Mit dem Zug, E-Auto oder Fahrrad – 3 Reiserouten durch die Schweiz
Die Schweiz gehört für mich zu den schönsten Reisezielen Europas. Obwohl das Land flächenmäßig vergleichsweise klein ist, ist es landschaftlich unglaublich vielfältig. Vom Südwesten bis in den Nordosten ziehen sich beeindruckende Bergmassive durch die Landschaft, die erwandert und entdeckt werden wollen. Davor breitet sich nach Norden ein Teppich aus Seen aus, einer schöner als der andere. Und ganz im Süden, im Tessin, säumen Palmen die Promenaden und lassen mediterranes Flair aufkommen. Da ist es schwierig, sich auf eine Route für eine Erkundungstour festzulegen. Ich empfehle dir drei verschiedene Reiserouten durch die Schweiz – mit dem Zug, dem E-Auto oder dem Fahrrad, je nachdem, was dein liebstes Verkehrsmittel ist.
Mit dem Zug
Entspannter kannst du nicht durch die Schweiz reisen: Die sogenannte "Grand Train Tour of Switzerland" bietet auf 1280 Schienenkilometern unglaubliche Aussichten auf Berge, Täler und Schluchten und führt einmal durch die komplette Schweiz. Wenn du dich für eine Bahntour durch die Schweiz entscheidest, brauchst du lediglich ein einziges Ticket und zwar den Swiss Travel Pass. Alle Infos zu dem Fahrausweis sowie Sitzplatzreservierungen findest du hier.
Es gibt verschiedene Sonderzüge und Etappen, von denen ich dir drei vorstellen möchte. Die erste Etappe führt dich von Zürich – dem perfekten Ausgangsort für deine Tour – nach Luzern und mit dem Panoramazug vorbei am Vierwaldstättersee und dem Brienzersee nach Interlaken. Wenn du Zeit hast, solltest du von Interlaken aus mit der Bahn einen Abstecher in die Jungfrauregion und nach Lauterbrunnen machen. Der kleine Ort liegt am Eingang eines spektakulären Tals und wird von Wasserfällen flankiert.
Die zweite Etappe führt dich in nur etwas unter vier Stunden von Interlaken nach Montreux, wobei du die 4000er Berge der Jungfrauregion hinter dir lässt und im französischsprachigen Montreux auf Weinberge und mediterranes Flair am Genfersee trifft. Seit Dezember 2022 kannst du die Strecke mit dem GoldenPass Express ohne Umstieg zurücklegen. Dabei sind in der Reiseklasse "Prestige" die Fenster so groß, dass du das Gefühl hast, mit der Landschaft zu verschmelzen.
Die dritte Etappe hat es landschaftlich nochmal richtig in sich, denn es geht von Montreux durch das Rhônetal nach Visp. Hier steigst du in die Matterhorn Gotthard Bahn um, die sich durch das schmale Nikolai-Tal schlängelt. In knapp einer Stunde überwindet die Bahn 900 Höhenmeter und am Ende wartet das spektakuläre Matterhorn bei Zermatt auf dich, wo du durch die autofreie Stadt flanieren kannst. Dein Bahnabenteuer muss hier aber noch nicht zu Ende sein, denn du kannst in die Gornergratbahn umsteigen und dich bis auf 3100 Meter Höhe bringen lassen.
Mit dem E-Auto
Die Grand Tour of Switzerland gibt es nicht nur als Bahnerlebnis, du kannst die Strecke auch mit dem Auto oder Motorrad nachfahren. Das Besondere: Es gibt eine sogenannte E-Grand Tour, also eine Roadtrip-Route für Elektrofahrzeuge. Wie cool ist das denn!? Entlang der 1600 Streckenkilometer befindet sich ein dichtes Netz von Ladestationen – so musst du keine Angst haben, dass du plötzlich ohne Strom dastehst.
Auch diese Tour beginnt in Zürich, diesmal fährst du aber in die andere Richtung nach Osten. Das erste Highlight dieser Etappe ist der tosende Rheinfall, der größte Wasserfall Europas. Während das Wasser hier unbändig sprudelt, wird es am Bodensee etwas gemächlicher. Vorbei an St. Gallen gelangst du nach 173 Kilometer an dein erstes Ziel, das ländliche Appenzell.
Die zweite Etappe ist mit 199 Kilometern etwas länger und führt dich über Chur, der ältesten Stadt der Schweiz, ins schicke St. Moritz. Auf dieser Strecke gibt es einige Highlights: Chur liegt an der Rheinschlucht, die auch der Grand Canyon der Schweiz genannt wird. Entlang des sagenhaft blauen Wassers kannst du wandern gehen oder dir ein Kajak ausleihen und dich im Raften probieren. Eines meiner Highlights hier ist der sogenannte Wasserweg Trutg dil Flem, ein 12 Kilometer langer Wanderweg, auf dem du das UNESCO Welterbe Sardona entdecken kannst. In dieser Tektonikarena haben sich vor Millionen von Jahren die Alpen gebildet, als die Kontinentalplatten Afrikas und Europas aufeinander geprallt sind.
Im luxuriösen St. Moritz kannst du dich erstmal verwöhnen lassen, bevor es von 1800 Höhenmetern runter auf 240 Meter geht. Denn die dritte Etappe führt dich ins Tessin, wo du vermutlich kurz überlegen musst, ob du nicht durch ein Portal nach Italien gefahren bist. Hier treffen Schweizer Gemütlichkeit auf mediterranes Dolce Vita, blaue Seen auf immergrüne Palmen. Der Kanton liegt ganz im Süden der Schweiz, hier sind die Berge zwar auch hoch, aber selten mit Schnee bedeckt. Am Ende dieser Etappe kannst du die Füße hochlegen und die Seele baumeln lassen – oder deinen Roadtrip auf der E-Grand Tour fortsetzen.
Mit dem Bike
Die Schweiz hat nicht nur ein fantastisch ausgebautes Straßen- und Bahnnetz, durch das kleine Alpenland ziehen sich auch sage und schreibe 12.000 Kilometer ausgeschilderte Radwege. Egal, ob du entspannt radeln, mit dem Mountainbike die Berge erklimmen oder als Rennfahrer*in Strecke machen willst – auf den Radwegen kannst du die Landschaft in deinem Tempo entdecken, musst dich nicht von hupenden Autofahrer*innen hetzen lassen und kannst halten, wann du willst, um die Aussicht zu genießen.
Eine schöne Tour führt in 10 Etappen und 510 Kilometern vom Genfersee im Südwesten einmal quer durch die Schweiz bis zum Bodensee im Norden. Die sogenannte Seen-Route ist perfekt für all jene, die die Schweiz relativ entspannt und fernab von steilen Alpenpässen erkunden wollen, denn die Strecke ist größtenteils flach und wartet nur mit wenigen kräftezehrenden Anstiegen auf. Und wenn du mal geschafft bist, kannst du dich direkt in einem der vielen Seen abkühlen.
Die Tour startet im schicken Montreux am Genfersee, führt durch Naturparks, Voralpentäler und vorbei an pittoresken, alten Dörfern. Du erreichst den türkisfarbenen Thuner- und Brienzersee von Süden aus und kommst dabei an Interlaken vorbei. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum vielarmigen Vierwaldstättersee bei Luzern, eine meiner Lieblingsstädte in der Schweiz. Danach folgt ein See auf den nächsten: Zugersee, Ägerisee, Sihlsee, Zürichsee. Nach knapp zehn Tagen tut sich dann ein flaches Flussdelta vor dir auf, das dich auf flachem Gelände bis zu deinem Zielort, Rorschach am Bodensee, bringt.