Welche Städte in Europa verschwinden, wenn der Meeresspiegel steigt?

© Cristina Gottardi | Unsplash

In unserer Reihe Future Travel beantworten wir Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es?

Szenario 2100

Schon als Kind habe ich im Nordseeurlaub bei Aufsandungsverfahren zugesehen. Dabei wird mit großen Pump-Systemen der Strand wieder aufgeschüttet, weil starke Fluten ganze Strandabschnitte mit sich reißen. Immer öfter hören wir in den Nachrichten von neuen Naturkatastrophen, Überschwemmungen und Hochwasser. Der Anstieg des Meeresspiegels ist ein Problem, mit dem wir Menschen zukünftig immer mehr konfrontiert werden. 

Viele Städte werden im Worst-Case-Szenario wortwörtlich vorm Untergang stehen und einige Küstengebiete in Europa werden laut Wissenschaftler*innen bis 2100 verschwinden, wenn der Klimawandel voranschreitet. Städte wie Amsterdam, Teile der deutschen Nordseeinseln oder Venedig wird es dann vielleicht nicht mehr geben.

Warum steigt der Meeresspiegel an?

Es gibt zwei Gründe für den Anstieg des Wasservolumens unserer Ozeane. Bei beiden steht der Mensch als Hauptverursacher im Zentrum. Den ersten Auslöser wirst du vielleicht kennen: Durch den weltweiten Temperaturanstieg und menschengemachten Klimawandel schmelzen die Gletscher und Eisschilde in Grönland und der Arktis. Das ist der sogenannte eustatische Meeresspiegelanstieg. Ein weiterer Grund ist die Ausdehnung des Wassers, welches sowieso schon in den Ozeanen ist. Die sogenannte thermale Expansion treibt neben der Eisschmelze den Anstieg des Meeresspiegels maßgeblich voran. Einfach erklärt, bedeutet das: Wärmere Temperaturen führen zur Ausdehnung des Wassers und das bedeutet wiederum einen weiteren Anstieg des Meeresspiegels. Verschiedene Faktoren, wie beispielsweise Winde oder Gezeiten, beeinflussen, wie stark Regionen von dem Problem betroffen sein werden.

130 MILLIONEN MENSCHEN WERDEN BETROFFEN SEIN

Ein steigender Meeresspiegel wird immense Auswirkungen auf die Menschen, Umwelt und Wirtschaft haben. In Küstengebieten werden mancherorts Häuser unbewohnbar, ganze Küstenregionen verschwinden und die Existenz für Millionen von Menschen ist bedroht. Klimamigrant*innen werden höchstwahrscheinlich keine Seltenheit mehr sein. Für Gebiete, die von maritimen Wirtschaftszweigen abhängig sind, bedeutet es zusätzlich den Verlust der wichtigsten und teilweise der einzigen Einnahmequelle. Studien gehen davon aus, dass bei einem Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts 130 Millionen Menschen unmittelbar vom Meeresspiegelanstieg betroffen sein werden. Besonders Länder in Asien, den USA, aber auch in Teilen Europas wird das Problem immer präsenter.

venedig markusplatz Dogenpalast palazzo ducale
© Charlott Tornow

Was bedeutet das für den Tourismus in Europa?

Als wichtiges, wirtschaftliches Standbein bildet der Tourismus in vielen Orten die Lebensgrundlage vieler Menschen. In ganz Europa gibt es Destinationen, deren Zukunft vom Meeresspiegelanstieg bedroht ist. Venedig, ein absoluter Tourist*innen-Magnet, liegt aktuell nur 90 Zentimeter über dem Meeresspiegel und schon jetzt wird die Stadt regelmäßig überschwemmt. Leider ist es wahrscheinlich, dass die Stadt zukünftig verschwinden wird. In Europa werden besonders die Niederlande, Belgien, Dänemark und nördliche Teile Deutschlands betroffen sein. Unsere direkten Nachbarn, die Niederlande, würden ohne Küstenschutzmaßnahmen größtenteils überschwemmt. Hast du vielleicht schon mal die skurrilen Bilder des Abschlussdeichs gesehen, der vor der niederländischen Küste erbaut wurde, um vor Überschwemmungen zu schützen? Auf der interaktiven Karte von Climate Central kannst du sehen, welche Orte noch in Europa und weltweit von Überflutungen bis 2100 betroffen sein werden. 

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WIE SCHÜTZEN WIR UNS ZUKÜNFTIG VOR HOCHWASSER?

Eine der größten Herausforderungen der Menschheit ist die Vermeidung von Fluten und Hochwasser durch den steigenden Meeresspiegel. Küstenschutzmaßnahmen wie der Bau von Dämmen und Toren sind eine Möglichkeit, Regionen vor Überschwemmungen zu schützen, aber sie können nur teilweise helfen und bekämpfen letztendlich nur die Folgen des Problems. Um konkret etwas zu verbessern, müssen aktive Klimamaßnahmen umgesetzt und Treibhausgasemissionen reduziert werden. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz spielen dabei eine Rolle, ebenso wie Wiederaufforstungen von Küsten- und Mangrovenwäldern. Sie absorbieren CO₂ aus der Atmosphäre und schützen vor Erosion. Maßgeblich ist aber vor allem auch die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene.

Der Meeresspiegelanstieg ist ein Thema, von dem wir alle direkt oder indirekt betroffen sein werden und globale Lösungen müssen gemeinsam mit Regierungen und NGOs umgesetzt werden.

Was du tun kannst

Der Meeresspiegelanstieg ist ein Thema, von dem wir alle direkt oder indirekt betroffen sein werden und globale Lösungen müssen gemeinsam mit Regierungen und NGOs umgesetzt werden.  Aber weil der menschengemachte Klimawandel der maßgebliche Auslöser dafür ist, kannst du auf Reisen einige Sachen umsetzen, die den Klimafußabdruck deines Urlaubs minimieren: 

  1. Reise klimafreundlich an. In Europa gibt es tolle Zugverbindungen, mit denen du dein Urlaubsziel erreichen kannst. Und auch am Reiseziel angekommen, kannst du dich nachhaltiger mit ÖPNV oder dem Fahrrad fortbewegen.
  2. Wähle eine nachhaltige Unterkunft. Mittlerweile gibt es viele Hotels, die lokale Produkte verwenden, sich sozial einsetzen und rundum umweltfreundlich sind. Verschiedene Siegel helfen dir bei der Wahl einer nachhaltigen Unterkunft.
  3. Versuche vor Ort, insbesondere bei Energie und Wasser zu sparen und mit Ressourcen bewusster umzugehen.

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