11 wichtige Apps & Gadgets für eine Langstreckenwanderung

© Robert Penaloza | Unsplash

Unglaubliche 49.000 Kilometer hat Christine Thürmer schon auf ihren Langstreckenwanderungen zurückgelegt. Als wir uns zum Interview verabredeten, hat sie mir über ihre schönsten und verrücktesten Draußen-Erlebnisse und das Glück des Weitwanderns erzählt. Immer wieder kam dabei aber auch ihre Begeisterung für Digitales zur Sprache. Denn anders als viele Reisende ist Christine nicht der Meinung, dass sich das Smartphone ausschließlich negativ auf die eigene Reiseerfahrung auswirkt, sondern in puncto Tourenplanung, Navigation und On-Walk-Entertainment richtig hilfreich sein kann: "Wer schon einmal bei heftigem Regen stundenlang eine einsame Landstraße entlang gelaufen ist, wird nachvollziehen können, was ein gutes Hörbuch oder ein Telefonat mit den Liebsten zu Hause ausmacht!"

Damit auch du deine eigene mehrtägige Wanderung perfekt planen kannst, habe ich Christine nach ihren Empfehlungen für eine optimale digitale Ausstattung gefragt und sie hat mir ihre 11 wichtigsten digitalen Gadgets für unterwegs verraten. Wenn du dich noch intensiver vorbereiten willst, findest du in ihrem neuen Buch Weite Wege Wandern noch mehr hilfreiche Tipps und sogar ein ganzes Kapitel, das sie der digitalen Wanderrevolution gewidmet hat.

1. Ein Smartphone, um informiert zu bleiben

"Digital Detox durch Handyverzicht ist sicherlich heilsam für gestresste Tagesausflügler, aber auf Langstrecke wird das Smartphone die Nabelschnur zur Welt – und zwar nicht nur, weil es einen mit Wetterberichten, Busfahrplänen und Hotelbuchungsportalen versorgt. Denn egal, wie schlecht das Wetter oder wie öde der Trail ist, nachdem ich einen Freund angeskypt und eine halbe Stunde rumgejammert habe, geht es mir deutlich besser. Dazu liefert das Handy auch noch ein Unterhaltungsprogramm in Form von Hörbüchern, Podcasts und Videos und ist ein unerlässliches Backup für die Navigation. Damit das aber alles auch so funktioniert, muss man das Smartphone mit entsprechendem Zubehör und Apps entsprechend aufrüsten."

2. Kopfhörer mit Kabel und Mikro, um Kontakt zu halten

"So schick und praktisch wireless earphones im normalen Leben auch sein mögen, sie ziehen mehr Akku als Kopfhörer mit Kabel. Und das bedeutet auf Tour mehr Gewicht für die Powerbank. Daher braucht das perfekte Outdoorhandy unbedingt einen Klinkenanschluss für die Kopfhörer. So kann man dann beim Laufen ganz einfach händefrei telefonieren. Und das ist wichtig, um auch langfristig nicht den Anschluss an den Freundes- und Bekanntenkreis zu Hause zu verlieren. Der Vorteil für die in der Heimat Zurückgebliebenen: Als Langstreckenwanderin bist du quasi jederzeit erreichbar, denn in der Regel bist du von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf den Beinen und hast beim Laufen genügend Ruhe und Muse für ein ausgiebiges Telefonat."

3. Hörbücher und Podcasts gegen Langeweile

"Auch wenn durch die vielen tollen Fotos in Outdoor-Werbung und auf Social Media dieser Eindruck entsteht, nicht jede Etappe ist idyllisch oder gar spektakulär. Auf einer Weitwanderung geht es auch mal stundenlang an Forstautobahnen oder vielbefahrenen Straßen entlang. Gerade Solo-Wanderer sollten sich Hörbücher, Podcasts oder motivierende Musik mitnehmen, um sich bei langweiligen Streckenabschnitten bei Laune zu halten. Lenkt das nicht vom Naturerlebnis ab? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, aber selbst bei sechs Stunden auditiver Smartphone-Nutzung lauscht man anschließend immer noch 18 Stunden lang dem Rauschen der Blätter im Wind und den röhrenden Hirschen."

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© Markus Spiske | Unsplash

4. Apps, um unterwegs Fotos zu bearbeiten

"Auch wenn ihr absolute Foto-Nerds seid, empfehle ich euch, die große Spiegelreflexkamera aus Gewichtsgründen zu Hause zu lassen. Damit ihr nach eurer Rückkehr trotzdem tolle Aufnahmen von eurer langen Wanderreise zeigen könnt, empfehle ich euch stattdessen lediglich mit dem Handy zu fotografieren und die Fotos mit einem Fotobearbeitungstool wie  beispielsweise Snapseed oder Lightroom upzugraden."

