36 Stunden in Nordmazedonien – Tipps für einen Kurztrip in das Balkanland

© Charlott Tornow

Nordmazedonien ist eines dieser Länder, die bei den meisten Reisenden kaum Beachtung finden. Gerade mal so groß wie Baden-Württemberg und gelegen zwischen Griechenland, Bulgarien, Serbien, Albanien und dem Kosovo, taugt das Land vielen vermutlich nur als Zwischenstop auf einer Tour durch den Balkan oder nach Griechenland – wenn sie überhaupt hier halten. Tatsächlich lag Nordmazedonien auch während meines Roadtrips nach Albanien auf dem Weg. Von Anfang an war aber klar, dass mein Freund und ich mindestens der Hauptstadt Skopje einen Besuch abstatten wollten.

Von Berlin dauert die Fahrt nach Skopje rund 16 bis 17 Stunden, wir hatten also viel Zeit zu entscheiden, was wir in Nordmazedonien noch so sehen wollten. Der Weg von Nordmazedonien nach Albanien führt mehr oder weniger vorbei am Matka-Canyon und durch den Ohrid-See führt die Staatsgrenze der beiden Länder, also beschlossen wir, auch dort Halt zu machen. Im folgenden Text stelle ich dir nun meine Nordmazedonien-Tipps vor.

Tag 1

Tour durch Skopje

Wir kommen gegen Mittag in Skopje an und parken direkt im Stadtzentrum, am Rand des Alten Basars. Skopjes Stadtkern ist geprägt von monumentalen Bauten und Statuen im Stile des Barocks und Neo-Klassizismus. Sie sollen den Anschein einer historischen Stadt erwecken, sind aber tatsächlich erst in den 2010er Jahre im Zuge des Projekts "Skopje 2014" entstanden. Eine 30 Meter hohe Statue, die Alexander den Großen zeigt, steht neben dem überlebensgroßen Archäologischen Museum, das an eine griechische Akropolis erinnert. Dem gegenüber thronen zwei Holzschiffe, die Restaurants und Hotels beherbergen. Alles steht unfassbar riesig auf kleinstem Raum, sodass man sich fast erschlagen fühlt von so viel Pomp. Drumherum zieren graue Gemäuer aus Zeiten des Kommunismus das Stadtbild, denn 1963 zerstörte ein Erdbeben einen Großteil des ursprünglichen Skopjes.

Nordmazedonien Tipps, Skopje
© Charlott Tornow
Nordmazedonien Tipps, Skopje
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Ein angenehmer Kontrast dazu ist der Alte Basar, einer der ältesten und größten Marktplätze des Balkans. Hier reihen sich viele kleine Läden, Restaurants und Moscheen aneinander. Durch die Gassen weht der Geruch von Gegrilltem, in den Cafés wird Kaffee getrunken und Baklava gegessen, in den Shops werden Nüsse, Souvenirs und Schmuck verkauft, und die Gesänge der Muezzins bilden den Hintergrundsountrack. Der Alte Basar ist ein angenehmer Ort, in dem man sich für ein paar Stunden verlaufen kann.

Nordmazedonien Tipps, Skopje
© Charlott Tornow
Nordmazedonien Tipps, Skopje
© Charlott Tornow

Fahrt zum Matka-Canyon

Gestärkt und überladen mit Eindrücken machen wir uns am späten Nachmittag auf zu unserem nächsten Ziel. Nur eine halbe Stunde Autofahrt von Skopje entfernt, befindet sich der Matka-Canyon mit dem gleichnamigen See. Der See entstand 1937 nach der Stauung des Flusses Treska durch einen Damm und ist heute das wohl beliebteste Ausflugsziel Nordmazedoniens überhaupt. Es ist Sonntagnachmittag und am Fuße des Damms, wo die Treska langsam durch ein Waldstück plätschert, haben es sich Dutzende Familien am Ufer gemütlich gemacht. Es wird gepicknickt und gebadet und am Parkplatz verkaufen Locals gegrillte Maiskolben.

Zum Canyon und See selbst führt ein gepflasterter Weg, der zunächst am Damm vorbeiführt und sich dann entlang eines Felsvorsprungs schlängelt. Nach knapp zehn Minuten Fußweg eröffnet sich der Blick auf den Canyon. Umgeben von steil aufragenden, grün bewachsenen Felsen schimmert der See türkisfarben in der Sonne, auf dem Wasser tummeln sich zahlreiche Boote und an der rechten Seite thront die Kirche St. Andrea, ein für Nordmazedonien typischer byzantinischer Ziegelsteinbau mit einer oktogonalen Kuppel. Ab hier führt ein steiniger Wanderweg entlang des Sees, über den man den Canyon entdecken kann. Da die Sonne langsam untergeht, entscheiden wir uns, heute nur noch einen Wein im Restaurant zu trinken und morgen in der Früh, wenn die meisten Tourist*innen noch schlafen, eine Kajak-Tour zu machen.

