Tauchen lernen in Europa – Das musst du beachten

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Ich sitze am Rand des Bootes und versuche, langsam und gleichmäßig die Luft aus dem Sauerstofftank an meinem Rücken zu atmen. Das Boot schwappt sanft auf den Wellen, die Sonne brennt auf meinen Neoprenanzug und ich weiß nicht, ob mir der Schweiß vor Hitze oder lauter Aufregung das Gesicht hinunter läuft. Meine Tauchlehrerin zählt von drei rückwärts und schon lasse ich mich zum ersten Mal ins Wasser fallen. Ich spüle meine Taucherbrille aus, checke nochmal, ob meine aufgeblasene Weste und der Gürtel mit den Gewichten sicher sitzen, lasse auf das Zeichen der Lehrerin die Luft aus der Weste und gleite langsam unter Wasser.

Zu tauchen ist ein unfassbares Gefühl, das wirklich mit nichts zu vergleichen ist. Wer schon mal an einem gesunden Korallenriff schnorcheln war, weiß, wie bunt und vielfältig das Leben unter Wasser sein kann. Aber während man beim Schnorcheln wie zwischen zwei Welten hängt und den Blick immer wieder schnell Richtung Himmel heben kann, wird man beim Tauchen eins mit der Unterwasserwelt. Man sieht baumgroße Korallen, lässt Mantarochen an sich wie vorbeiziehen, wird von einem bunten Fischschwarm umzingelt und blinzelt immer wieder unglaublich Richtung Sonne, die sich auf der Wasseroberfläche bricht – es ist, als hätte man sich ein neues Level im Spiel des Lebens freigespielt.

Viele Menschen lernen im Urlaub tauchen und tatsächlich benötigst du für einen Tauchschein gerade mal drei bis vier Tage. Die meisten wählen für ihr Unterwassererlebnis wärmere Regionen wie die Karibik oder Südostasien, aber auch in Europa gibt es viele tolle Tauchreviere und gerade im Sommer ist es in den Mittelmeerregionen wunderbar warm. Was du beachten musst, wenn du in Europa tauchen lernen willst, verrate ich dir.

Ausbildungsorganisationen: PADI & SSI

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Wenn du mit dem Tauchen beginnen willst, dann wirst du schnell auf die beiden Namen PADI und SSI stoßen. Beides sind Ausbildungsorganisationen, die weltweit anerkannt sind, Zertifikate ausstellen, Unterrichtskonzepte und Standards sowie das Lehrmaterial für Taucher*innen aller Ausbildungsstufen erarbeiten. Du findest an allen Tauchorten weltweit Tauchschulen, die entweder PADI- oder SSI-zertifziert sind. Sie bieten an dem Standort deiner Wahl Tauchgänge und Tauchkurse an, an deren Ende ein Test steht. Bei einem PADI-Tauchcenter ist der E-Learning-Kurs kostenpflichtig, SSI bietet diesen kostenlos über die eigene App an. Einen Überblick über die Unterschiede von PADI und SSI findest du hier.

Kosten, Zeit und Ausrüstung

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Je nachdem, welche Ausbildungsorganisation du wählst, zahlst du mehr oder weniger. Grundsätzlich ist PADI aufgrund der kostenpflichtigen Kurse etwas teurer. Ein Vergleich der Tauchschulen vor Ort sollte dir aber schnell Aufschluss über den besten Preis bringen. Achte auch unbedingt auf eine gute Bewertung der Tauchschule. Wenn du dich vor Ort mit einem*r Tauchlehrer*in nicht wohl fühlst, dann sag in der Schule Bescheid und wechsele. 

Ich habe an einer SSI-Tauchschule die dreitägige Ausbildung zum Open Water Scuba Diver gemacht, das heißt, ich kann nun bis zu 18 Meter tief tauchen. Am ersten Tag habe ich vor allem viel Theorie gepaukt, am Nachmittag ging es mit meiner Tauchlehrerin in den Pool, um das Equipment und das Gefühl, für längere Zeit unter Wasser zu sein, kennenzulernen. Schon am zweiten Tag sind wir nachmittags aufs Meer hinaus gefahren und haben unseren ersten Tauchgang absolviert, der uns bereits in 12 Meter Tiefe führte. Am dritten Tag standen vormittags und nachmittags jeweils zwei Tauchgänge auf bis zu 18 Meter Tiefe an, dann folgte nur noch der Abschlusstest in Form eines Multiple-Choice-Fragebogens und ich hatte meinen digitalen Tauchschein in der Hand. Das Ganze hat mich 360 Euro gekostet.

Die Ausrüstung (Taucherbrille, Flossen, Neoprenanzug, Tarierweste, Sauerstoffflasche und Atemregler) wird dir in der Regel vor Ort gestellt. Wenn du in Zukunft viel tauchen möchtest, ist es sinnvoll, vor allem in eine eigene gut sitzende Tauchbrille, einen Neoprenanzug und gegebenenfalls Flossen zu investieren. Das restliche Equipment kannst du bei einem Tauchcenter immer vor Ort leihen.

