11 schöne, leckere und gruselige Weihnachtstraditionen aus Europa
Überall in Europa sitzen in diesen Tagen Menschen mit ihren Liebsten zusammen, um die Feiertage zu feiern. Doch Weihnachten wird in den verschiedenen Ländern Europas ganz unterschiedlich zelebriert. Und weil es gerade zum Fest der Liebe schön ist, über den eigenen Baumschmuck hinauszuschauen, stellen wir euch einige der spannendsten Weihnachtstraditionen Europas vor. Von der finnischen Weihnachtssauna über die spanische Weihnachtslotterie bis zur Legende der Weihnachtsspinne in der Ukraine – diese 11 Traditionen werden dich sicher zum Schmunzeln bringen!
1. Der Festive Dip in Großbritannien
Die Lichter blitzen, die Glocken klingen und der (vegane) Braten ist im Ofen – aber bevor es ans Festessen geht, heißt es erstmal: Ab ins kalte Wasser! Das klingt seltsam? In Großbritannien ist es jedoch eine beliebte Weihnachtstradition. Bei den Festive Dips rennen Menschen verkleidet in Weihnachts- oder Rentierkostümen in eiskalte Wellen, oft angefeuert von einem jubelnden Publikum. Viele Veranstaltungen sammeln auch Spenden für wohltätige Zwecke. Der BBC hat hier eine tolle Übersicht von Dips, die am 24. oder 25. Dezember überall in Großbritannien stattfinden – fall du die Feiertage auf der Insel verbringst und das Spektakel selbst erleben möchtest.
2. Der österreichische Weihnachtsteufel Krampus
In Österreich ist im Advent nicht alles Friede-Freude-Weihnachtsbaum. Einen Tag vor Nikolaus schaut nämlich der wilde Krampus bei den Kindern vorbei, die im vergangenen Jahr nicht brav genug waren, um am 6. Dezember die Schuhe gefüllt zu bekommen. Der Krampus ist keine schöne Gestalt, meistens kommt er über und über behaart, zottelig und mit Hörnern daher und sieht aus wie der Teufel. Wenn du in der Zeit rund um Weihnachten in Österreich Urlaub machst, kann es sein, dass du an einem Perchtenlauf vorbeikommst. Dabei verkleiden sich Einheimische und gehen verkleidet und mit aufwendigen Masken, begleitet von leutem Kettenrasseln und Glockengebimmel durch die Straßen. Dabei jagen sie den Anwesenden einen Schrecken ein und idealerweise auch die Geister des Winters weg. Wir sprechen aus eigener Erfahrung: Das finden nicht nur Kinder gruselig.
3. Die grauslige Weihnachtskatze in Island
Die isländischen Weihnachtstraditionen unterscheiden sich an vielen Stellen von denen im restlichen Europa. In Island werden die Kinder in den Tagen vor Weihnachten von 13 Weihnachtsgesellen besucht, die den Rest des Jahres mit ihrer gruseligen Mutter Grýla versteckt in den Bergen lebt. Grýla hat außerdem eine riesige, bösartige schwarze Katze – die Weihnachtskatze. Am Heiligabend zieht diese durch das Land auf der Suche nach Menschen, die keinen neuen Kleidungsstücken zu Weihnachten bekommen haben. Je nach Überlieferung frisst die Weihnachtskatze entweder die unglücklichen Menschen selbst oder schnappt sich einfach ihr Essen.
3. Die Legende der Weihnachtsspinne in der Ukraine
Nach einem alten Volksmärchen lebte einmal eine Witwe alleine mit ihren Kindern in bitterer Armut. Die Kinder wünschten sich nichts so sehr wie den Weihnachtsbaum prächtig geschmückt zu sehen, doch dafür war die Familie zu arm. In der Nacht vor Weihnachten umhüllten Spinnen den Baum mit ihren Netzen und als die Kinder morgens hinunter in die Stube kamen funkelte er gar herrlich in der Morgensonne. Und siehe da – die Spinnweben hatten sich in Fäden aus Gold und Silber verwandelt! Diese Geschichte existiert in vielen Varianten und wegen ihr werden in der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern zu Weihnachten Spinnen als Schmuck in den Baum gehängt. Es wird auch vermutet, dass Lametta als Baumschmuck auf dieser Tradition beruht.
4. Tió de Nadal in Katalonien
In Katalonien gibt es eine ulkige Weihnachtstradition, der die Kinder in den Wochen vor dem Fest beschäftigt hält. Einem toten Baumstamm wird ein Gesicht aufgemalt, zwei Beine angeklebt und eine rote Mütze aufgesetzt. Dann wird er von Maria Empfängnis, am 8. Dezember, bis Weihnachten von den Kindern mit Obst oder Brot gefüttert. Damit sich der Tió, spanisch für Onkel, nicht erkältet, wird er immer mit einer Decke zugedeckt. Die Eltern erzählen ihren Kindern, dass der Tió, wenn er brav gefüttert wird, kleine Süßigkeiten ausscheidet, die dann unter der Decke liegen. Bevor die Kinder an Heiligabend aber an die Süßspeisen ran dürfen, verprügeln sie den Tió noch mit Stöcken, wobei sie regional unterschiedliche Lieder singen. Na, bon Nadal!