Nordmazedonien Tipps, Matka Canyon
© Charlott Tornow

Tag 2

Kajak-Tour auf dem Matka-See

Am zweiten Tag in Nordmazedonien sind wir gegen 10 Uhr morgens die ersten auf dem Parkplatz vor dem Matka-Canyon. Hinter der Staumauer auf dem See gibt es zwei Verleihstationen und Anbieter für Bootstouren, die sich preislich kaum unterscheiden. Wir leihen uns ein Zweier-Kajak aus und paddeln während der ersten Sonnenstrahlen des Tages über das ruhige Wasser, vorbei an dem atemberaubenden Canyon. So früh am Morgen fahren hier noch keine Motorboote über den See, sodass wir die spektakuläre Landschaft ganz für uns allein haben. Nach 45 Minuten erreichen wir eine der vielen Höhlen rund um den Canyon. Die beeindruckendste, zu der wir es heute aber nicht schaffen, ist die Vrelo Höhle, in der sich zwei unterirdische Seen befinden. Richtig abgefahren: Die genaue Tiefe der Höhle ist nicht bekannt, sie ist aber definitiv die tiefste bisher entdeckte Süßwasserhöhle der Welt. 200 Meter sind bereits erforscht, der Rest liegt noch im wortwörtlichen Dunkeln.

Nachdem wir knapp eine Stunde in eine Richtung gepaddelt sind, treten wir den Rückweg an. Kein schlechtes Timing, denn nun begegnen uns immer mehr Ausflugsboote, die das Paddeln auf dem Kajak weniger gemütlich und szenisch machen.

Nordmazedonien Tipps, Matka Canyon
© Charlott Tornow
Nordmazedonien Tipps, Matka Canyon
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Ausflug nach Ohrid

Unser nächster und letzter Stop, bevor wir am Abend die Grenze zu Albanien passieren werden, ist Ohrid. Die ersten Siedler*innen kamen wohl schon vor 5000 Jahren nach Ohrid. Bedeutung erlangte die Stadt, die damals noch Lychnidos hieß, zu Zeiten Alexanders des Großen um 300 v. Chr. Aus dieser Zeit stammt auch das antike griechische Theater, das noch heute in einem guten Zustand ist und besichtigt werden kann. Im Laufe der Zeit fiel Ohrid unter die Herrschaft verschiedener Reiche wie dem Bulgarischen, dem Byzantinischen und dem Osmanischen, die sich alle mit verschiedenen Bauten im Stadtbild Ohrids verewigten. Wer durch die Altstadt Ohrids direkt am gleichnamigen See flaniert, kann diese Spuren überall sehen.

Sehenswert sind vor allem die Festung des bulgarischen Zaren Samuil, die vor mehr als 1000 Jahren auf dem Stadthügel Gorni Saraj errichtet wurde und die Kirchen Sveti Kliment sowie die Kirche der Heiligen Muttergottes Periblepta, von der aus man einen tollen Blick über die Altstadt bis zur Festung hat. Wer die Altstadt erkunden will, parkt am besten am Upper Gate und schlendert ab Sveti Kliment durch die verwinkelten Gassen, vorbei an der Sophienkirche bis zum See. Auf den steinigen Stränden sonnen sich Jung und Alt, Einheimische und Tourist*innen. Ende September ist es noch immer warm genug, um in dem glasklaren See zu baden. Wenn man hier mit einem türkischen Kaffee direkt am Wasser sitzt, hat man aufgrund der Größe des Ohridsees fast das Gefühl zu Besuch in einer kleinen italienischen Stadt an der Adria zu sein.

Nordmazedonien Tipps, Ohrid
© Charlott Tornow
Nordmazedonien Tipps, Ohrid
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Durch Zufall entdecken wir unterhalb der Sophienkirche einen Holzsteg, der an den Felsen entlang über das Wasser zum südwestlichen Teil der Altstadt führt (einfach "Ohrid Boardwalk" bei Google eingeben). Unser Ziel ist die Kirche des heiligen Johann von Kaneo, die über dem See thront und der perfekte Ort für Sonnenuntergangspicknicks ist. Auf dem Weg zurück kommen wir an ein paar hübschen Restaurants vorbei, wir entscheiden uns für ein spätes Mittagessen im Restaurant Kaj Kanevche. Wir bestellen unter anderem das nordmazedonische Nationalgericht "Tavce Gravce", ein Brei aus dicken Bohnen, der einfach, aber ziemlich lecker ist.

Am liebsten würden wir noch viel länger in Ohrid bleiben, denn die Stadt ist ungemein entspannt und charmant und im Spätsommer wenig überlaufen. Wir entscheiden uns, irgendwann unbedingt nochmal wieder zu kommen und fahren dem Sonnenuntergang entgegen Richtung Albanien.

Nordmazedonien Tipps, Ohrid
© Charlott Tornow
Nordmazedonien Tipps, Ohrid
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