 Studierende der TU Eindhoven gefragt und das Projekt “Stella Vita” ins Leben gerufen. Das Solar-Team der Uni hat ein vollelektrisches Konzeptauto gebaut, das mit Solar-Paneelen angetrieben wird. Die mit Sonnenkollektoren gesammelte Energie soll genug Kraft zum Fahren, Duschen, Fernsehen und Kaffee kochen geben. Das Dach lässt sich nach der Fahrt ausklappen, selbst eine Dusche und Toilette sind eingebaut. Der einzige Nachteil: Je mehr Energie man im Ruhemodus nutzt, desto weniger Kilometer schafft das Solar-Wohnmobil beim Fahren.

Mit dem futuristischen Gefährt haben die Studierenden ein tolles Experiment gewagt und sind von den Niederlanden bis zur Südspitze Spaniens gefahren – knapp 3000 Kilometer. Mit einer maximalen Tagesreichweite von 730 Kilometern, je nach Wetterlage, haben sie mit dem Solarauto insgesamt 13 Stopps eingelegt, zum Beispiel in Brüssel, Paris, Biarritz, Madrid und Tarifa. Das Stella Vita braucht, wenn einmal leer gefahren, zwei bis drei Tage, bis es wieder vollständig aufgeladen ist – so kann man sich auf der Route schöne Stopps heraussuchen und ein paar Tage an einem Ort bleiben. Mit maximalen 120km/h ist der solarbetriebene Van auch gar nicht so langsam unterwegs und auf Komfort muss man auch nicht verzichten. Den kompletten Roadtrip kannst du dir auf der Homepage des Projektes ansehen.

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Die Zukunft des Reisens

Aktuell steht das Projekt noch am Anfang und ist nicht für die breite Masse verfügbar, doch solche innovativen Konzepte und Ideen zeigen, dass wir unsere Art des Reisens ändern können, ohne auf Abenteuer und Komfort verzichten zu müssen. Die Idee der Studierenden in Eindhoven um den Solarvan Stella Vita ist ein guter Schritt zu einer nachhaltigeren Tourismusentwicklung. Kürzere Strecken und längere Aufenthalte an verschiedenen Orten bestimmen dann die Reise. Das bietet unheimlich viel Potenzial für einen umweltschonenden, sogenannten "Slow Tourism": Längere Aufenthalte an einem Ort ermöglichen einen intensiven Kontakt mit der lokalen Bevölkerung und bieten so das Potenzial für kulturellen Austausch und kulturelles Verständnis. Dabei erschließt man sich vor allem Orte, die noch vom Massentourismus verschont geblieben sind, sodass dort Tourismus Teil der Lebensgrundlage für lokale Kommunen werden kann.

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