5. Das Pepperkakebyen-Lebkuchendorf in Norwegen
Die Stadt Bergen an der Südwestküste Norwegens präsentiert jedes Jahr ab Mitte November die weltgrößte – und angeblich schönste – Pfefferkuchenstadt. Alle Häuser, Straßen, Autos, Züge und Boote des Miniatur-Bergens sind aus echtem Pfefferkuchenteig gebaut. Seit 1991 helfen die Menschen aus Bergen, die Kindergarten- und Schulkinder sowie viele Firmen, dieses rekordverdächtige Pfefferkuchen-Kunstwerk zu erschaffen. Wenn du im Winter in Norwegen bist, darfst du Pepperkakebyen nicht verpassen!
6. Oblaten teilen in Polen
Bei den vielen tollen Weihnachtstraditionen in Polen käme sogar der Grinch in Festtagsstimmung. Neben vielerlei Bräuchen beim Dekorieren, Essen und sogar der Sitzordnung ist eine der schönsten die des Oblatenteilens. Selbst in nicht-christlichen Familien wird nach dem Festmahl jedem Familienmitglied ein Blatt gereicht – auch Tiere werden nicht ausgeschlossen! Reihum bricht jede*r sich ein Stückchen der Oblate ab und teilt sie so nach und nach mit allen Anwesenden, wobei man sich gegenseitig Wünsche ausspricht. Das Ganze kann je nach Größe der Gruppe eine Weile dauern, stärkt jedoch immer aufs Neue den Familienzusammenhalt.
7. Die spanische Weihnachtslotterie
Am 22. Dezember ist ganz Spanien im Ausnahmezustand. An diesem Tag findet die "Sorteo de Navidad" statt, die Weihnachtslotterie. Das erste Mal wurde sie 1812 durchgeführt, um Geld für Waffen anlässlich des spanischen Unabhängigkeitskrieges gegen Napoleon zu sammeln. "Sorteo de Navidad" ist die größte Lotterie der Welt, gemessen an der ausgeschütteten Gesamtsumme – 2019 wurden insgesamt 2,38 Milliarden Euro Gewinne ausgespielt. Kein Wunder also, dass beinahe zwei Drittel aller Spanier*innen an der Lotterie teilnehmen. Während der Ziehung ist Stille auf den Straßen, alle Menschen sitzen zu Hause oder in Bars gespannt vor dem Fernseher. Aufgrund des Systems der Lotterie gewinnen meist nicht Einzelpersonen, sondern Gemeinschaften, sodass ganze Dörfer ein vorzeitiges Weihnachtswunder erleben können.
8. Nachtisch aus 13 Desserts in Frankreich
Frankreich ist ja für seine edle Küche bekannt und so ist auch diese Weihnachtstradition aus der Provence ein kulinarisches Erlebnis. Am Ende des eh schon üppigen Weihnachtsfestmahls werden als ritueller Höhepunkt des Abends sage und schreibe 13 Desserts serviert – eines für Jesus und jeden der Apostel. Jeder der vier Orden der Katholischen Kirche bekommt eine festgelegte Süßspeise, die übrigen variieren von Familie zu Familie. Nougat, kandiertes Obst und Brioche sind aber fast immer dabei. Der Brauch gebietet, dass Gäste jedes Dessert probieren müssen, damit die Familie und ihre Besucher*innen im nächsten Jahr Glück erwarten können. Also unbedingt bei der Hauptspeise noch Platz lassen!
9. Der Luciatåg in Schweden
Am 13. Dezember ist in Schweden und anderen skandinavischen Ländern der Gedenktag der heiligen St. Lucia, auch Märtyrerin Lucia von Syrakus genannt. Bis zur Einführung des Gregorianischen Kalenders 1752 galt dieser Tag auch als der kürzeste und daher dunkelste Tag des Jahres. So passt es, dass beim Luciafest Licht eine besonders wichtige Rolle spielt. Ein Mädchen, das die Lucia spielt, führt eine Prozession von Kindern mit Kerzen in der Hand an. Sie trägt einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Lange bevor die Kindern in Sichweite sind, kann ihr Gesang gehört werden. Der Ursprung des Brauches ist die folgende Legende: St. Lucia brachte Christen, die sich in römischen Katakomben versteckten, heimlich Essen. Damit sie dabei beide Hände frei hatte, trug sie die Kerze auf dem Kopf. Heute findet der Brauch überall in Schweden statt, in Kindergärten, in Schulen, in den Arbeitsstätten und in der Öffentlichkeit.
11. Joulusauna in Finnland
Es wäre nicht Finnland, wenn nicht auch bei den Weihnachtstraditionen Sauna eine große Rolle spielen würde. Die Weihnachtssauna wird speziell vorbereitet, Sauna und Teilnehmer*innen vorher ausgiebig gereinigt und auch Tannenzweige im Aufguss dürfen nicht fehlen. Der Saunagang mit der Familie stellt den Auftakt der Feierlichkeiten dar, findet also vor dem großen Essen und der Bescherung statt. Manche sagen auch, dass die Sauna vor dem Abend frei sein muss, um Platz für Weihnachtsgeister zu machen.
Redaktion