Tauchkurs: Open Water Scuba Diver

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Bei der Ausbildung zum Open Water Scuba Diver lernst du die Grundprinzipien des Gerätetauchens mit Sauerstoffflasche, Tarierweste, Atemregler und Tauchmaske kennen – also alles, was du brauchst, um eine Stunde unter Wasser zu überleben. Scuba bedeutet „self-contained underwater breathing apparatus“, also ein selbstversorgendes Unterwasseratemgerät. Im Selbststudium und während der Tauchgänge erfährst du, wie Druck auf deinen Körper wirkt und wie du den Druckausgleich hinbekommst, was es mit dem Auf- und Abtrieb auf sich hat, warum du nicht zu schnell auftauchen, was du bei der Planung von Tauchgängen beachten und warum du nie allein tauchen gehen solltest. Dir wird erklärt, wie du deine Tauchausrüstung montierst, demontierst und pflegst und wie du bei deinen zukünftigen Tauchgängen mit anderen Tauchschulen erkennst, ob das Equipment gepflegt und in einem guten Zustand ist. Mit dem Open-Water-Schein in der Tasche kannst du selbstständig tauchen gehen und an Tauchgängen teilnehmen, die Tauchschulen täglich anbieten. 

Zertifizierungen

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Neben dem Open-Water-Scuba-Diver-Kurs gibt es viele verschiedene Zertifizierungen. Der Scuba-Diver-Kurs beispielsweise dauert nur zwei Tage und gestattet dir am Ende bis zu 12 Meter tief zu tauchen, allerdings nur in Begleitung eines*r professionellen Taucher*in. Im Anschluss an deine Open-Water-Zertifizierung kannst du Spezial-Tauchgänge machen, zum Beispiel Nachttauchen, Tieftauchen, Tauchen mit einem Navigationsgerät, Wracktauchen und vieles mehr. Wenn du fünf dieser Spezialtauchgänge absolvierst, erhältst du deinen Tauchschein zum Advanced Open Water (PADI) oder Advanced Adventurer (SSI) und kannst bis zu 30 Meter tief tauchen.

Verhalten unter Wasser

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Während deiner Tauchausbildung lernst du auch, wie du dich unter Wasser verhältst und was es da eigentlich alles zu sehen gibt. Dabei solltest du dir immer bewusst sein, dass du im Meer nur zu Gast bist. Die meisten Unfälle ereignen sich, weil sich Taucher*innen falsch verhalten und Tiere sich verteidigen. Das tun sie, wenn sie sich angegriffen fühlen, plötzlich angefasst werden, du in ihr Revier eindringst oder sie provozierst. Fische nehmen den Menschen aufgrund seiner Größe nicht als Beute wahr und verteidigen sich nur, wenn sich Taucher*innen fahrlässig, ignorant oder aggressiv verhalten. Fasse also zum Beispiel niemals Fische an, du zerstörst dabei nämlich auch noch eine sensible Schutzschicht, welche die Tiere vor Bakterien schützt. Auch solltest du auf die Bewegung deiner Flossen achten, denn sie könnten Korallen beschädigen oder Tiere, die sich im Sand auf dem Meeresgrund verstecken, aufschrecken, die sich wiederum mit einem Angriff verteidigen können. Halte gebührend Abstand und genieße den Ausblick.

Tauchsafaris vs. Tauchgänge

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Als ausgebildete*r Taucher*in kannst du in Tauchschulen auf der ganzen Welt zwischen normalen Tauchgängen und Tauchsafaris wählen, an denen du teilnehmen kannst. Fast täglich werden Tauchgänge angeboten, bei denen du dich einer Gruppe und Lehrer*innen anschließt und mit ihnen die Unterwasserwelt vor Ort erkundest. Tauchsafaris dagegen sind mehrtägige Trips, bei denen du auf einem Boot übernachtest, verpflegt wirst und bis zu dreimal am Tag tauchen gehst.

Tauchspots in Europa

Segeln, Segelrevier, Segelreviere, Europa, Algarve, Portugal
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Die schönsten Tauchspots der Welt befinden sich in Indonesien, Australien oder vor den Malediven? Mitnichten! Auch in Europa kannst du in glasklaren Gewässern mit einer spannenden Unterwasserwelt tauchen gehen. Auf der Seite von PADI findest du eine gute Übersicht über alle Tauchplätze in Europa und was du dort sehen und erleben kannst. Als einige der besten Tauchspots in Europa werden zum Beispiel Sardinien, Madeira, Teneriffa, Malta, die kroatische Inselgruppe Kornaten und Teneriffa genannt. Mal entdeckst du eine bunte Welt aus Korallen und Fischen, mal kannst du durch Höhlen und Wracks tauchen. Aber auch im hohen Norden kannst du das eisige Meer erkunden, zum Beispiel vor Island oder Norwegen. Eine Übersicht über die beliebtesten und schönsten Tauchreviere findest du auch hier.

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