Queeres Reisen – 11 europäische Städte, in denen nicht nur einmal im Jahr Pride Month ist

© Charlott Tornow

von Simone Bauer

Unsere Welt wird immer bunter, doch mit Fortschritt kommt auch Rückschritt. Nicht überall ist man als angehörige Person der queeren Community herzlich willkommen. Dafür gibt es Orte in Europa, da werden wir umso lieber gesehen und können uns voll und ganz ausleben, ohne unsere sexuelle Orientierung verstecken zu müssen. Also pack nicht nur deine Badehose, sondern auch deine queere Clique oder deine gleichgeschlechtliche Partnerschaft ein: Ich habe dir elf LGBTQIA-freundliche Reiseziele in Europa zusammengestellt, an denen du ganz sicher nicht schief angeschaut wirst.

1. Santorini

querees Reisen, LGTBQIA-freundliche Reiseziele in Europa
© Jasmin Frey

Zugegeben, letzten Herbst habe ich nicht viele lesbische Touristinnen auf der griechischen Insel Santorini gesehen – dafür umso mehr Schwulenpärchen. Falls sich also die frauenliebenden Frauen bisher nicht dorthin getraut haben: Tut es! Hier gibt es gleich zwei absolut idyllische Hafenstädtchen (das etwas touristischere Firá und das exklusive Kreativenmekka Oia), aus jedem Café strömt eine unfassbar gute Playlist (Reggaecover von Achtziger-Jahre-Hits anyone?) und vor allem ist die griechische Insel für ihren Sonnenuntergang berühmt. Romantischer geht es nicht, weswegen Santorini auch eine beliebte Hochzeits- und Flitterwochendestination ist. Aber meidet unbedingt die Hauptsaison! Man kann auf Santorini nicht wirklich ausgayen, dafür im Blue Note (zwischen Firá und Oia) ganz hervorragend mit Meeresblick zu jeder Tageszeit mit dem Partner seiner Wahl speisen.

2. München

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© Jasmin Frey

Eigentlich ist es ein Mysterium, warum es ausgerechnet in Deutschland bis 2015 dauerte, um die "Ehe für alle" einzuführen, denn die Dichte an homofreundlichen Städten ist extrem hoch. Neben den Hochburgen Köln und Berlin besticht aber vor allem München mit seinem künstlerischen Glockenbachviertel. Hier reiht sich Schwulenclub an Schwulenbar. Schon Freddie Mercury wusste, wo man ausschweifend Münchner Nächte feiern konnte, beispielsweise in der heutigen nicht mehr ganz so queeren Paradiso Tanzbar. Für frauenliebende Frauen veranstaltet das 8below regelmäßig Feten. Darüber hinaus bietet für pandemiefreundliche Dates vor allem der Englische Garten, der mit seinen 375 Hektar einer der größten Parkanlagen der Welt ist, mehr als nur lauschige Fleckchen. Es gibt kaum eine Abbiegung ohne liebreizende Brücke oder wild verwachsenes Bänkchen. Jetzt, wo langsam wieder Normalbetrieb herrscht, locken kleine Eiswägelchen zu einem geteilten Eis Hand in Hand, und irgendwo spielt garantiert ein Saxophonspieler "Sway".

3. Lissabon

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© Jasmin Frey

Wenn sich schon eine der größten Schwulenikonen von einer Stadt zu einem Album inspirieren lässt, ist dein nächstes Reiseziel wohl klar. Madonna zog für die Jungfußballerkarriere ihres Sohnes nach Lissabon und fand in der Tejo Bar ihre neue Richtung. "Madame X" wird daher von verschiedensten Elementen portugiesischer Kultur dominiert. Die Tejo Bar ist inzwischen Geschichte, aber kein Problem – du kannst dich auch bei anderen Anlaufstellen im Nachtleben überaus wohlfühlen. Allein das schummrige Licht in den Restaurants und Fadoclubs (beispielsweise in der Coimbra Taberna, wo auch ein gleichgeschlechtliches Paar herzlich aufgenommen wird) lässt einen ganz tief eintauchen – und so wird man die Erinnerungen an diese Stadt auch niemals wieder los.

4. Amsterdam

© Jasmin Frey

Die Amsterdam Pride ist eine der wohl spektakulärsten Veranstaltungen im queeren Kalender. Kein Wunder: Statt auf Trucks zwar ebenfalls eindrucksvoll für die eigenen Rechte (und die Rechte auf Party) zu demonstrieren, werden hierfür Boote bestiegen – was auch die Luft deutlich weniger verschmutzt. So verwandeln sich die Grachten im Sommer wieder zum place to be – 2021 zum 25. Mal! Auch sonst ist Holland für Homos immer eine Reise wert. Hier wird niemand angegafft für die Wahl des eigenen Händchenhaltpartners. Samstags gibt es einen Gay Pub Crawl, aber man kann auch einfach durch die Straßen im Stadtkern laufen – die Bars sind mehr als offensichtlich als solche gekennzeichnet. Ich war bei meinem allerersten Besuch in der Stadt damals schon absolut begeistert davon, wie viele gleichgeschlechtliche Paare offen ihre Liebe zur Schau stellten, und komme deswegen auch außerhalb der Pride Week immer gerne in die Niederlande zurück.

