Unsere 11 schönsten und überraschendsten Reisemomente 2022

© Björn Wisnewski

2022 war ein Reisejahr voller Überraschungen. Überraschung Nummer 1: Nach zwei Corona-Jahren, in der es als Lottogewinn galt, wenn eine Reise wirklich so stattfinden konnte, wie sie geplant war,  konnten wir in diesem Jahr endlich wieder voll durchstarten. Wir waren für unsere Leser*innen in unzähligen Zügen, zu Land und auf dem Wasser unterwegs, haben Gipfel erklommen, sind mit Autostopp an den äußersten Rand Deutschlands gefahren, haben Stürme überstanden und dabei nicht nur Europa, sondern auch uns selbst besser kennengelernt. Hier erzählen wir dir die Geschichten hinter unseren schönsten und überraschendsten Reisemomente im letzten Jahr.

von Sonja

Ich habe entdeckt, wie spektakulär Kajak fahren sein kann

Paddeln im Spreewald
© Henri Rudolf

Beim Reisen scheint die Frage aller Fragen zu sein: Meer oder Berge. Die meisten würden sich wohl für Strandurlaub am Meer entscheiden, ich präferiere eindeutig die Berge. Nicht nur, weil sie mich einfach immer noch in ihrer Mächtigkeit erstaunen, sondern auch, weil ich einfach keine Wasserratte bin. Klar, schwimmen kann ich, aber Wassersportarten haben mich einfach noch nie besonders begeistert. Bis ich auf einem Mikroabenteuer im Frühjahr Kajakfahren für mich entdeckt habe. Nach vier Jahren in Berlin hat es mich dafür endlich in den Spreewald verschlagen und ich war hin und weg von den kleinen Kanälen und dem schier endlosen Grün der Umgebung, das sich im Wasser spiegelt. Warum das Mikroabenteuer nicht mit der einstündigen Fahrt nach Berlin, sondern viel spektakulärer endete, kannst du hier nachlesen.

Die wahrscheinlich unpassendste Hausboot-Kapitänin der Welt

Hausboot Le Boat
© Sonja Koller

Nach meiner Fahrt mit dem Kajak habe ich ein paar Level in Sachen schwimmende Untersätze übersprungen und vier ganze Tage auf den Kanälen der Bretagne verbracht. Auf ist in dem Fall wörtlich zu nehmen, die wenigste Zeit hatte ich Land unter den Füßen. Für eine Landratte wie mich war es sowieso schon ungewöhnlich, noch ungewöhnlicher war aber der Anblick von mir hinter dem Steuer. Denn gemeinsam mit den drei Frauen, mit denen ich mir auf der Pressereise das Hausboot teilte, sollte ich das Boot selbst steuern. Für mich sehr relevant: Das ist auch ohne Führerschein erlaubt. Als ich unser großes Boot durch die engen Kanäle schleuste, hatte ich nämlich weder einen Führerschein, noch eine einzige Fahrstunde in einem Auto hinter mich gebracht. Weil wir aber sowieso recht langsam unterwegs waren, habe ich mich quasi im Schnelldurchlauf zur Kapitänin ausbilden lassen. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich nach jahrelangem Desinteresse mittlerweile meinen Führerschein angefangen habe. Wie mir die Reise auf dem Hausboot sonst so gefallen hat, erzähle ich dir hier

Auf der Fährfahrt von Kiel nach Göteborg zum Fähren-Fan geworden

Fähre Kiel-Göteborg
© Sonja Koller

Auch der dritte schönste Moment, der mich 2022 absolut überrascht hat, findet auf dem Wasser statt. Weil ich Fähren bisher nur vom Insel-Hopping in Griechenland kannte, wollte ich unbedingt mal die volle Dosis Fährfahrt und habe eine Nacht auf der Fähre zwischen Kiel und dem schwedischen Göteborg verbracht. Obwohl ich alleine unterwegs war, hatte ich auf der 14-stündigen Überfahrt unglaublich viel Spaß. Es gab eine tolle Ausfahrt aus dem Hafen von Kiel bei Sonnenuntergang, Kreuzfahrt-Feeling mit Karaoke, Polonaise und Quizshow, einen Minigolfplatz und einen Ansturm auf das Buffett, den so nur Deutsche schaffen. Am besten gefallen haben mir die Schären kurz vor Göteborg. Das sind unzählige Inseln, die gerade groß genug sind, dass ein kleines rotes Schwedenhäuschen darauf passt.