5. Eine Navigations-App, um nicht die Orientierung zu verlieren

"Auf einer Langstreckenwanderung sollte eine Navigations-App nicht fehlen. Weil du dich meistens fernab der Zivilisation befindest, ist es wirklich wichtig, dass diese über Offline-Karten verfügt, die auch unabhängig vom Handynetz funktionieren. Kostenlose Apps wie Oruxmaps oder Locus sind dabei kostenpflichtigen Anbietern wie Komoot oder Outdooractive sogar überlegen! Und noch ein Tipp: Für besonders populäre Wege gibt es sogar spezielle Trail-Apps. Vorreiter sind hier die US-amerikanischen Guthook-Apps von Atlas Guides, die es mittlerweile nicht nur für die US-Trails, sondern auch für immer mehr europäische Destinationen gibt. Offline werden darin nicht nur die Kartenausschnitte entlang des Weges gezeigt, sondern auch alle markanten Wegpunkte mit Kilometrierung und Höhenangaben, teilweise sogar mit Fotos und Bemerkungen. Dazu kommen Angaben zu Wasserstellen sowie Einkaufs- und Unterkunftsmöglichkeiten. Da die Nutzer online Kommentare abgeben können, sind die Informationen besonders aktuell und zeigen die Einschätzungen anderer Wanderer."

6. Ein GPS-Gerät als Orientierungs-Back-up

"Egal, für welche Navigations-App man sich letztendlich entscheidet oder, ob man ganz old school mit Karte und Kompass navigiert, einen Grundsatz sollte jeder Weitwanderer befolgen: Immer mindestens zwei voneinander unabhängige Navigationssystem dabeihaben! Ein GPS-Gerät, das ausschließlich für die Outdoor-Navigation optimiert ist, verbraucht beispielsweise weniger Strom und ist robuster als ein Smartphone, das sich aufgrund des größeren Displays eher für die morgendliche Tagesetappenplanung eignet."

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© Anastasia Petrov | Unsplash

7. Batterien für endlose Power

"Beide Navigationssysteme sollten auch in der Energieversorgung voneinander unabhängig sein. Denn sonst kann zum Beispiel eine defekte Powerbank zum Totalausfall führen. Daher ist es ratsam, das GPS-Gerät mit normalen Alkaline-Batterien aus dem Supermarkt und nicht mit Akkus zu betreiben. Letzteres ist nämlich weniger effizient und würde zudem noch Mehrgewicht für ein spezielles Ladegerät bedeuten."

8. Eine verlässliche Powerbank

"Auch wenn es deine schwerste Gewichtssünde darstellt, eine 20.000 mAh Powerbank ist trotz ultraleichter Ausrüstung notwendig. Bis zu einer Woche kannst du damit Routen ohne Steckdosen-Möglichkeit problemlos überbrücken. Ein Solarpanel zur Stromerzeugung würde inklusive allem Zubehör in etwa genauso viel wiegen, ist aber leider bei Weitem nicht so bequem und zuverlässig. Denn selbst wenn die Sonne scheint, muss das Panel für eine gute Energieernte optimal ausgerichtet sein – und das ist hinten auf dem Rucksack in der Regel nicht der Fall."

9. Ein Dual-Port-Ladegerät, um keine Zeit zu verschwenden

"Um auch bei kurzen Zwischenstopps an der Steckdose wie zum Beispiel beim Mittagessen im Restaurant möglichst effizient Strom tanken zu können, ist ein Schnell-Ladegerät mit zwei Anschlüssen, sowohl für deine Powerbank als auch dein Smartphone, auf einer Langstreckenwanderung sehr praktisch."

10. Kurze Ladekabel, um Gewicht zu sparen

"Kurze Ladekabel sparen Gewicht! Leider gibt es aber weder für die Schnellladetechnologie noch für die Kabel und USB-Anschlüsse einen einheitlichen Standard, sodass man sich die schnellste und gleichzeitig leichteste Kombination für den eigenen Anwendungsfall recherchieren muss. Am besten probiert man vor dem Start der Langstreckenwanderung mit einem USB-Messgerät aus, ob sich Ladegerät, Kabel und die eigene Elektronik optimal verstehen und beide Anschlüsse auch bei gleichzeitiger Nutzung genug Ampere liefern."

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© Patrick Schopflin | Unsplash

11. OSM-Karten, um dich jederzeit zu verorten

"Je länger die Wanderstrecke wird, desto weniger praktikabel ist die Navigation mit Karte und Kompass. Papierkarten werden dann schlichtweg zu schwer und belasten das Budget zudem noch stark, wenn man sie unterwegs kaufen muss. Doch glücklicherweise gibt es mit dem freien Projekt OSM (OpenStreetMap) eine hervorragende digitale und vor allem kostenlose Alternative! Seit 2004 sammeln die Mitglieder von OSM Geodaten, bearbeiten sie und stellen die Karten dann der Öffentlichkeit kostenlos im Internet zur Verfügung. Zurzeit beteiligen sich 5,3 Millionen Menschen daran, von denen zwei Drittel aus Europa stammen. Da OSM-Karten logischerweise umso besser und genauer sind, je mehr Datensammler in einer Region unterwegs sind, ist Europa hervorragend abgedeckt. Mittlerweile stellen außerdem immer mehr offizielle Stellen – von nationalen Landesvermessungsämter bis hin zur NASA – Rohdaten oder sogar aufbereitete Karten kostenlos für die private Nutzung zur Verfügung. Für die Planung am heimischen PC oder die Navigation unterwegs kann man speziell für Wanderer aufbereitete OSM-Karten gratis herunterladen."

Vielen Dank Christine!

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