Mit dem Zug um die Welt – Traivelling macht's möglich
Zugfahren ist wieder sexy! Immer häufiger höre ich von Freunden, dass sie ihre nächsten Reisen mit dem Zug verwirklichen wollen. Der eigene ökologische Fußabdruck soll möglichst klein sein. Ich selbst bin ein großer Fan von Nachtzügen. Letztens habe ich recherchiert, ob ich es auch bis in den nördlichsten Norden von Norwegen – genauer gesagt nach Tromsø – schaffe, ohne ins Flugzeug zu steigen.
Das ist gar nicht so kompliziert, dauert allerdings drei Tage – aber dafür gibt es ja gute Podcasts. Es hat mich jedoch ziemlich viel Zeit (und Geduld) gekostet, die passende Reiseroute ausfindig zu machen. Denn abgesehen von den europäischen Nachtzugstrecken stellt die grenzüberschreitende Reiseplanung mit dem Zug noch ein kleines Hindernis dar. Das liegt vor Allem daran, dass die nationalen Verkehrsnetze meist nicht untereinander kooperieren. Auch zwei Zugliebhaber aus Österreich haben das Problem erkannt und gemeinsam ein klimafreundliches Reisebüro für weite Zugreisen gegründet.
Zugfahren leicht gemacht
Zug um Zug planen der erst 19-jährige Elias Bohun und sein Vater Matthias Bohun nahtlos ineinander übergehende Zugtransfers durch Europa – und sogar darüber hinaus bis nach Asien oder Nordafrika. Auf ihrer Plattform Traivelling, eine Wortschöpfung aus train und travelling, bieten sie die beliebtesten Reiserouten mit dem Zug an. Du hast aber auch die Möglichkeit eine individuelle Anfrage für eine Reiseroute deiner Wahl zu stellen, die die Beiden dann für dich austüfteln.
Elias war schon immer begeistert von Zügen. Während er als Kind komplizierte Strecken mit der Modelleisenbahn konstruiert hat, ist sein Hobby heute die Reiseplanung für seine umweltbewussten Kunden. Das Interesse fürs Reisen hat er sich von seinem Vater Matthias abgeschaut, der mit seiner Familie für ein paar Jahre nach Istanbul zog, um den Kindern Offenheit für neue Ideen und fremde Kulturen zu vermitteln. Und das scheint funktioniert zu haben, denn Traivelling steht für eine neue Form des Reisens und einen wichtigen Umbruch im Reisegeschäft.
Langsamer aber bewusster unterwegs sein
Ich bin schon jetzt großer Fan von Traivelling, denn Vater und Sohn zeigen mit ihrem Reiseportal, dass wir auch im Angesicht des Klimawandels unser Fernweh stillen können. Weite Reisen müssen nicht unbedingt der Vergangenheit angehören, doch wir müssen die Art und Weise, wie wir reisen, ändern. Bei einer Flugreise in Italiens Süden vergessen wir leicht, welche Strecken und Regionen wir eigentlich in nur wenigen Stunden zurücklegen; dass wir die Alpen, Mailand, die mit Pinien gesäumten Hügel der Toskana, Rom und Neapel in kürzester Zeit überqueren, ohne wirklich irgendetwas davon mitzubekommen – wenn wir ehrlich sind auch nicht vom Fensterplatz aus.
Wenn wir stattdessen im Zug sitzen, können wir beobachten, wie sich die Landschaft draußen langsam von grünen Berghängen im Süden Deutschlands zu einer mediterranen Gegend wandelt. Wer 16 Stunden mit dem Zug bis nach Sizilien reist, bekommt ein ganz anderes Verständnis für Distanz und die Welt in der wir uns bewegen. Und ist es nicht das, was das Reisen eigentlich ausmacht?