von Anthea

Mein schönster Sonnenuntergang des Jahres

Reiseerlebnis, Ostsee, Sonnenuntergang, Polen
© Anthea Schaap

Was traumhafte Sonnenuntergänge anbelangt, bin ich als Seglerin wahrlich verwöhnt. Und auch dieses Jahr habe ich die Sonne mehrmals vom Boot aus im Atlantik und im Mittelmeer untergehen sehen. Umso überraschter war ich, als ich bei einem Roadtrip entlang der polnischen Ostseeküste im Sommer eines Abends am Strand ankam: Auf der einen Seite reckte sich ein doppelter Regenbogen in den Himmel, auf der anderen Seite ging die Sonne mit den spektakulärsten Farben hinter der Ostsee unter. Ich war so beeindruckt, dass ich fast vergessen habe das Spektakel festzuhalten. Mal wieder wurde bewiesen: Das Gute kann so nah sein.

Aprilwetter kann es tatsächlich in sich haben

Segeln, woistroci, reiseerlebnisse
© Anthea Schaap

Als ich meinem Skipper-Freund Jan von Wo ist Roci zugesagt habe, sein neues Schiff im April von Hamburg nach Rotterdam mit zu überführen, saßen wir im Berliner März in T-Shirts vor einer Bar. Als ich dann Mitte April bei vier Grad klitschnass im Hagel auf dem Schiff stand und trotz 11 Schichten Kleidung erbärmlich gefroren habe, konnte ich es einfach nicht fassen. Das ist also dieses Aprilwetter, von dem alle immer reden. Aber eine der schönsten Sachen auf Reisen ist ja, wie viel man lernt. Mein Learnig dieser April-Erfahrung war, dass auch ein anderes deutsches Sprichwort stimmt: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Daher bin ich mittlerweile stolze Besitzerin richtiger Segelkleidung.

Ich habe per Anhalter die Fähre nach Helgoland bekommen

Helgoland, Fähre, Reiseerlebnis
© Anthea Schaap

Im Dezember bin ich zu den Robbenbabys nach Helgoland gefahren. Die Hinfahrt war ein typisches öffentliches Verkehrsmittel-Desaster. Alle Züge waren zu spät, jeden Anschluss habe ich verpasst, völlig fertig und immer noch ohne Kaffee bin ich im Cuxhaven am Bahnhof angekommen – hier hatte ich eine Dreiviertelstunde, um die zehnminütige Fahrt zum Fähranleger zu bewältigen. Doch der Bus kam und kam nicht. So stand ich schließlich hysterisch mit den Armen wedelnd an einer Cuxhavener Ausfallstraße und habe versucht, ein Auto anzuhalten. Mein herzlichster Dank gilt dem freundlichen Araber, der mich trotz unserer Verständnis-Schwierigkeiten zum Fähranleger gefahren hat. Ohne ihn hätte ich meine Fähre niemals bekommen – und im Winter fahren nur drei Boote pro Woche nach Helgoland.

von Marie

Das erste Mal in Europa Warnschilder für Bären gesehen

Bär Warnschild
© T L | Unsplash

Als ich diesen Spätsommer an der Grenze der italienischen zu den slowenischen Alpen wandern war, war ich schon komplett beeindruckt von den Bergen dort. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren "Achtung Bären!"-Warnschilder im Nirgendwo. Dass es auch in Europa immer wieder mehr Wildtiere wie Bären, Wölfe und Luchse gibt, davon habe ich immer wieder mal gelesen, aber so richtig erlebt habe ich das noch nie. So greifbar war es für mich noch nie, dass es in Europa mittlerweile wieder “gefährliche” Wildtiere gibt und wir Menschen deren Lebensraum vorsichtig behandeln müssen. Mir gibt sowas ein kleines bisschen Hoffnung, dass eine wildere Natur möglich sein kann.