5. Reykjavík

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© Jasmin Frey

Ach, Island. Manche schätzen die Idylle, dass man ungestört viel Zeit zu zweit in der wunderschönen Natur verbringen kann. Roadtrip und Freiheit, du weißt schon. Ich schätze das beeindruckende Aufkommen an Crossfitterinnen, das merkwürdigerweise vor allem auf diesem Inselstaat sehr groß ist. Eines der LGBT-freundlichsten Länder der Erde hat dementsprechend kein eigenes queeres Viertel. In der Hauptstadt gibt es nur zwei queere Bars: Kiki und Curious. Alle anderen Clubs sind nämlich so inklusiv, dass einfach alle Feiernden gleich sind. Und so soll es ja auch sein!

6. London

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© Jasmin Frey

Wenig überraschend führe ich hier London auf. Es scheint, als würde die ganze Stadt fiebrig darauf warten, endlich zum 1. Juni die Regenbogenflaggen in die Schaufenster zu hängen. London ist so queerfreundlich, dass man auch jedem Franchise abnimmt, nicht nur aus Marketinggründen zu zelebrieren. Zudem ist Brighton, die britische Hauptstadt der Queers, nur eineinhalb Zugstunden (pro Fahrt etwa 24 Pfund) entfernt. Hier wird die Pride regelmäßig zu einem Popfestival mit gigantischen Acts ausgeweitet. Leider wurde das Happening für 2021 bereits abgesagt, doch die Londoner Pride im September könnte stattfinden. Zur Afterparty geht’s nach Soho, zum Beispiel in die legendäre G-A-Y Bar. Die älteste Location ist die Royal Vauxhall Tavern, deren britischer Charme mit Bingoabenden komplimentiert wird.

7. Gent

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© Jasmin Frey

Belgien war das zweite Land überhaupt, das die "Homoehe" legalisierte – und zwar im Jahre 2003. Neben Zielen wie Brüssel oder dem hippen Antwerpen, die auf der Hand liegen, empfehle ich Gent. Wie schön ist denn bitte die mittelalterliche Architektur? Die verkehrsberuhigte Innenstadt lädt zum Flanieren ein und rund um das Riesenrad findet im Winter ein romantischer Weihnachtsmarkt statt. Auch ansonsten ist Knutschen in luftiger Höhe ein Muss! Der Adonis Gay Club besticht nicht nur mit talentierten Stripperinnen, sondern auch mit eigenem Pool.

8. Vesterålen

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© Jasmin Frey

Bei der Rainbow Europe Map belegte Norwegen bereits Platz 1, auch beim SPARTACUS Gay Travel Index liegt das Land meist weit vorn. Die Rechtslage für die LGBTQIA-Community war stets sehr progressiv. So musst du dir keine Sorgen machen, wenn du mit deinem/r Partner*in bei der Huskyschlittenfahrt eine Decke teilst. Süße Dating-Idee: In Vesterålen, das Teil einer Inselgruppe vor der norwegischen Küste ist, gibt es die Möglichkeit, gemeinsam Wale zu bestaunen. Und das zu jeder Jahreszeit! Alle Männer, die keine Lust auf Frost haben, können in der Saunahuset Hercules in Oslo täglich auf vier Etagen saunieren.

9. Barcelona

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© Jasmin Frey

Austern essen kann ja jede*r im Liebesurlaub (und Seafood gibt es in der spanischen Hauptstadt ohnehin überall zu genießen), aber wusstest du, wie unfassbar lecker die Oliven in Barcelona sind? Ja, ich war genauso erstaunt. Unbedingt probieren! Auch ansonsten lohnt sich ein Besuch in der Stadt und wenn's nur mit der "chosen family" ist. Schwules Publikum wird übrigens besonders zum Strandabschnitt Mar Bella geladen, inklusive der legendären Schwulenbar Ciringuito BeGay.

10. Wien

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© Jasmin Frey

Wien ist so kosmopolitisch wie divers. Man kann durch Schönbrunn schlendern und dabei die besten Melonpans diesseits von Japan essen (von Chan o Ma!), man kann aber genauso ins retroatmosphärische Cirque Rogue tänzeln und auf der "Open Stage" Burlesque-Acts bestaunen. Die Dragszene ist ebenfalls nicht zu verachten (erste Anlaufstelle: "Dragaholic" im Why Not). Und Wien bei Nacht soll man ja sowieso einmal erlebt haben!

11. Isle of Skye

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© Jasmin Frey

Schottland schätzt seine queere Community sehr. Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft werden Positionen aus jedem Teil des Spektrums bekleidet. Und ja, was nach der Stammkneipe aus "The L Word" klingt, ist auch queeres Programm in der schottischen Hauptstadt: Der Planet bietet DJs und Dragshows nebst Speis' und Trank. Danach geht es weiter ins naheliegende CC Blooms. Aber es muss nicht immer Edinburgh sein, wenn man als Mitglied der Szene nach Schottland reist. Denn herzlich aufgenommen wird man überall. Die Isle of Skye erreicht man über eine Brücke von der Nordwestküste aus. Hier hat man die Wahl, was man erleben möchte: Fischerdorfromantik oder auf den Pfaden der Royals verschiedener Jahrhunderte pilgern? Ich sage: Warum entscheiden? Alles ist möglich –außer Haggis!

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