Eine Nacht auf einem komplett CO₂-neutralen Campingplatz

Eco River Camp
© Marie Detmer

Eine rundum nachhaltige Reise in einen Nationalpark, geht das? Für meine Masterarbeit war ich in Slowenien unterwegs, um herauszufinden, wie ich ohne Auto durch einen Nationalpark kommen kann. Das war teilweise schon eine Challenge für sich, aber ich wollte ja das volle Programm und deswegen war ich auch auf der Suche nach einer komplett nachhaltigen Unterkunft. Gefunden habe ich diese mit dem Eco River Camp mitten im slowenischen Biosphärenreservat der Julischen Alpen. Dort kommt das Trinkwasser aus einer Quelle, das Heizsystem für Warmwasser ist solarbetrieben und auch die Beleuchtung wird vollständig von Solarzellen erzeugt. Es war toll zu erfahren, dass ich so wenig zurücklasse wie möglich und dass nachhaltiger Urlaub nicht unbedingt Verzicht bedeutet. In diesem Artikel stellen wir dir sogar 11 nachhaltige Unterkünfte in Slowenien vor.

von Charlott

Weitwanderung durch Österreich mit spektakulären Sonnenaufgängen

Saarbrücker Hütte, Sonnenaufgang
© Charlott Tornow

Wer in den Bergen um 5.30 Uhr aufsteht, der kann nur mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt werden, oder? Dieses Bild entstand an der Saarbrücker Hütte ganz im Westen Österreichs während meiner Hüttenwanderung durch die Region Montafon. An drei Tagen lege ich 35 Kilometer zurück und wandere auf kaum sichtbaren Pfaden entlang grüner Auenlandschaften und kleiner Wasserfälle, über steile Geröllfelder und durch entlegene Hochplateaus, die man nur wandernd erreicht. Ich fühle mich währendessen nicht nur on top of the world, sondern auch am Ende ebenjener – kein Zeichen jeglicher Zivilisation. Genau deshalb wollte ich eine Hüttentour machen: Um an Orte zu wandern, die man nicht mit dem Zubringerbus oder der Gondel und einem kurzen Spaziergang erreicht. Wer gern auf einsamen Pfaden unterwegs ist und atemberaubende Landschaften erleben will, sollte unbedingt ins Montafon.

Die Schönheit der Entschleunigung auf dem Wasser

Sonnenuntergang, Meer, Segeln, Segelboote
© Charlott Tornow

Das Bild ist auf meinem Segeltrip an der französischen Küste entstanden, kurz bevor mein neues Kameraobjektiv Bekanntschaft mit dem Meeresboden des Mittelmeers gemacht hat – und das nach nur drei Tagen auf dem Boot. Ich lass hier mal die Details aus, wie genau es dazu gekommen ist, und habe nur einen Tipp: Lasse niemals wichtige Dinge ungesichert auf einem Segelboot liegen, so ruhig das Wasser auch scheinen mag. Nachdem ich bei meiner gescheiterten Rettungsaktion auch noch meine Kontaktlinsen verlor, konnte ich also weder durch meine richtigen Augen, noch durch die des neuen Objektivs schauen, wodurch ich in nur 24 Stunden die vier Phasen der Trauerbewältigung durchlief. Am Ende stellte ich fest, dass mich die ganze Aktion nicht nur gelassener machte, sondern ich zum ersten Mal wirklich die Entschleunigung auf einem Segelboot spürte. Meinen Bericht zu dem Segeltrip entlang der Côte d'Azur kannst du hier nachlesen.

Mit dem Zug von Berlin nach Porto ohne Verspätung

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© Charlott Tornow

Eine Zugfahrt ohne Verspätung? Undenkbar! Aber genau so war es, als ich knapp 1600 Kilometer von Paris nach Porto mit dem Zug gefahren bin. Die Reise begann zwar schon in Berlin, aber um ehrlich zu sein, lief auf der deutschen Seite alles schief. Dafür waren die nächsten fünf Tage im Zug umso entspannter. Mit dem TGV bretterte ich von Paris nach Hendaye, mit der Baskischen Bahn weiter ins coole San Sebastian. Mit einem Umstieg in Madrid ging's weiter an die spanische Westküste nach Vigo, wo ich die spektakulär schönen Cies Inseln entdeckte. Und von hier aus brauchte der Intercity nur noch zwei Stunden bis ins portugiesische Porto, wo meine Interrail-Reise durch Europa endete. Das Foto oben entstand übrigens im TGV und spiegelt für mich die Essenz des Reisens mit dem Zug wieder: die absolute Entspannung und Abwesenheit des Geistes, während man die wunderschöne Landschaft vor dem Fenster an sich vorbeiziehen lässt.

Noch mehr Inspiration für das nächste Jahr

Brückentage 2023
Wir haben uns den Kalender ganz genau angeschaut und zeigen dir, wie du die Feiertage 2023 am besten kombinierst und so besonders viel reisen kannst.
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Am liebsten fahren wir mit der Bahn durch Europa. 2023 gibt es einige neue Verbindungen, für die wir bestimmt auch Tickets kaufen werden.
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